Shannara VII
in Arborlon, an seine Eltern und Kira, an seinen Bruder und dessen Frau und Kinder, an seine langjährigen Freunde und die Orte, an denen er gelebt hatte. Er dachte an das zum Scheitern verurteilte Paranor und die Druiden. In einigen wenigen, kurzen Augenblicken ließ er die Dinge der Vergangenheit und der Gegenwart vor seinem geistigen Auge erscheinen, breitete die einzelnen Überlegungen vor sich aus, bündelte sie dann wieder und legte sie für immer beiseite.
Als er nur noch ein Dutzend Meter von den Schädelträgern entfernt war, blieb er stehen. Die Ungeheuer hatten sich aus der Hocke erhoben und beobachteten ihn mit bösen roten Augen. Ihre Gesichter waren im Schatten der Kapuzen verborgen. Tay hatte nicht so viel Magie übrig, wie er benötigen würde, um ihnen entgegentreten zu können, das wußte er. Er hatte sich im Garten beim Kampf mit der Kau-Magna verbraucht und war jetzt krank und erschöpft. Er akzeptierte das mit aller Gelassenheit. Die Suche nach dem Schwarzen Elfenstein war beendet. Jetzt blieb nur noch, den Stein sicher nach Arborlon zurückzubringen. Den anderen, die bei ihm waren, mußte die Möglichkeit gegeben werden, ihre Reise nach Hause zu vollenden. Er mußte dafür sorgen. Doch wenn er sonst in der Lage gewesen wäre, sie alle zusammen zu beschützen, konnte er jetzt kaum auf sich selbst aufpassen. Und dennoch mußte er es tun. Er war ihre einzige Chance.
Er schaute nach unten auf seine fest zusammengepreßte Faust. Die Macht des schwarzen Elfensteins lag darin. Bremen hatte ihn davor gewarnt, sie herbeizurufen, und er hatte dem alten Mann versprochen, es nicht zu tun. Aber die Dinge entwickelten sich nicht immer so, wie man es sich wünschte.
Er riß seine Faust mit einem kräftigen Schwung nach oben und spürte den düsteren Puls des Elfensteins gegen seine Handinnenfläche pochen. Er raffte das letzte bißchen, das ihm an Kraft und Entschlossenheit verblieben war, zusammen, griff tief in das Herz der Magie und rief ihre Kraft herbei. Die Schädelträger reagierten bereits. Sie witterten die Gefahr und riefen ihr eigenes todbringendes Feuer herbei, ein böses, grünes Strahlen, das sie auf ihn abschossen. Aber sie waren nicht schnell genug. Der Schwarze Elfenstein hatte auf Tays Ruf gewartet, jetzt nahm er ihn auf und verband sich mit ihm, ein Meister und ein Sklave, auch wenn die Rollen noch nicht vollständig festgelegt waren. Der Stein pulsierte wild vor Erwartung, seine Magie drängte zwischen Tays Fingern in einem Streifen aus Nicht-Licht hinaus, eine schwarze Leere, die alles verschlang, was sich ihr in den Weg stellte. Sie zerschmetterte das Feuer der Schädelträger, zerschmetterte die Schädelträger selbst. Sie zerschmetterte jeden einzelnen der Gnomenjäger, selbst jene, die zu fliehen versuchten, sie tötete alle bis auf den letzten erschreckten Kämpfer. Sie verschlang und verbrannte die Ungeheuer zu Asche, stahl ihnen dann ihr Leben und nährte damit den Halter des Steins.
Tay zitterte und schrie auf, als die Magie des Elfensteins erfüllt mit dem Leben seiner Opfer in ihn zurückkehrte. Die Bosheit der Schädelträger und die tödliche Kraft ihres Feuers drangen tief ins Innere seines Körpers; ihre gesamten dunklen Absichten und bösen Begierden erfüllten und zerstörten ihn. In diesem Moment erkannte er das Geheimnis der Macht des Schwarzen Elfensteins - sie raubte die Kräfte anderer Magie und wandelte sie in eigene Macht um. Aber der Preis war grauenhaft, denn die gestohlene Macht wurde zur Macht des Elfensteinbesitzers und veränderte ihn für immer.
Sekunden später war es vorüber. Alle Feinde, die sich ihnen entgegengestellt hatten, waren vernichtet. Auf dem Pfad waren nur noch Kleidungsfetzen und Waffenreste und kleine Aschenhäufchen zu sehen. In der Luft hing der Geruch von verbranntem Fleisch, und über der Oberfläche des immer noch stillen Kratersees waren leichte Wellen zu sehen, die die Hitze des Schwarzen Elfensteins hinterlassen hatte.
Tay fiel auf die Knie, die aufgebrachte Magie durchwühlte ihn. Er spürte, wie sie an seinem Körper und Geist fraß und beide als Staub zurückließ. Er konnte es durch nichts aufhalten. Er war zerstört, und es war vorbei mit ihm. Der Schwarze Elfenstein fiel aus seinen kraftlosen Fingern und auf den Boden, wo er still liegenblieb. Sein Nicht-Licht war inzwischen verloschen, und das Pulsieren hatte aufgehört. Tay starrte ihn angestrengt an und suchte nach einem Weg, wie er seine Magie so bündeln konnte,
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