Shannara VI
mindestens eine Woche von diesem Punkt entfernt. Die Föderation wird nicht auf uns warten. Wenn sie in Ruhe gelassen werden, werden sie den Rhenn noch in dieser Woche erreichen. Dann werden wir unseren ersten Versuch dort unternehmen müssen, wo wir eigentlich unsern letzten unternehmen wollten.«
»Die Hitze läßt sie hier auf dem freien Grasland vielleicht ein wenig langsamer werden«, warf Desidio ein.
»Ein Feuer würde sie noch wirkungsvoller verlangsamen«, schlug Rift vor. Er rieb seinen Bart. »Geschickt angelegt, würde der Wind es genau auf sie zutreiben.«
»Und auch genau auf die Westlandwälder«, sagte Triss.
»Oder der Wind treibt es auf einmal auf uns zu«, sagte Wren kopfschüttelnd. »Das ist zu gefährlich, außer als letzte Rettung. Nein, ich denke, wir haben eine bessere Wahl.«
»Ein Gefecht«, erklärte Desidio ruhig. »Wie Ihr es die ganze Zeit geplant hattet, Mylady. Was mir aber durch den Befehl des Hauptmanns verboten ist.«
Wren lächelte und sah ihn direkt an. »Ich habe Euch gesagt, daß die Zeit kommen könnte, wo es notwendig ist, daß Ihr mir zuhört. Jetzt ist die Zeit, Truppenführer. Ich weiß, wie Eure Befehle lauten. Ich weiß, was ich Hauptmann Oridio versprochen habe. Ich weiß aber auch, was ich ihm nicht versprochen habe.«
Sie verlagerte ihr Gewicht und beugte sich vor. »Wenn wir hier sitzenbleiben und nichts tun, wird die Föderation den Rhenn vor uns erreichen und uns einschließen. Arborlon wird verloren sein. Es wird für niemanden mehr Zeit sein, uns zu Hilfe zu kommen, weder für die Geächteten noch für sonst jemanden. Wir müssen diese Armee aufhalten, damit wir selbst genug Zeit bekommen, wirkungsvoll handeln zu können. Befehle sind Befehle, Truppenführer, aber auf dem Schlachtfeld bestimmen die Ereignisse, inwieweit man sich an diese Befehle halten muß.«
Desidio sagte nichts.
»Wir haben beide versprochen, daß die Vorhut nicht in den Kampf gegen die Föderationsarmee geführt wird, bis Hauptmann Oridio angekommen ist. Sehr gut, wir werden dieses Versprechen halten. Aber nichts bindet die Bürgerwehr, die ich befehlige, oder das der Flugreiter, die frei nach ihrem eigenen Willen handeln können. Ich denke, wir sollten Möglichkeiten überlegen, wie sie vielleicht gegen diesen Feind eingesetzt werden können.«
»Ein Dutzend Flugreiter und einhundert Angehörige der Bürgerwehr?« Desidio hob fragend die Augenbrauen.
»Mehr als genug für das, was sie, meiner Meinung nach, im Sinn hat«, schaltete sich Tiger Ty ein. »Wir sollten sie zu Ende anhören.«
Desidio nickte. Erring Rift rieb sein Kinn stärker, und sein Blick war gespannt. Triss machte den Eindruck, als sprächen sie über das Wetter.
»Wir sind zu wenige, um die Föderationsarmee offen angreifen zu können«, sagte sie, und ihr Blick schweifte über ihre Gesichter. »Aber wir haben Geschwindigkeit und Schnelligkeit und das Überraschungsmoment auf unserer Seite, und das könnten wertvolle Waffen während eines Nachtangriffs sein, wenn er dazu gedacht ist, sie zu zersprengen und zu verwirren. Die Flugreiter können von überallher angreifen, und die Bürgerwehr ist darin geübt, dazusein, ohne gesehen zu werden. Was wäre, wenn wir sie im Dunkeln angreifen, wenn sie es nicht erwarten? Was wäre, wenn wir sie dort treffen, wo sie verwundbar sind?«
Triss nickte. »Ihr Wagen und der Proviant.«
Erring Rift klatschte in die Hände. »Ihre Sturmböcke!«
»Wir könnten sie anzünden«, flüsterte Tiger Ty eifrig. »Sie in Grund und Boden brennen, während sie schlafen!«
»Mehr als das«, schaltete sich Wren schnell wieder ein und zog die Aufmerksamkeit damit wieder auf sich. »Wir können sie verwirren und ängstigen. Nachts können sie nicht sehen. Daraus sollten wir unseren Vorteil ziehen. Tut alles, was Ihr vorgeschlagen habt, aber laßt sie denken, daß eine ganze Armee dort draußen ist. Greift sie ganz plötzlich aus einem Dutzend Richtungen an und seid wieder verschwunden, bevor sie feststellen können, was geschehen ist. Hinterlaßt bei ihnen den Eindruck, daß sie von allen Seiten belagert werden. Danach werden sie nicht mehr so schnell vorrücken. Selbst wenn sie den Schock überwunden haben, werden sie uns verstärkt suchen, und das wird sie langsamer werden lassen.«
Erring Rift lachte. »Wie eine wahre Fahrende gesprochen!« rief er begeistert aus und fügte dann hastig hinzu: »Mylady.«
»Und was soll ich dabei tun?« fragte Desidio ruhig. »Und was die
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