Shannara VII
blieb jetzt ebenfalls zurück, und der Elfenjäger neben Tay half ihm. Wie alte Männer stolperten die vier vorwärts, hustend und keuchend versuchten sie, mit Preia Starle Schritt zu halten.
Dann gab es tief im Innern des Berges eine Explosion, und eine gewaltige Wolke aus Schutt und Geröll brach von hinten über sie herein, riß ihnen die Füße weg und ließ sie zu Boden stürzen. Benommen und mitgenommen richteten sie sich jedoch wieder auf und hasteten weiter.
Tays Kraft ließ bedenklich nach. Der Schmerz in seinem Körper breitete sich aus. Er spürte, wie das Pulsieren des Schwarzen Elfensteins immer stärker wurde. Der Teil der Magie des Gartens, der noch immer in ihm war, nährte die Magie des Elfensteins. Er hatte sich zu gut verkleidet. Er hatte sich zu sorgfältig verändert. Er hatte geglaubt, sich von dem, was er getan hatte, erholen zu können, aber die Krankheit, mit der er sich angesteckt hatte, würde sich nicht so einfach vertreiben lassen. Er biß die Zähne zusammen und kämpfte sich weiter vor. Es war ein Risiko gewesen, das er akzeptiert hatte. Er konnte jetzt nichts mehr dagegen tun.
Dann waren sie jenseits der Spalte und wieder auf denn Pfad, der im Innern des Bergkraters zum See führte. Nur wenige Meter vor ihnen stand Preia Starle, als wäre sie zu Eis erstarrt.
»Schatten!« zischte Jerle Shannara.
Vor ihnen standen in einem Halbkreis, aus dem es kein Entrinnen gab, Dutzende von Gnomenjägern. In der Mitte waren zwei der tödlichen Schädelträger, schwarz umhüllt und zusammengekauert wie Gespenster, die auf die Nacht warten.
Ihre Verfolger hatten sie also doch noch eingeholt.
Die Elfen blieben abrupt hinter Preia stehen. Tay zählte schnell. Sie waren fünf Elfen gegen beinahe einhundert Geschöpfe des Dämonenlords. Sie hatten keine Chance. Preia wich vorsichtig an Jerles Seite zurück. Sie hatte noch keine Waffe gezogen.
»Sie warteten bereits, als ich herauskam«, sagte sie leise. In ihrer Stimme lag keine Spur von Angst. Sie blickte zu Tay, und ihr Gesicht war merkwürdig ruhig. »Es sind zu viele für uns.«
Jerle nickte. Auch er starrte grimmig zu Tay. Hinter ihnen quoll Staub und Schotter aus der Spalte, als eine neue Explosion den Berg erschütterte. Die Erde bebte unter ihren Füßen; sie reagierte noch immer auf den Fall der Kau-Magna und den Verlust ihrer Magie.
»Wir müssen zurück«, flüsterte Jerle. »Vielleicht finden wir einen anderen Weg hinaus.«
Aber es gab keinen anderen Weg, das wußte Tay. Es gab nur diesen einen Weg, der an den Schädelträgern und den Gnomenjägern vorbeiführte. In die Spalte zurückzukehren wäre dem Selbstmord gleichgekommen. Der gesamte Berg brach zusammen, und alles, was sich in den Gängen befand, würde zermalmt werden. Links hinter ihm lockerte der einzige noch verbliebene Elfenjäger seinen Griff um Vree Erreden und ließ den Mann langsam auf den Felsboden gleiten. Der Lokat war beinah bewußtlos. Blut klebte an seinem Kopf und Gesicht. Wann war das geschehen? fragte Tay sich still. Wie hatte ihm das entgehen können?
Der Elfenjäger trat einen Schritt nach vorn und stand neben ihm.
Es ist hoffnungslos, dachte Tay.
Dann befreite er sich aus Jerles Halt und versuchte, allein zu stehen. Er stellte fest, daß es ging. Er richtete sich auf und schaute dann seinen Freund direkt an. Jerle starrte argwöhnisch zurück, und mit einiger Überwindung gelang es Tay zu lächeln. Preia Starle beobachtete ihn neugierig; ihre Augen waren hell und herausfordernd, und er dachte, daß sie vielleicht sah, was Jerle nicht sehen konnte.
»Wartet hier auf mich«, sagte er.
»Was willst du tun?« wollte Jerle sofort wissen und trat einen Schritt nach vorn, um ihn am Arm festzuhalten und zurückzuziehen.
Tay befreite sich mit Nachdruck von ihm. »Es ist alles in Ordnung«, sagte er. »Wartet einfach hier.«
Er wählte seinen Schritte vorsichtig auf dem weichen, lockeren Stein, und er spürte durch den Berg hindurch das rumpelnde Beben, als die Zerstörung der Kau-Magna weiter vorangetrieben wurde. Er warf einen Blick an den Klippen hoch und zum Himmel, nahm die Ausmaße des Kraters in sich auf und den stillen, von ihm eingefaßten See, die Gipfel der Bäume, die verschwindende Sonne. Er erlaubte seinen Gedanken abzuschweifen und dachte an Bremen und Risca, die jetzt weit weg in einem anderen Teil der Vier Länder waren und ihren eigenen Kampf fochten. Er stellte sich vor, wie es für sie sein mußte. Er dachte an seine Familie und sein Heim
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