Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
voranzukommen.
    Ihre Suche war an diesem Tag vorbei, bevor sie noch richtig begonnen hatte. Nach weniger als einer Stunde endete Gavilans Spur plötzlich. Sie erreichten den Kamm einer Schlucht, verlangsamten auf Stresas warnendes Zischen hin ihren Schritt und blieben stehen. Unter ihnen, inmitten eines Durcheinanders kleiner Pflanzen und fast völlig niedergetretener Gräser, sahen sie Spuren von etwas, das ein verzweifelter Kampf gewesen sein mußte. Außerdem fanden sie Fetzen eines Netzes des Wisteron.
    Stresa eilte in die Schlucht hinab, schnüffelte vorsichtig umher und kletterte wieder heraus. Seine dunklen, leuchtenden Augen fixierten Wren. »Hsssst. Er hat ihn, Wren Elessedil.«
    Sie schloß die Augen vor den schrecklichen Bildern, die die Worte des Stachelkaters in ihr hervorriefen. »Wie lange schon?«
    »Ssspppt. Nicht lange. Vielleicht sechs Stunden. Ungefähr seit Mitternacht, würde ich vermuten. Das Netz umschlang den Elfenprinzen und hielt ihn gefangen, bis der Wisteron kam. Grrrrr. Die Bestie hat ihn dann davongetragen.«
    »Wohin, Stresa?«
    Der andere stellte die Ohren auf. »Er hat ein Versteck, vermute ich. Er bewohnt den tiefer gelegenen Teil einer Mulde mitten im In Ju.«
    Sie spürte von neuem Müdigkeit durch sich hindurchfließen. Natürlich, ein Lager - es mußte eines geben. »Irgendein Hinweis auf den Ruhkstab?«
    Der Stachelkater schüttelte den Kopf. »Auch er ist fort.«
    Wenn Gavilan ihn also nicht zurückgelassen hatte - was er niemals tun würde -, so war er noch immer bei ihm. Sie erschauerte trotz ihrer Entschlossenheit. Sie erinnerte sich an ihre kurze Begegnung mit dem Wisteron auf ihrem Weg zur Stadt. Sie erinnerte sich, welche Empfindungen allein schon sein Vorbeigehen in ihr ausgelöst hatte.
    Armer, dummer Gavilan. Es gab jetzt keine Hoffnung mehr für ihn.
    Sie schaute die anderen an, einen nach dem anderen. »Wir müssen den Ruhkstab zurückbekommen. Wir können nicht ohne ihn fortgehen.«
    »Nein, Hoheit, das können wir nicht«, sagte Triss mit undurchdringlichem Blick.
    Garth stand da, und seine großen Hände hingen schlaff an seiner Seite hinab.
    Stresa schüttelte seine Stacheln, und sein spitzes Gesicht hob sich dem ihren entgegen. »Grrrrr, Wren von den Elfen, ich habe auch nichts anderes von dir erwartet. Hsssst. Aber du wirst die - phffft - Elfenmagie benutzen müssen, wenn wir überleben sollen. Die wirst du gegen den Wisteron brauchen.«
    »Ich weiß«, flüsterte sie und spürte, wie der letzte Rest ihres alten Lebens von ihr abglitt.
    »Chhttt. Nicht, daß es einen Unterschied machen würde. Phffftt. Der Wisteron ist…«
    »Stresa«, unterbrach sie ihn sanft. »Du mußt nicht mitkommen.«
    Die Stille des Augenblicks hing wie ein Schirm vor dem Dschungel. Der Stachelkater seufzte und nickte. »Phfffft. Wir sind zusammen bis hierher gegangen, nicht wahr. Keine überflüssigen Worte mehr. Ich werde euch hineinbringen.«

Kapitel 58
    In der langen, tiefen Stille der unendlichen Nacht von Paranor, in der Vergessenheit seines grauen, unveränderlichen Zwielichts, saß Walker Boh und schaute in den Raum. Seine Hand auf dem Tisch vor ihm war zur Faust geschlossen, und seine Finger waren wie Eisenbänder um den Schwarzen Elfenstein verkrampft. Es gab nichts mehr zu tun - keine anderen Möglichkeiten zu erwägen, keine weitere Auswahl zu treffen. Er hatte alles soweit durchdacht, daß es ihm möglich schien, und alles, was blieb, war, auszuprobieren, ob es richtig oder falsch war.
    »Vielleicht solltest du dir ein wenig mehr Zeit lassen«, schlug Cogline leise vor.
    Der alte Mann saß ihm gegenüber, ein zerbrechlicher, skelettartiger Geist, der fast durchsichtig schien, wenn er vor dem Licht stand. Und das immer mehr, dachte Walker verzweifelt. Weißes, dünnes Haar hing wie Staubfäden von seinem runzligen Gesicht und seinem Kopf herab, die Kleider flatterten wie Wäsche auf der Leine um ihn herum, und seine Augen flackerten mit dumpfem Glitzern in den dunklen Höhlen. Cogline verblaßte, verschwand in die Vergangenheit und kehrte mit Paranor zu dem Ort zurück, von dem es hergerufen worden war. Denn Paranor würde nicht in der Welt der Menschen bleiben, es sei denn, ein Druide würde sich darum kümmern, und Walker Boh, der durch die Zeit und das Schicksal erwählt worden war, die dunkle Kleidung auszufüllen, mußte sie erst noch anziehen.
    Seine Augen schweiften zu Rumor. Die Moorkatze kauerte an der gegenüberliegenden Wand des Studierzimmers, in dem sie

Weitere Kostenlose Bücher