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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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einem Ende bis zum anderen verbrannte. Sie überließ sich seiner Hitze - alles nur, um das Bild von Eowen zu verdrängen. Sie umarmte sie, wie sie einen Liebhaber umarmt hätte. Zeit und Ort verschwanden in dem Ansturm der Empfindungen. Sie begann die Kontrolle über sich zu verlieren.
    Dann, kaum einen Moment bevor sie vollständig in der Macht aufgegangen wäre, erkannte sie, was geschah, erinnerte sich daran, wer sie war, und unternahm einen letzten, verzweifelten Versuch, sich wieder zu fangen. Wild schloß sie die Finger über den Steinen. Das Feuer leckte weiter hindurch. Ihre Hand krampfte sich zusammen, und ihr Körper zuckte. Sie krümmte sich unter der Anstrengung vor Schmerz und fiel auf die Knie. Schließlich fuhr die Magie in sie zurück, bestürmte sie noch einmal mit dem Versprechen ihrer Unüberwindlichkeit und war fort.
    Sie kauerte sich im Nebel zusammen und kämpfte darum, wieder Herr ihrer selbst zu werden. Im Geiste sah sie wieder ein Bild von den Drakuls und Eowen, wie sie in den Flammen verschwanden, verschlungen von der Magie der Elfensteine.
    Macht! Solche Macht! Wie sehr es sie verlangte, sie zurückzubekommen!
    Scham durchfuhr sie, und dann folgte Verzweiflung.
    Sie hob erschöpft ihren Blick, doch sie wußte bereits, was sie vorfinden würde, denn sie war sich jetzt völlig dessen bewußt, was sie getan hatte. Vor ihr erstreckte sich die leere Schlucht. Rauch und Asche hingen in der Luft. Ihre Kehle zog sich zusammen, als sie zu atmen versuchte. Sie hatte keine Wahl gehabt, das wußte sie - aber dieses Wissen half ihr nicht. Eowen war eine von ihnen gewesen, sie war vor Wrens Augen getötet worden, ihre eigene Prophezeiung hatte sich erfüllt. Obwohl Wren es versucht hatte, hatte sie an dieser Vision der Seherin nichts ändern können. Eowen hatte ihr einmal erzählt, daß ihr Leben um ihre Visionen herum aufgebaut worden sei und daß sie diese schließlich akzeptiert hätte - selbst die, die ihren Tod vorhersagte.
    Wren spürte Tränen in ihre Augen treten und die Wangen hinablaufen.
    Oh, Eowen!

Kapitel 54
    In der Südwache flog die Zeit davon wie eine Wolke über den blauen Sommerhimmel, und Coll Ohmsford konnte nur hilflos zusehen, wie sie verging. Seine Gefangenschaft hielt unverändert an, sein Leben eine quälende Aufeinanderfolge von Langeweile und Anspannung. Er konnte seine Gedanken schweifen lassen, doch das führte zu nichts. Er träumte von der Vergangenheit, von dem Leben, das er im Vale genossen hatte, und von der Welt, die außerhalb der schwarzen Mauern seiner Beschränkung lag, aber seine Träume waren mit der Zeit zerfallen und verblaßt. Niemand kam zu ihm. Er begann zu akzeptieren, daß es auch nie jemand tun würde.
    Er verbrachte seine Zeit im Übungshof und kämpfte mit Ulfkingroh, dem gedrungenen, narbenübersäten, wortkargen Burschen, dessen Obhut Rimmer Dall ihn übergeben hatte. Ulfkingroh war so hart wie Stahl, und er bearbeitete Coll, bis er dachte, er würde sterben. Mit gepolsterten Keulen, schweren Stäben, stumpfen Schwertern und bloßen Händen übten und trainierten sie wie Kämpfer vor einer Schlacht. Manchmal den ganzen Tag und häufig so hart, daß sie schwitzten und der Staub, den sie im Hof aufwirbelten, in schwarzen Streifen von ihren Körpern rann. Ulfkingroh war natürlich ein Schattenwesen - aber er schien keines zu sein. Er schien ein normaler Mensch zu sein, wenn auch härter und finsterer. Manchmal hatte Coll ihn fast gern. Er sprach wenig und war zufrieden damit, sein Können an den Waffen für sich sprechen zu lassen. Er war ein geschickter und erfahrener Kämpfer, und es machte ihn stolz, daß er das, was er konnte, an Coll weitergeben konnte. Und der machte seinerseits das Beste aus der Situation, indem er Nutzen aus der einzigen Ablenkung zog, die ihm erlaubt war, und von dem, was der andere ihn zu lehren bereit war, lernte, was er konnte. Daher tat er so, als bedeute jeder Kampf etwas, und hielt sich für die Zeit bereit, wenn das wirklich der Fall sein würde.
    Denn früher oder später, das versprach er sich selbst wieder und wieder, würde er seine Chance zur Flucht bekommen.
    Er dachte ständig daran. Er dachte an kaum etwas anderes. Wenn niemand wußte, daß er dort war, wenn niemand kam, um ihn zu retten, dann war es eindeutig seine Sache, sich selbst zu befreien. Coll war in der Art aller Bewohner des Vale erfinderisch und vertraute darauf, daß er schon einen Weg finden würde. Und er war geduldig, ja Geduld war vielleicht

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