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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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stellte. Walker wußte nicht, wie mächtig die Reiter waren, aber er war bereit zu wetten, daß sie ihm mehr als gewachsen waren. Felsen-Dall hätte nichts Geringeres gesandt, sich um einen Druiden zu kümmern - selbst wenn es sich um einen Druiden handelte, der gerade erst einer geworden war, der sich seiner eigenen Kräfte noch unsicher war und das Ausmaß seiner Magie und der Arten, in denen sie ihm dienlich gemacht werden konnte, nicht kannte. Zumindest war eine von Allanons Aufgaben für die Ohmsfords ausgeführt worden, und das bedeutete eine Bedrohung, die die Schattenwesen nicht ignorieren konnten.
    Dennoch blieb der Auftrag der Abgesandten ein Rätsel, das Walker nicht lösen konnte. Während er auf den Mauern Paranors stand und die Vier Reiter unter sich kreisen sah, sann er endlos darüber nach, warum sie wohl gesandt worden waren. Was sollte das Schwert von Shannara vollbringen? Welchem Zweck würde es dienen, daß die Elfen in die Welt der Menschen zurückgebracht wurden? Was war der Grund dafür, daß Paranor und die Druiden zurückgeholt worden waren? Oder zumindest einer der Druiden, sann er düster. Ein Druide, geschaffen aus einzelnen Teilen anderer. Er war ein Gemisch aus jenen, die gekommen und gegangen waren, aus ihren Erinnerungen, ihren Stärken und Schwächen, aus ihrem Wissen und ihrer Geschichte, aus ihren Geheimnissen der Magie. Er war in seinem Leben als Druide noch ein Kind, und er wußte nicht, wie er handeln sollte. Jeden Tag öffnete er neue Türen zu dem, was andere von ihm gewußt und weitergegeben hatten, Wissen, das sich in unerwarteten Einblicken offenbarte, Licht, das aus dunklen Winkeln seines Geistes hervorkam, als sei es durch Fenster hereingelassen worden, die lange verriegelt waren und sich jetzt weit geöffnet hatten. Er verstand es überhaupt nicht, bezweifelte es manchmal, stellte seinen Wert häufig in Frage. Aber der Fluß kam unaufhörlich, und er war gezwungen, jede neue Offenbarung zu messen und zu wiegen, wohl wissend, daß sie einst Wert gehabt haben mußte, und akzeptierend, daß sie diesen zurückgewinnen könnte.
    Aber welche Rolle sollte er in dem Kampf spielen, den Schattenwesen ein Ende zu bereiten? Er war zu einem Druiden geworden, wie Allanon es gewollt hatte, und er hatte sich selbst zum Herrn von Paranor gemacht. Und dennoch, was sollte er damit anfangen? Sicherlich besaß er jetzt Magie, die gegen die Schattenwesen eingesetzt werden konnte - genau wie die Druiden zuvor Magie benutzt hatten, um den Rassen zu helfen. Er besaß auch Wissen, vielleicht mehr Wissen als jeder andere lebende Mensch, und die Druiden hatten auch dies als Waffe benutzt. Aber es schien Walker, als ob dieser neuerworbenen Macht jegliche erkennbare Einstellung fehlte, und als müsse er erst die Natur seines Feindes begreifen, bevor er einen Weg ersinnen würde, ihn zu schlagen.
    Inzwischen war er hier innerhalb der Festungsmauern gefangen, wo er niemandem helfen konnte.
    »Sie versuchen ja gar nicht, hineinzugelangen«, stellte Cogline irgendwann nach drei Tagen des Wachehaltens auf den Festungsmauern fest. »Warum, glaubst du, ist das so?«
    Walker schüttelte den Kopf. »Vielleicht brauchen sie es nicht. Solange wir darinnen eingeschlossen bleiben, dient das ihrem Zweck.«
    Der alte Mann rieb sein bärtiges Kinn. Er war seit seiner Erlösung aus dem halben Leben, an das die Magie der Druidengeschichten ihn übergeben hatte, älter geworden. Er zeigte frische Falten und Runzeln, war gebeugter als zuvor, langsamer in Schritt und Sprache, zerbrechlicher, als sein Alter hätte vermuten lassen. Walker gefiel nicht, was er sah, aber er sagte nichts. Der alte Mann hatte viel für ihn geopfert, und was er gegeben hatte, hatte sichtlich seinen Tribut gefordert. Aber er beschwerte sich nicht und wollte auch nicht darüber sprechen, so daß es für Walker ebenfalls keinen Grund gab, damit anzufangen.
    »Vielleicht haben sie Angst vor der Druidenmagie«, fuhr Walker kurz darauf fort und legte seine gesunde Hand auf das Gestein der Festungsmauer. »Paranor ist immer vor jenen beschützt gewesen, die uneingeladen eintreten wollten. Die Schattenwesen wissen vielleicht davon und ziehen es deshalb vor, draußen zu bleiben.«
    »Oder vielleicht warten sie, bis sie die Natur und das Ausmaß jener Magie geprüft haben«, sagte Cogline leise. »Sie warten ab und versuchen herauszufinden, wie gefährlich du bist.« Er schaute Walker an, ohne ihn zu sehen, den Blick auf irgend etwas jenseits von ihm

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