Shannara V
Schloß herum.
Zuerst dachte er, es müsse Damson sein, die aus irgendeinem Grunde gezwungen war, durch die Hintertür zu kommen. Aber Damson hatte keinen Schlüssel. Und das Geräusch, das er hörte, war das eines Schlüssels, der im Schloß gedreht wurde. Das ungeschickte Herumtasten hörte nicht auf, sondern endete mit einem harten Stoß, als das Schloß nachgab.
Par griff hinunter nach dem Schwert von Shannara und hängte es sich schnell über seinen Rücken. Wer auch immer dort oben war, es war nicht Damson. Er riß den Rucksack hoch, um jegliche Spuren seines Hierseins zu verbergen. Aber seine Stiefelabdrücke waren überall, das Bett war zerwühlt, und kleine Krümel Nahrung beschmutzten den Tisch. Wer auch immer dort oben war, er hatte jetzt das Schloß aus seiner Falle gehoben und öffnete gerade die Tür.
Tageslicht flutete durch die Öffnung, ein schräger Pfeil fahlen Graus. Par zog sich hastig aus dem kleinen Raum in den Tunnel zurück. Die Fackel ließ er zurück. Er brauchte sie nicht mehr, um seinen Weg zu finden. Seine Erkundungsgänge vom Morgen hatten bei ihm einen deutlichen Eindruck zurückgelassen, wohin er gehen mußte. Stiefel tappten leise auf den hölzernen Stufen, doch sie waren zu schwer und rauh, um zu Damson zu gehören.
Er schlich lautlos und gebeugt den Tunnel hinunter. Wer auch immer hereingekommen war, würde wissen, daß er dagewesen war, aber er würde nicht erkennen können, wann das gewesen war. Sie würden auf seine Rückkehr warten, um ihn unvorbereitet zu überraschen. Oder Damson. Aber wenn er irgendwo in der Nähe des Eingangs in der alten Mühle auf Damson warten konnte, dann würde er sie warnen können, bevor sie hereinkam. Damson würde niemals durch den Hintereingang mit dem aufgesprungenen Schloß kommen. Seine Gedanken überschlugen sich und trieben ihn leise und schnell durch die Dunkelheit vorwärts. Alles, was er zu tun hatte, war, der Entdeckung zu entgehen, durch den Keller zurück zur Tür und hinaus auf die Straße zu gelangen.
Er konnte die Schritte des Eindringlings nicht mehr hören. Gut. Jener Unbekannte war stehengeblieben, um den Raum zu betrachten, fragte sich jetzt sicher, wer wohl dort gewesen war, wie viele dort gewesen waren und warum sie gekommen waren. Noch mehr Zeit für Par, jetzt zu fliehen, eine noch größere Chance für ihn, zu entkommen.
Aber als er den Keller erreichte, bewegte er sich zu schnell auf die Treppe nach oben zu, stieß an eine leere, hölzerne Kiste, stolperte und fiel. Das verrottete Holz krachte und zersplitterte unter ihm, und das Geräusch hallte laut durch die Stille.
Als er sich wild und atemlos wieder aufrappelte, konnte er die Schritte des Eindringlings auf sich zukommen hören.
Er stürzte auf die Treppe zu. Jetzt machte er sich nicht mehr die Mühe, seine Flucht geheimzuhalten. Die Schritte beschleunigten sich. Kein Schattenwesen, dachte er - das würde lautlos auftauchen. Also die Föderation. Aber nur einer? Warum nur einer?
Er erreichte die Treppe und stolperte hinauf. Über ihm wurde als schwache Silhouette die Falltür sichtbar. Er fragte sich plötzlich, ob dort oben vielleicht schon andere warteten, ob er in eine Falle getrieben wurde. Sollte er lieber bleiben, wo er war, und dem einen gegenübertreten, als zuzulassen, daß er den anderen zugetrieben wurde? Aber das waren alles nur Spekulationen, und abgesehen davon war keine Zeit mehr, sich zu entscheiden. Er hatte die Falltür bereits erreicht.
Er drückte von unten dagegen. Die Falltür bewegte sich nicht.
Pfeile verblassenden Tageslichts bahnten sich ihren Weg durch Ritzen in den schweren Holzbrettern, tanzten über sein schweißüberströmtes Gesicht und nahmen ihm kurzzeitig die Sicht. Er senkte den Kopf und drückte ein zweites Mal nach oben. Die Tür saß fest an ihrem Platz. Er blinzelte an dem Licht vorbei und versuchte herauszufinden, was geschehen war.
Etwas Großes und Unförmiges war da oben auf der Falltür.
Verzweifelt warf er sich gegen das Hindernis, aber es bewegte sich nicht von der Stelle. Er stieg die Stufen wieder hinab und warf einen schnellen Blick über seine Schulter. Sein Herz schlug so laut in seinen Ohren, daß er kaum die gedämpfte Stimme hören konnte, die seinen Namen rief.
»Par? Par Ohmsford?«
Es war ein Mann, jemand, den er offenbar kennen mußte, aber er war nicht sicher. Die Stimme klang bekannt und fremd zugleich. Der Sprecher befand sich noch immer irgendwo in der Dunkelheit der Tunnel. Der
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