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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Gestalten, die sich umwandten, als wollten sie sie begrüßen. Stimmen erschollen, Schreie und Flüstern, Rufe des Todes.
    Das blaue Feuer erlosch, und sie ging blind weiter.
    Wren , hörte sie Eowen rufen.
    Sie verdrängte das Gefühl der Dringlichkeit und zwang sich, sich vorsichtig zu bewegen und alles um sie herum zu beobachten, die Bewegungen der Schatten und des Nebels und jeden Hinweis erwachenden Lebens. Stresa hatte recht gehabt. Es wurde jetzt dunkel, der Nachmittag ging in die Nacht über, und das Licht begann zu verblassen. Sie wußte, daß sie Eowen nicht vor Einbruch der Nacht erreichen konnte. Das war es, was die Drakuls beabsichtigten. Das war es, was sie die ganze Zeit geplant hatten. Eowens Magie zog sie zwar an, wie ihre eigene - aber es war die ihre, die sie wollten, diejenige, die die mächtigste war, diejenige, die sie am besten nähren würde. Eowen war ein Köder für die Falle, in der sie gefangen werden sollte.
    Sie schloß kurze Zeit die Augen, als sie sich dessen bewußt wurde. Sie hätte es die ganze Zeit wissen müssen.
    Die Stimmen wurden lauter, und eindringlicher, und sie sah die Gestalten am Rande ihres Gesichtskreises schwach und ätherisch im Nebel Form annehmen. Eine Schlucht öffnete sich vor ihr - war es diejenige, in der sie Eowen verloren hatten? Sie wußte es nicht und kümmerte sich nicht darum. Sie stieg beherzt hinein, folgte der Führung der Magie und spürte, wie ihr Feuer sie jetzt mit seiner Hitze erfüllte, entzündet in der Schmiede ihrer Seele. Sie wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war - eine Stunde, mehr? Sie hatte ihr Zeitgefühl verloren, den Sinn für alles außer dem, was zu tun sie gekommen war. Königin der Elfen, Beschützerin des Ruhkstabes und des Loden, Besitzerin der Druidenmagie und leibliche Nachfahrin der Elessedils und Ohmsfords gleichermaßen - sie war alles dies, und sie war nichts davon, sondern statt dessen aus mehr gemacht, aus etwas Undefinierbarem.
    Nichts, sagte sie sich, konnte ihr je entgegentreten.
    Die Dunkelheit schloß sich um sie herum, als sie den Grund der Schlucht erreichte und sich das schwache Licht über ihr im Nebel und den Schatten verlor. Die Drakuls traten jetzt offen auf. Skelettartige Gestalten kamen langsam in Sicht, unheimlich und bar allen Lebens. Sie zögerten noch, denn sie hatten Angst vor der Magie, doch sie waren gleichzeitig begierig darauf. Sie sahen sie mit hungrigen Augen an, und trachteten danach, sie zu ihrem Eigentum zu machen. Sie spürte die Elfensteine warnend in ihrer Handfläche brennen, aber noch immer rief sie deren Magie nicht an. Sie ging beherzt weiter, eine Lebende zwischen den Toten.
    Wren, hörte sie Eowen erneut rufen.
    Eine Mauer aus bleichen Körpern blockierte ihr den Weg. Sie waren irgendwie menschlich, jedenfalls so geformt, aber doch gewundene, bleiche Imitationen dessen, was sie im Leben gewesen waren. Sie wandten sich um und traten ihr entgegen, waren jetzt keine Erscheinungen mehr, die schimmerten und sich im nächsten Windstoß aufzulösen drohten, sondern Wesen, die die Gegenständlichkeit des Lebens angenommen hatten.
    »Eowen!« schrie sie auf.
    Einer nach dem anderen traten die Drakuls beiseite, und da sah sie Eowen. So weißhäutig wie sie bis auf ihr feuerrotes Haar und die smaragdgrünen Augen, lag sie in ihren Armen verborgen. Ihre Augen glitzerten lebendig vor Schrecken, als sie Wrens suchten. Ihr Mund war geöffnet, als wolle sie atmen - oder schreien.
    Die Münder der Drakuls hatten sich an ihrem Körper festgesaugt, und sie nährten sich von ihr.
    Einen Augenblick lang konnte Wren sich nicht bewegen. Sie war wie gelähmt von dem Anblick, gefangen in Spinnweben der Unentschlossenheit.
    Auf einmal fuhr Eowens Kopf hoch, ihre Lippen teilten sich mit einem Knurren und enthüllten schimmernde Fänge.
    Wren schrie bestürzt auf, und die Drakuls griffen sie an. Sie hob die Elfensteine mit der Schnelligkeit eines Gedankens hoch, rief zornig und entsetzt ihre Macht hervor und richtete das Feuer der Magie gegen alles, was in Sichtweite war. Es fegte durch ihre Angreifer wie eine Sense und verbrannte sie zu Asche. Diejenigen, die bereits feste Gestalt angenommen hatten, diejenigen, die sich nährten, waren ausgelöscht. Und Eowen mit ihnen. Die anderen, die noch Geister waren, verschwanden. Flammen verschlangen alles. Wren lenkte das Feuer in alle Richtungen und fühlte die Magie heiß und rauh durch sich hindurchrinnen. Sie schrie frohlockend auf, als das Feuer die Schlucht von

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