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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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die Achseln. »Ihr habt mich unterstützt.«
    »Ich möchte, daß Padishar freikommt. Ihr scheint der einzige zu sein, der einen Plan hat.« Sie zog eine Augenbraue hoch. »Sagt mir die Wahrheit - ist an diesem Plan mehr, als Ihr gesagt habt?«
    Er lächelte. »Nicht viel mehr. Ich hoffe, daß es mir gelingt, zu improvisieren, während ich vorangehe.«
    Sie sagte nichts, betrachtete ihn nur einen Moment lang, nahm dann seinen Arm und dirigierte ihn am Rand der Klippe entlang. Sie gingen lange Zeit schweigend weiter, kreuzten vom Rand der Bäume zu den Klippen und wieder zurück und atmeten den Duft der Wildblumen und Gräser in dem Wind, der von den Graten und Berggipfeln dahinter herabfegte. Der Wind war warm und tröstlich und streichelte wie Seide über Morgans Haut. Er hob ihm sein Gesicht entgegen. Er hatte das Bedürfnis, die Augen zu schließen und in ihn hinein zu verschwinden.
    »Erzählt mir von Eurem Schwert«, sagte sie plötzlich. Ihre Stimme war sehr ruhig. Ihr Blick blieb fest, obwohl er seinen Blick abrupt von ihr abgewandt hatte. »Erzählt mir, wie es wieder zu einem Ganzen wurde - und warum Ihr so sehr leidet, Morgan. Denn das tut Ihr auf irgendeine Weise, nicht wahr? Ich kann es in Euren Augen sehen. Erzählt es mir. Ich möchte es hören.«
    Er glaubte ihr, und er entdeckte plötzlich, daß er darüber sprechen wollte. Er ließ sich von ihr auf einen Fels mit flacher Oberfläche herabziehen. Während sie beide von den Klippen hinausschauten, begann er neben ihr in der Dunkelheit zu sprechen.
    »Es gab ein Mädchen namens Quickening«, sagte er, und die Worte kamen mühsam und unbeholfen, als er sie aussprach. Er hielt inne und atmete tief durch, um sich zu beruhigen. »Ich habe sie sehr geliebt.«
    Er hoffte, daß sie die Tränen nicht sah, die ihm in die Augen traten.
     
    Er verbrachte die Nacht in eine Decke eingerollt am Rande der Bäume, den Körper zwischen die Wurzeln einer uralten Ulme gezwängt, den Kopf auf seinen zusammengerollten Reiseumhang gebettet. Sein Behelfsbett erwies sich als wenig zufriedenstellend, und er erwachte steif und wund. Während er die Blätter und den Staub aus seinem Umhang herausschüttelte, fiel ihm auf, daß er Matty Roh seit der vergangenen Nacht nicht mehr gesehen hatte, daß er sie tatsächlich nicht einmal beim Essen gesehen hatte. Allerdings war er zu dem Zeitpunkt bereits ziemlich mit seinem Plan zur Befreiung von Padishar beschäftigt gewesen - seinem großen und wundervollen Plan, der ihm nach einigem Nachdenken im schwachen ersten Licht der Dämmerung recht behelfsmäßig und entschieden unvernünftig vorkam. In der letzten Nacht hatte er ziemlich gut geklungen, heute morgen dagegen erschien er wenig vertrauenerweckend zu sein.
    Aber er war jetzt daran gebunden. Chandos hatte sicher bereits mit den Vorbereitungen für die Rückreise nach Tyrsis begonnen. Es war nichts dabei zu gewinnen, wenn er weitere Überlegungen anstellte.
    Er streckte sich und eilte auf den kleinen Wasserlauf zu, der in einiger Entfernung unter den Bäumen hinter ihm aus den Felsen herablief. Das kalte Wasser würde ihm helfen, sein Gehirn zu befreien und den Schlaf aus seinen Augen zu vertreiben. Er hatte bis weit nach Mitternacht mit Damson Rhee gesprochen. Er hatte ihr alles über Quickening und die Reise nach Norden, nach Eldwist, erzählt. Sie hatte zugehört, ohne viel dazu zu sagen, und irgendwie hatte sie das einander nähergebracht. Er stellte fest, daß er sie jetzt mehr mochte und ihr vertraute. Das Mißtrauen, das zuvor dagewesen war, war verflogen. Er begann zu verstehen, warum Par Ohmsford und Padishar Creel zu ihr zurückgekehrt waren, nachdem die Föderation sie gefangengenommen hatte. Er dachte, daß er dasselbe getan hätte.
    Dennoch gab es etwas in der Beziehung zu dem Talbewohner und dem Anführer der Geächteten, was sie ihm nicht erzählt hatte. Es war keine Täuschung und auch keine Lüge, es war einfach ein Versäumnis. Sie hatte ziemlich schnell eingestanden, daß sie Par liebte, aber da war noch etwas anderes, etwas, was ihren Gefühlen für den Talbewohner vorangegangen war, was den Hintergrund für all das bildete, was dazu geführt hatte, daß sie sich an dem Versuch, das Schwert von Shannara aus der Grube zurückzuerlangen, beteiligt hatte. Morgan war nicht sicher, was es war, aber es war in dem Gewebe ihrer Erzählung vorhanden, in der Art, wie sie von den beiden Männern sprach, in der Kraft ihrer Überzeugung, ihnen helfen zu müssen. Ein- oder

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