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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Vorhut?«
    Wren mochte sich irren, aber sie glaubte, ein Anzeichen von Anerkennung in Desidios Stimme wahrgenommen zu haben, als hoffte er, daß sie etwas geplant hatte. Sie wollte ihn nicht enttäuschen.
    »Der Proviant und die Sturmböcke werden der Nachhut der Armee unterstellt sein. Die Flugreiter und die Bürgerwehr werden aus dieser Richtung kommen. Wenn Ihr seht, daß der Weg frei ist, Truppenführer, wird ein Angriff von Euren Bogenschützen und der Kavallerie entlang der Vorderseite und der Flanke der Föderationsarmee ein nicht unerhebliches Maß an zusätzlicher Verwirrung bewirken.«
    Desidio dachte darüber nach. »Sie sind vielleicht wachsamer, als Ihr glaubt. Sie sind vielleicht darauf vorbereitet.«
    »Innerhalb der Grenzen ihres eigenen Protektorats? Wo sie während ihres gesamten Marsches nach Norden keinen einzigen Elf gesehen haben?« Sie schüttelte den Kopf. »Inzwischen werden sie sich fragen, ob sie überhaupt jemanden vorfinden werden.«
    »Vielleicht gibt es Schattenwesen«, sagte Triss ruhig.
    Wren nickte. »Aber die Schattenwesen werden als Menschen verkleidet sein und sich der Armee nicht offenbaren wollen. Erinnert Euch, Triss - sie manipulieren, indem sie im Verborgenen bleiben. Wenn sie sich zeigen, verlieren sie ihre Anonymität und versetzen ihre eigene Armee in Panik. Ich glaube nicht, daß sie das riskieren werden. Ich glaube nicht, daß sie auch nur Zeit haben werden, darüber nachzudenken, wenn wir sie in einem unbewachten Moment erwischen.«
    »Das werden wir nur einmal tun können.«
    Sie lächelte schwach. »Also sollten wir lieber das beste daraus machen, nicht wahr?« Sie sah Desidio an. »Könnt Ihr uns helfen?«
    Er sah sie trübselig an. »Was Ihr wissen wollt ist doch, ob ich gegen die Befehle von Hauptmann Oridio handeln werde?« Er seufzte. »Sie sind deutlich, aber andererseits ist einem Befehlshaber auf dem Schlachtfeld ein gewisses Maß an unabhängigem Denken erlaubt. Außerdem habt Ihr recht mit Eurer Beurteilung dessen, was geschieht, wenn wir nichts tun.«
    Er sah die anderen an. »Ihr seid alle dabei?« Sie nickten, jeder von ihnen. Dann schaute er erneut zu Wren. »Dann muß ich tun, was ich kann, um Euch vor Euch selbst zu retten, selbst wenn das bedeutet, die Offensive zu ergreifen. Der Hauptmann wird die Logik des Ganzen erkennen, wie ich hoffe. Er weiß, daß ich keine Befehlsgewalt über die Flugreiter oder die Bürgerwehr habe und sicherlich keine über Euch, Mylady.« Er hielt inne und fügte dann trübselig hinzu: »Ich gestehe, ich bin überrascht, wie leicht Ihr mich überzeugen konntet.«
    »Die Vernunft hat Euch überzeugt, Truppenführer«, korrigierte sie ihn. »Das ist ein Unterschied.«
    Sie sahen einander noch einmal ruhig an. »Ist die Angelegenheit damit geklärt?« fragte Tiger Ty mürrisch.
    »Bis auf die Strategie«, erwiderte Wren. »Ich überlasse sie Euch. Aber denkt daran, daß ich Euch begleiten werde. Nein, Tiger Ty, keine Diskussion. Seht Triss an - er macht sich nicht einmal mehr die Mühe, es zu versuchen.«
    Der Flugreiter sah sie finster an und verkniff sich jeglichen Einwand, den er gerade hatte vorbringen wollen.
    »Wann werden wir beginnen, Mylady?« fragte Erring Rift. Seine schwarzen Augen funkelten.
    Wren erhob sich. »Heute nacht natürlich. Sobald sie schlafen.« Sie machte einige Schritte von ihnen fort. »Ich werde mich waschen und etwas essen. Laßt mich wissen, wenn Euer Plan steht.«
    Sie lächelte zufrieden über die Stille, die folgte, und schaute nicht zurück.
     
    Der Tag verging und färbte den westlichen Horizont rot und purpurn und die Wolken formierten sich und veränderten sich dann langsam wieder. Die Hitze blieb, als die Sonne verschwand und die Farben verblaßten, und hinterließ eine übelriechende Feuchtigkeit in der windstillen Luft, durch die die Kleidung klebte und die Haut juckte. Die Elfen aßen früh und versuchten dann zu schlafen, aber selbst im Schatten der Wälder war wenig Erleichterung zu finden. Als die Mitternacht herannahte, wurden Desidios Elfen-Jäger geweckt, zogen sich an und bewaffneten sich, bewegten sich dann aus den Bäumen hervor über das Grasland und glitten leise auf die Erhebung im Norden zu, die die schlafende Föderationsarmee überragte.
    Wren ging mit ihnen, denn sie wollte sich erst einmal einen Überblick vom Boden aus verschaffen, bevor sie mit den Flugreitern hinaufflog. Sie zog mit einer Abordnung der Bürgerwehr hinaus, die von Desidio und Triss angeführt wurde.

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