Shannara VI
drei am Tisch verspotteten den Hinausgehenden, ließen einander aber auch nicht aus den Augen.
Coll drehte sich wieder der Wand zu und schloß die Augen. Es half nichts, daß diese Männer keine Ahnung von dem wahren Wert des Schwertes hatten. Es half nichts, daß nur er die Magie gebrauchen konnte und daß vielleicht so vieles davon abhing, daß er es einsetzte. Im Augenblick konnte nur noch ein Wunder helfen. Er verschränkte die Hände unter der Decke und stieg zu einem dunklen Ort hinab.
Was soll ich tun? »Ist er es?«
Mondlicht spiegelte sich auf Matty Rohs glattem Gesicht und gab ihr ein geisterhaftes Aussehen. Damson trank aus dem Wasserschlauch, den sie ihr gegeben hatte, und schaute den Weg zurück, den sie gekommen war, um sicherzugehen, daß ihr niemand gefolgt war. Aber die Nacht war ruhig und das Land leer und wie erstarrt im Sternenlicht.
»Ist er es?« wiederholte Matty aufgeregt.
Damson nickte. »Er muß es sein. Er kauerte an der Rückseite des Raumes unter einer Decke, und ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber das macht nichts. Das Schwert auf dem Tisch war ohne jeden Zweifel das Schwert von Shannara. Er ist es. Sie haben ihn angekettet. Es sind Sklavenhändler, Matty. Ich habe auf dem Rückweg in den Wagen geschaut, und der war voller Fesseln und Ketten.« Sie hielt inne, und ihre Miene verriet Besorgnis. »Ich weiß nicht, wie er an sie geraten ist oder wie er es zulassen konnte, daß sie ihn gefangengenommen haben, aber das hätte eigentlich nicht geschehen dürfen. Die Magie des Wunschgesangs muß diesen Männern doch entgegengetreten sein. Ich verstehe es nicht. Irgend etwas stimmt nicht.«
Matty schwieg und wartete einfach ab.
Damson gab ihr den Wasserschlauch zurück und seufzte. »Ich hätte so gern sein Gesicht gesehen. Er hat einmal aufgeschaut, nur einen Moment lang, aber es war zu dunkel, um es deutlich erkennen zu können.« Sie schüttelte den Kopf. »Sklavenhändler - mit denen kann man nicht verhandeln.«
Matty änderte die Stellung. »Verhandlungen würden solche Männer ohnehin nicht verstehen. Wir sind Frauen. Wenn sie jemals auch nur halbwegs die Chance bekommen, werden sie uns ergreifen, uns zu ihrem Vergnügen gebrauchen und uns dann die Kehlen durchschneiden. Oder sie verkaufen uns zusammen mit dem Talbewohner.« Sie schaute in die Nacht hinaus. »Wie viele habt Ihr gezählt?«
»Fünf. Vier drinnen und einen, der Wache hält. Sie trinken und würfeln und bekämpfen sich untereinander.« Sie hielt hoffnungsvoll inne. »Wenn sie schlafen, könnten wir vielleicht an ihnen vorbeischlüpfen und Par befreien.«
Matty sah sie direkt an. »Das wäre zu riskant im Dunkeln. Wir können sie nicht von uns unterscheiden, wenn es zu einem Kampf kommt. Und wenn der Talbewohner an der Wand festgekettet ist, kostet uns das zuviel Zeit und wird auch zu laut, wenn wir ihn befreien wollen. Außerdem bleiben sie vielleicht die ganze Nacht wach, so wie die Dinge liegen. Das kann man nicht wissen.«
»Laß uns doch eine Weile warten! Einen Tag oder zwei, wenn es sein muß. Früher oder später wird eine Gelegenheit kommen.«
Matty schüttelte den Kopf. »Wir haben nicht soviel Zeit. Wir wissen nicht, wie lange es dauern wird, bis sie ihr Ziel erreichen. Vielleicht sind vor ihnen noch mehr von ihrer Sorte. Nein. Wir müssen jetzt handeln. Noch heute nacht.«
Jetzt war es an Damson, Matty anzustarren. »Noch heute nacht«, wiederholte sie kopfschüttelnd. »Wie?«
»Was glaubt Ihr wohl? Wenn sie eine Möglichkeit gefunden haben, den Talbewohner trotz seiner Magie gefangenzunehmen, sind sie zu gefährlich, als daß man mit ihnen spielen dürfte.« Matty Roh schien etwas abzuzählen. »Wenn wir schnell sind, werden sie tot sein, bevor sie wissen, was geschieht. Könnt Ihr das?«
Damson atmete tief ein. »Könnt Ihr es?«
»Folgt mir einfach und bleibt hinter mir. Gebt mir Rückendeckung. Erinnert Euch daran, wie viele es sind. Verliert das nicht aus den Augen. Wenn ich zu Boden gehe, dann verschwindet von dort.« Sie richtete sich auf. »Seid Ihr bereit?«
»Jetzt?«
»Je eher wir beginnen, desto eher werden wir fertig sein.«
Damson nickte schweigend. Sie fühlte sich von dem, was geschah, so weit entfernt, als beobachte sie es von einem anderen und günstigeren Angriffspunkt aus. »Ich habe nur ein Jagdmesser.«
»Gebraucht, was immer Ihr habt. Erinnert Euch einfach an das, was ich gesagt habe.«
Matty legte ihren Umhang ab, zog das schlanke Kampfschwert aus ihrem Gepäck
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