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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Beine unter sich geschlagen und sah merkwürdigerweise aus wie eine schmutzige Wolke. Er war mit stacheligem Haar bedeckt und kaum von dem Dunst ringsum zu unterscheiden. Er schien zu schlafen.
    Wren kämpfte gegen den Ansturm von Angst an, den sein Anblick bei ihr hervorrief. Sie schaute schnell zu den anderen hinüber. Sie alle beobachteten ihn. Plötzlich bewegte sich der Wisteron - ein Aufrichten seines überraschend hageren Körpers, ein Strecken mehrerer Beine, Klauen blitzten auf, und ein schreckliches, insektenartiges Gesicht mit einem seltsamen, saugenden Rachen wurde sichtbar. Dann rollte er sich wieder zusammen und wurde ruhig.
    In Wrens Hand begannen die Elfensteine zu brennen.
    Sie richtete einen letzten verzweifelten Blick auf Gavilan, gab dann den anderen Zeichen und trat unter den Bäumen hervor. Wortlos verfolgten sie ihre Spuren zurück durch die Senke, bis sie den Schutz der Akazien erreicht hatten, wo sie sich eng zusammenkauerten.
    Wren suchte ihre Augen. »Wie können wir an den Stab herankommen?« fragte sie leise. Das Bild von Gavilan war in ihr Bewußtsein eingebrannt, und sie konnte kaum an etwas anderes denken.
    Garth hob die Hände und signalisierte: Einer von uns wird in die Schlucht hinabsteigen müssen.
    »Aber der Wisteron wird es hören. Diese Knochen klingen sicher wie Eierschalen, wenn man darauf tritt.« Sie setzte Faun neben sich. Seine dunklen Augen schauten instinktiv hinauf in die ihren.
    »Könnten wir jemanden hinunterlassen?« fragte Triss.
    »Phfffft! Nicht ohne Geräusche und Bewegungen«, sagte Stresa barsch. »Der Wisteron schläft - ssstttt - nicht. Er tut nur so. Er wird es mitbekommen!«
    »Wir könnten warten, bis er endlich schläft«, fuhr Triss fort. »Oder warten, bis er auf die Jagd geht, bis er sein Lager verläßt, um seine Netze zu überprüfen.«
    »Mir ist nicht bekannt, daß wir genug Zeit dafür hätten…« begann Wren.
    »Hssstt! Es spielt keine Rolle, ob wir genug Zeit haben oder nicht!« unterbrach Stresa sie hitzig. »Wenn er fortgeht, um zu jagen oder seine Netze zu überprüfen, wird ihm unser Geruch auffallen! Er wird wissen, daß wir hier sind!«
    »Beruhige dich«, besänftigte Wren ihn. Sie beobachtete, wie das stachelige Wesen mit gefurchtem Katzengesicht einen Schritt zurücktrat.
    »Es muß einen Weg geben«, flüsterte Triss. »Alles, was wir brauchen, sind eine oder zwei Minuten, um dort hinein und wieder heraus zu steigen. Vielleicht gelingt es, wenn wir ihn ablenken.«
    »Vielleicht«, stimmte Wren zu und versuchte erfolglos, etwas Derartiges zu ersinnen.
    Faun schnatterte leise auf Stresa ein, der ihm gereizt antwortete. »Ja, Schreier, der Stab! Was glaubst du? Phffft! Jetzt sei ruhig, damit ich nachdenken kann!«
    Benutze die Elfensteine, signalisierte Garth plötzlich.
    Wren atmete tief ein. »Als Ablenkung?« Sie waren wieder an dem Punkt angelangt, zu dem sie kommen mußten. Sie hatte es die ganze Zeit gewußt. »In Ordnung. Aber ich möchte nicht, daß wir uns trennen. Wir würden uns niemals wiederfinden.«
    Aber Garth schüttelte den Kopf. Nicht als Ablenkung. Als Waffe.
    Sie sah ihn an.
    Töte ihn, bevor er uns töten kann. Ein schneller Streich.
    Triss sah die Unsicherheit in ihren Augen. »Was schlägt Garth vor?« fragte er.
    Ein schneller Streich. Garth hatte natürlich recht. Sie würden den Ruhkstab nicht ohne Kampf zurückbekommen. Es war lächerlich, etwas anderes zu denken. Warum sollte man dann nicht den Vorteil eines Überraschungsangriffs ausnutzen und einen Streich auf den Wisteron ausführen, bevor er einen Streich auf sie ausführen konnte? Sie könnte ihn töten oder zumindest kampfunfähig machen, bevor er eine Chance hatte, sie zu verletzen.
    Wren atmete tief ein. Sie konnte es natürlich tun, wenn sie es mußte. Sie war deswegen auch bereits zu einem Entschluß gekommen. Doch sie war sich absolut nicht sicher, ob die Magie der Elfensteine ausreichen würde, etwas so Großes und Räuberisches wie den Wisteron zu überwältigen. Die Magie hatte unmittelbar mit ihr zu tun. Wenn ihr die notwendige Kraft fehlte, wenn sich der Wisteron als zu stark erwies, wären sie alle zum Tode verurteilt.
    Andererseits, welche andere Möglichkeit gab es denn? Es gab keine bessere Chance, den Stab zu bekommen.
    Sie streckte abwesend die Hand aus, um Faun zu streicheln, und konnte ihn nicht finden. »Faun?« Ihre Augen lösten sich von Garths Blick, doch ihre Gedanken waren noch immer mit dem vorrangigen Problem beschäftigt.

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