Shannara VI
nächststehenden Mann auf den Rücken und krallte sich in seine Augen. Er heulte vor Schmerz auf und ließ seine Waffen fallen. Dann kämpfte er mit bloßen Händen darum, sie abzuschütteln. Sie ließ los, warf sich beiseite und faßte nach ihrem Messer. Der Mann griff sie wütend an, ohne auf irgend etwas anderes zu achten, stolperte und fiel in die Flammen. Seine Kleidung fing Feuer und begann zu brennen, und er lief schreiend durch die Tür in die Nacht hinaus.
Der letzte Mann hielt noch einen Moment länger stand und rannte dann ebenfalls zur Tür hinaus. Flammen schossen jetzt die Wände hinauf, strebten den Balken zu und verschlangen hungrig das trockene Holz. Damson und Matty eilten zur Rückwand der Hütte, wo sich der Gefangene auf die Knie erhoben hatte und an dem Ring zog, der ihn an die Wand kettete. Matty schob ihn schweigend beiseite, zog das große Jagdmesser aus ihrem Stiefel und hackte und schnitt und stieß auf die Wand ein, bis der Ring herausbrach. Dann eilten sie auf die Hüttentür zu, während die Flammen überall um sie herum hochschlugen und die Hitze ihr Haar und ihre Haut versengte. Sie waren fast hinausgelangt, als sich der Gefangene ihnen entwand und zurücklief. Seine Ketten schleppten über den Boden, als er in den Rauch und das Feuer zurückeilte und den Schutt auf dem Boden absuchte, bis er mit dem Schwert von Shannara wieder herauskam.
Erst als sie alle draußen waren, nach Luft rangen und Rauch und Staub aushusteten, während die Hütte hinter ihnen abbrannte, erkannte Damson, daß es nicht Par Ohmsford war, den sie befreit hatten, sondern sein Bruder Coll.
Sie nahmen sich gerade lang genug Zeit, um die Fesseln von Colls Handgelenken und Knöcheln zu lösen, warfen ängstliche Blicke über ihre Schultern in die Nacht und glitten dann schnell davon. Die rauchende Ruine der Hütte, den leeren Wagen und die Körper der Toten ließen sie zurück. Die Maultiere waren schon längst davongelaufen, die beiden übrigen Sklavenhändler waren mit ihnen verschwunden, und das Land war bar allen Lebens. Coll und die Frauen rochen nach Feuer und Asche, ihre Augen tränten von dem Rauch, und sie waren mit dem Blut der Männer beschmiert, die sie getötet hatten. Matty hatte mehrere leichtere Verletzungen erlitten, und Damson hatte Kratzer im Gesicht, aber beide waren ohne ernsthaften Schaden davongekommen. Coll Ohmsford ging wie ein Mann, dessen Beine gebrochen waren.
Im Schutz der Bäume, unter denen sie ihre Ausrüstung zurückgelassen hatten, säuberten sie sich, so gut es ging, aßen etwas, tranken ein wenig Wasser und versuchten herauszufinden, was geschehen war. Sie entdeckten ziemlich schnell, daß Coll die andere Hälfte des Skree trug, die Hälfte, die er Par gestohlen hatte, als er noch unter dem Einfluß des Spiegeltuchs stand, und das erklärte, warum Damson und Matty geglaubt hatten, sie würden Par folgen. Es erklärte aber noch nicht, warum das Skree in zwei Richtungen aufgeleuchtet hatte, als Damson es an der Südwache geprüft hatte, obwohl sie, nachdem sie Colls Geschichte über sich und seinen Bruder gehört hatte, annehmen konnte, daß Pars Magie die Scheibe in irgendeiner Weise beeinflußt hatte. Pars Magie schien fast alles zu beeinflussen, mit dem sie in Berührung kam, bemerkte Coll. Irgend etwas geschah mit seinem Bruder, und wenn sie nicht bald zu ihm gelangten und vernichteten, was auch immer an ihm zerrte, würden sie ihn verlieren. Coll konnte Damson und Matty nicht erklären, warum das so war, aber er war davon überzeugt. Als er die Magie des Schwertes von Shannara ausgelöst hatte, war die Wahrheit über verschiedene Dinge offenbart worden, die zuvor vor ihm verborgen waren, und dies war eine davon.
Es gab keinerlei Diskussion darüber, was sie als nächstes zu tun hatten. Sie hatten ein gemeinsames Ziel, sogar Matty Roh. Sie packten ihre Ausrüstung zusammen und brachen erneut gen Norden auf, strebten über das Grasland hinweg dem Regenbogensee und dem Land jenseits des Sees zu und bereiteten sich auf eine Konfrontation mit den Schattenwesen und Felsen-Dall vor. Morgan Leah würde dort auf sie warten, und mit ihm zusammen wollten sie eine weitere Befreiungsaktion versuchen. Sie würden vier sein, wenn es an der Zeit wäre, ihren Feinden entgegenzutreten, und hatten Unterstützung von ihren Talismanen und ihren geringfügigen Magien, von ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit und von wenig mehr. Was sie vorhatten, war mehr als nur ein wenig verrückt, aber sie
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