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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Gesichtern und Stimmen und kleinen Szenen aus einem imaginären Leben gegenüber, wo es diese Dinge gab, und ohne Grund und Sinn trauerte sie, als hätte sie sie verloren. Es war die Entdeckung, wer und was sie war, die diese Gefühle auslöste, sagte sie sich schließlich. Es war die Verpflichtung, die ihr auferlegt worden war, die Verantwortung, die sie trug, die sie mit diesem Gefühl der Einsamkeit und des Alleinseins umgab. Für sie gab es nichts, als von Morrowindl zu fliehen, das Schicksal des Elfenvolkes zu beschließen und mit den Schrecken, von denen sie jetzt wußte, zu Rande zu kommen. Nichts in ihrem Leben schien mehr einfach, und die normale Hoffnung auf eine Zukunft mit einem Ehemann und Kindern war so weit entfernt wie die Heimat, die sie zurückgelassen hatte.
    Sie zwang sich jedoch, die Möglichkeit zu überdenken - vielleicht wurde dieser Gedanke auch durch das Bedürfnis hervorgerufen, irgendeinen Sinn in dem allem zu finden, was über sie gekommen war -, daß ihr von Allanons Schatten, von Ellenroh und genauso durch die Vorsehung vielleicht auch aufgetragen war, für ihr Volk sowohl Mutter als auch Frau zu sein, es als ihre Familie anzunehmen, es zu behüten, zu leiten und zu schützen und sein Leben zu überwachen, solange ihr eigenes währte. Ihr Geist wurde leicht, und ihr Empfinden den Dingen gegenüber immer klarer, denn sie hatte jetzt drei Tage lang kaum geschlafen, und ihre physische und psychische Kraft war erschöpft. Sie war nicht sie selbst, konnte sie argumentieren, und doch hatte sie sich in Wahrheit vielleicht gefunden. Es war Sinn in allem, und auch hierin mußte Sinn sein. Sie war ihrem Volk zurückgegeben worden, ihr war die Verantwortung darüber übertragen worden, ob es leben oder sterben sollte, und sie war zu seiner Königin gemacht worden. Sie hatte die Magie der Elfensteine entdeckt und Kontrolle über ihre Macht erlangt. Ihr war etwas erzählt worden, was niemand sonst wußte - die Wahrheit über die Herkunft der Schattenwesen. Warum? Sie zuckte im Geiste die Achseln. Warum nicht, wenn es keinen Unterschied machte? Nicht so sehr, was die Schattenwesen betraf, obwohl sie die Probleme und Lösungen nicht losgelöst betrachten konnte, wie schon Allanon angedeutet hatte, als er den Kindern von Shannara ihre Aufgaben übertragen hatte. Nicht so sehr, was die Zukunft der Rassen betraf, denn das war ein zu vielschichtiges Unterfangen für einen Menschen und mußte daher durch die Anstrengungen vieler und die Launen des Glücks entschieden werden. Aber wenn sie an die Elfen dachte, ihre Zukunft als Volk, an das Zurechtrücken von soviel Falschem und das Korrigieren so vieler Fehler - darin konnte sie vielleicht den Sinn ihres Lebens finden.
    Es war ein ernüchternder Gedanke, und sie erwog diese Möglichkeit, während sie den Blackledge hinaufstieg. Sie war in sich selbst versunken, während sie auch darüber nachdachte, was ein Unterfangen solcher Bedeutung für Anforderungen an sie stellen würde. Sie war stark genug, das fühlte sie. Es gab nur wenig, was sie nicht vollbringen konnte, wenn sie sich erst einmal dafür entschieden hatte. Sie war entschlossen und hatte einen Sinn für Recht und Unrecht, der ihr auch bisher gute Dienste geleistet hatte. Sie war sich der Tatsache bewußt, daß sie eine Schuld einzulösen hatte - ihrer Mutter gegenüber, die alles geopfert hatte, damit ihr Kind eine Chance hätte, sicher aufzuwachsen, ihrer Großmutter gegenüber, die ihr die Zukunft einer Stadt und ihrer Menschen überantwortet hatte, und denen gegenüber, die bereits ihr Leben gegeben hatten, um ihres zu retten, und auch denen gegenüber, die bereit waren, dies noch zu tun, und die an sie glaubten.
    Aber selbst das war in sich selbst nicht genug, um sie zu überzeugen. Da mußte noch mehr sein, das wußte sie - etwas, das ihre Erwartungen und ihr Verantwortungsbewußtsein überstieg, etwas noch Fundamentaleres. Es gab einfach keine Alternative. Tief in ihrem Innern war sie sich längst bewußt, daß Völkermord verabscheuungswürdig war und daß sie eine andere Lösung für dieses Dilemma der Zukunft der Elfen und ihrer Magie finden mußte. Aber wenn sie weiterlebten, wenn es ihr gelang, sie ins Westland zurückzubringen, was würde dann aus ihnen werden, wenn sie fortgehen sollte? Wer würde sie in dem bevorstehenden Kampf führen? Wer würde sie leiten und beraten? Konnte sie das alles dem Zufall oder auch dem Diktat des Hohen Konzils überlassen? Die Bedrängnis des

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