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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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zu dem, was sie waren, genauso dunkel und verloren, genauso zerstört und fruchtlos, eine Kopie ihres Irrsinns, ihrer Form des Bösen. Er wurde wie sie, so daß er sich zwischen ihnen hin und her bewegen konnte, aber er bewahrte einen Rest der Essenz seines Selbst auf. Er war nur einen Schritt von ihrem Schicksal entfernt und ihnen so nah, daß es nach der Vollendung dieses Schrittes keinen Unterschied mehr geben würde.
    Die zuschauenden Elfen konnten seine Veränderung beobachten. Sie sahen seine große, leicht gebeugte Gestalt schrumpfen und sich zusammenkrümmen. Sie sahen seine schmächtigen Arme und Beine sich winden. Sie spürten, wie die Fäulnis über ihn hinweg und in ihn hineinschwemmte, bis nichts anderes mehr da war. Sie rochen den Verfall, schmeckten ihn. Er war ein einziges, abscheuliches Greuel gegenüber allem, was gut war, gegenüber allem Menschlichen, so daß selbst Jerle Shannara, der sich innerlich abgehärtet und auf alles gefaßt gemacht hatte, was sein Freund vorhatte, vor ihm zurückwich.
    In Tay Trefenwyds Kopf tobte der Irrsinn in voller Blüte, er war vollkommen besessen. Er stank nach den lähmenden Auswirkungen der düsteren Magie dieses Gartens, nach dem Zerfall, der jenen zuteil wurde, die ihn mit ihrem Leben erfüllten, die ihn zu ihrem Heim erwählt hatten. Einen Augenblick lang glaubte Tay, die Magie zu verstehen, zu wissen, wie sie aus dem fehlgeleiteten Gebrauch des Schwarzen Elfensteins entstanden war. Doch die Intensität dieses Verständnisses bedrohte auch noch seine letzten gesunden Anteile, den winzigen Kern, der ihn an sein Ziel fesselte, und er war gezwungen zurückzuweichen.
    Jetzt trat er in den Garten, ein Gefährte jener Kreaturen, die er in sich aufgenommen hatte. Er schritt kühn voran, denn nichts anderes machte Sinn. Er ging, als wäre er einer von ihnen, einer, der immer noch den Pflichten anhing, die sie im gleichen Augenblick zurückgelassen hatten, als sie ihre Gestalt veränderten. Er ging als einer, der noch die Welt bewohnte, die sie bereits aufgegeben hatten. Er schlüpfte zwischen den Bäumen hindurch und wirbelte die kraftlosen Ranken auf, wie wenn eine Schlange den Zufluchtsort einer anderen betritt. Er war ebenso giftig wie sie, und was aus ihnen geworden war, war um nichts schlechter als das, was sich in seinem Innern widerspiegelte. Er glitt in die düsteren Tiefen hinab, suchte ihre Behaglichkeit, wand sich schlängelnd in ihre Umarmung, seelenlos.
    Der Garten und seine Geschöpfe reagierten genauso, wie er es gehofft hatte. Sie hießen ihn willkommen, schlossen ihn als einen der ihren in die Arme, ganz so, als würden sie ihn wiedererkennen, als wäre er ihnen vertraut. Er tauchte tief in ihre Fäulnis, ihren Verfall ein und gestattete ihnen, die Ranken ihrer eins gewordenen, gemeinsamen Gedanken in sein Bewußtsein hineinzuzwängen und so seine Absicht zu erkennen. Er war ihr Wärter, er war der Hüter ihres Gartens. Er war gekommen, um ihnen etwas zu bringen, einen Wechsel, der neues Wachstum verkündete, der ihren unausgesprochenen Hunger befriedigen würde. Er war gekommen, um sie zu erlösen.
    Er drang tief in den Garten ein, so tief, daß er sich beinahe in dem verlor, zu dem er geworden war. Alles andere zersetzte sich und würde der Erinnerung nicht standhalten, wenn er nicht wieder hinauskäme. Er wand sich zu einem Knoten zusammen, der sein Leben in kleinen, scharlachroten Tropfen auspreßte. Ganz Irrsinn und Pein, war er nur noch ein verheerendes Gespenst ohne eine Spur seiner früheren Identität. Nichts von dem, was er jemals gewesen war, existierte noch.
    Aber er wurde auch von dem unveränderlichen und zwingenden Ziel angetrieben, dem er sich überantwortet hatte. Wegen des Schwarzen Elfensteins war er hierhergekommen, und er war selbst in seinem Irrsinn fest entschlossen, ihn sich zu holen. Angefüllt von dieser Beharrlichkeit und diesem unerbittlichen Wunsch, näherte er sich dem Stein. Die Machtlinien berührten ihn und schlängelten sich fort. Die Ranken bebten, aber eher aus Anerkennung denn aus Wut. Der Garten erlaubte ihm, sich zu dem Stein hinabzubeugen, ihn in seine Hände zu nehmen, ihn an seine Brust zu heben. Er war gekommen, um sich um den Stein zu kümmern, erkannten sie. Er war gekommen, um neue Magie aus ihm herauszulocken, Magie, an der sie teilhaben würden, die sie nähren und ihren Hunger wieder befriedigen würde.
    Denn dies war die Verkleidung, die Tay Trefenwyd gewählt hatte. Die Geschöpfe, aus denen der

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