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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Deckung zu gehen, bis die Patrouillen vorbeigegangen waren. Das Land war grau und schimmerte feucht vom Regen, und sie begegneten niemandem. Morgan ging neben Matty Roh, er war ungebeten neben sie getreten und blieb den Tag über bei ihr. Sie versuchte nicht ihn abzuschrecken und verließ ihn auch nicht. Sie sprach wenig, aber sie schien sich in seiner Gegenwart wohlzufühlen. Als sie eine Pause einlegten, um etwas zu essen, teilte sie mit ihm das wenige Obst, das sie bei sich trug.
    Bei Einbruch der Nacht hatten sie den Mermidon überquert und waren in Sichtweite von Tyrsis gelangt. Die Stadt leuchtete kalt von den Höhen der Klippe herab, während sie von der anderen Seite der Ebene, die sie umgab, zu ihr hinaufsahen. Es regnete weiterhin stetig und unaufhörlich, wodurch die staubige Erde in Schlamm verwandelt wurde. Damson und Matty Roh wollten erst gegen Morgen, wenn sie sich unter die üblichen Händler mischen konnten, die aus den umliegenden Dörfern den Tag über heraufkamen, versuchen, die Stadt zu betreten. Chandos schickte den Kundschafter voraus, damit er versuchte, etwas Nützliches von den Reisenden zu erfahren, die die Stadt verließen. Die restliche Gruppe lagerte in einem Hain alter Ahornbäume, wobei sie zu ihrem Mißvergnügen feststellen mußten, daß trockene Stellen spärlich und nur tief im Innern des Hains zu finden waren.
    Es war fast Mitternacht, als der Kundschafter zurückkehrte. Morgan war noch wach. Er kauerte mit Chandos und Matty Roh zusammen, die zuhörten, wie Damson beschrieb, was sie von den Tunneln unter Tyrsis und den Föderationsgefängnissen wußte. Der Kundschafter beugte sich herab, um Chandos verstohlen und schnell etwas zuzuflüstern. Chandos’ Gesicht wurde aschfahl. Er entließ den Kundschafter und wandte sich dem Hochländer und den Mädchen zu.
    Die Föderation hatte ihre Absicht verkündet, Padishar Creel zu exekutieren. Die Exekution würde öffentlich erfolgen. Und zwar zur Mittagszeit des übernächsten Tages.
    Chandos stand auf und ging kopfschüttelnd davon. Morgan saß mit Damson und Matty Roh in betäubtem Schweigen da. Seine Vermutung war falsch gewesen. Die Föderation hatte beschlossen, sich Padishars ein für allemal zu entledigen. Der Anführer der Geächteten hatte nur noch weniger als zwei Tage zu leben.
    Morgans Blick begegnete dem von Damson und Matty. Sie dachten alle dasselbe. Welchen Befreiungsplan auch immer sie durchzuführen versuchten - er sollte ihnen besser gleich beim ersten Mal gelingen.

Kapitel 12
    Der Wind blies über Wren Elessedils Gesicht und kühlte es nach der Hitze der Mittagssonne ab. Ihr kurzgeschnittenes Haar schwang von einer Seite zur anderen, während er darüber hinwegstrich, und das pfeifende Rauschen, das in ihren Ohren klang, schloß alle anderen Geräusche aus. Es lag eine Kadenz darin, die trotz ihrer Macht einschläfernd und tröstend wirkte und die sich um sie legte wie ein warmer Umhang in einer kalten Nacht. Sie lächelte, schloß die Augen und überließ sich dieser Umarmung.
    Wren saß rittlings auf dem riesigen Rock Spirit, der im Westland noch über die Wälder südlich und östlich von Arborlon flog und sich dem Mermidon näherte, wo er über den weiten Sumpf, den sie Shroudslip nannten, hinwegstrich und dann zu den Ebenen von Tirfing hinabstieß. Tiger Ty saß mit gespreizten Beinen vor ihr, wo der Hals Spirits in die Schultern überging, unmittelbar vor den großen Schwingen. Sowohl der Flugreiter als auch die Elfenkönigin waren fest in die Gurte des Vogels eingebunden und gegen die Möglichkeit eines Falls gesichert. Der Himmel war hell und wolkenlos, und das Licht der Sonne badete das Land von Horizont zu Horizont in geschmolzenes Gold. Unter ihnen, wo sich die Erde in einem Mosaik von Grün und Braun ausbreitete, war es während der langen, trägen Tage des späten Sommers heiß und feucht, und alles Leben schien stillzustehen. Aber hier, hoch über der Hitze, wo der Wind stetig und kühl blies, schwebte Wren ungehindert durch Raum und Zeit, und in ihr war dieses Gefühl, entkommen zu sein, das ein Flug immer unweigerlich hervorrief.
    Ihre Augen öffneten sich, und Bitterkeit lag in ihrem Lächeln. Sie hatte soviel Zeit damit verbracht, ein Entkommen in der einen oder anderen Form zu suchen, daß sie das Gefühl erkannte. Jedenfalls empfand sie das so.
    Es war jetzt zehn Tage her, seit sie in die Vier Länder zurückgekehrt war. Der Alptraum von Morrowindl lag hinter ihr und begann in den Tiefen ihrer

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