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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Lichter, und der Mond östlich über den Baumwipfeln eine fahler werdende Sichel. Die Nachtgeräusche klangen sanft und tröstlich und erfüllt vom Versprechen des Schlafs. Wenn es für sie doch auch so wäre, dachte sie. Der Schlaf würde in dieser Nacht nur schwer kommen, denn sie mußte sich mit dem Hohen Konzil treffen und über das Schicksal der Elfen entscheiden. Und vielleicht auch über ihr eigenes.
    Sie entfernte sich von den Gärten, ging erneut an der Schwarzen Wache vorbei, lauschte auf die kaum wahrnehmbaren Geräusche der Bürgerwehr, die ihr wie Schatten folgten. Manchmal stellte sie fest, daß sie sich wünschte, wieder eine Fahrende zu sein und nicht mehr. Daß sie ihr Leben einfach neu beginnen, aller Zwänge ihres Verwalteramtes enthoben sein und neue Freiheit erreicht haben wollte. Sie würde es aufgeben, Königin zu sein. Sie würde die Elfensteine aufgeben, jene drei blauen Talismane, die in dem Lederbeutel an ihrem Hals ruhten, das Symbol der Magie, die ihr von ihrer Mutter hinterlassen worden war, der Macht, die ihr zur Handhabung übergeben worden war. Sie würde ihr Leben verströmen, als wäre es die alt gewordene Hülle einer Jahreszeit, und sie würde zu…
    Zu was? Zu was würde sie werden, fragte sie sich?
    In Wahrheit wußte sie es nicht mehr - vielleicht, weil es nicht mehr wichtig war.
    Als sie kaum eine Viertelstunde später die Räume des Hohen Konzils betrat, warteten diejenigen, die sie berufen hatte, bereits. Sie saßen um den Konziltisch verteilt, an dem die Königin den Vorsitz hatte. Sie trat mit Tiger Ty im Schlepptau ein (er hatte bis dahin draußen gewartet, denn er war unsicher, ob er in ihrer Abwesenheit willkommen sein würde) und ging direkt zu ihrem Platz am Kopf des Tisches. Jedermann erhob sich ehrerbietig, aber sie winkte alle mechanisch wieder auf ihre Plätze.
    Der Raum war höhlenartig. Hohe Mauern aus Stein und Holz stützten eine wie ein Stern geformte Decke aus massiven Eichenbalken. Am entgegengesetzten Ende wurde der Raum von einem Podium beherrscht, das den Thron der Elfenkönige und -königinnen trug. Er war mit den Standarten der regierenden Elfenhäuser geschmückt, und in seiner Mitte stand der alte runde Tisch mit den einundzwanzig Plätzen. Bänke, die Sitzplätze für die zuschauende Öffentlichkeit bildeten, wenn das vollständige Konzil tagte, standen entlang jeder Wand.
    Heute abend waren außer ihr selbst sechs Mitglieder anwesend, nur der innere Kreis des Konzils. Triss war da, als Hauptmann der Bürgerwehr, Eton Shart als Erster Verwalter, Barsimmon Oridio als Hauptmann der Elfenarmeen, Perek Arundel als Handelsverwalter, Jalen Ruhl als Vertreter der Landesverteidigung und Fruaren Laurel als Vertreterin der heilenden Zunft. Nur Laurel war neu in dem Kreis. Sie war auf Empfehlung des Konzils ernannt worden, nachdem Wren mitgeteilt hatte, daß sie einen Verwalter haben wollte, der für die Heilung des Elfenwestlands verantwortlich zeichnen sollte. Laurel arbeitete hart, eine Frau in mittleren Jahren, mit einer beständigen, liebenswürdigen Art. Aber wie Wren war auch sie unerfahren. Sie nahm in den Augen des restlichen Konzils eine zweitrangige Stellung ein. Wren mochte sie, war sich aber nicht sicher, ob man während eines Kampfes auf sie zählen konnte.
    Heute abend würde sie es herausfinden.
    Sie stand vor ihrem Stuhl und sah das Hohe Konzil an. »Ich habe den Flugreiter Tiger Ty gebeten, an dieser Sitzung teilzunehmen, da die Angelegenheit seine Leute direkt betrifft.« Sie brachte dies als Feststellung hervor und bat nicht um Zustimmung. Dann winkte sie den knorrigen Flugreiter von seinem Platz an der Tür heran. »Setzt Euch bitte dorthin«, sagte sie und deutete auf einen leeren Platz neben Fruaren Laurel.
    Tiger Ty setzte sich. Im Raum wurde es still, während die Versammelten darauf warteten, daß Wren sprach. Die Türen zu dem Raum waren geschlossen, und bis zu dem Zeitpunkt auf Wrens Befehl hin von der Bürgerwehr versiegelt, an dem sie die Erlaubnis erteilen würde, sie wieder zu öffnen. Fackeln brannten in ihren in den Stein eingelassenen Klammern und in freistehenden Pfählen an der Vorderund Rückseite des Raums. Rauch stieg zur Decke auf und verschwand durch Luftscharten hoch über ihnen. Der Rauch hinterließ einen leicht kupfrigen Geschmack in der Luft des Raums.
    Wren streckte sich. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihre Kleidung zu wechseln, denn sie hatte beschlossen, daß sie dem Diktat der Formalitäten keine

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