Shannara VII
hatte die Zwerge mobilisiert und auf den bevorstehenden Kampf vorbereitet, auf einen Kampf, von dem alle wußten, daß sie ihn allein nicht würden gewinnen können und den sie trotzdem austragen mußten, wenn sie überleben wollten. Risca hatte ihnen erklärt, daß die Elfen kommen würden. Bremen hatte darauf gedrängt, wie wichtig es war, und Tay Trefenwyd, dem er grenzenlos vertraute, war nach Westen gegangen, um dies in die Wege zu leiten. Dennoch mußten die Zwerge die Zeit bis zum Eintreffen der Hilfe alleine überwinden. Raybur verstand das. Er stand Bremen und Courtann Ballindarroch sehr nahe und kannte sie beide als ehrbare Männer. Sie würden tun, was in ihrer Macht stand. Aber die Zeit war kostbar, und sie durften sich auf nichts verlassen. Auch das hatte Raybur begriffen. Also wurde Culhaven geräumt - dorthin würde die Nordlandarmee als erstes kommen, und die Zwerge würden ihre Heime nicht gegen eine solch gewaltige Armee schützen können. Frauen, Kinder und Alte wurden daher tief ins Innere des Anar geschickt, wo sie sich verstecken konnten und in Sicherheit waren, bis die Gefahr vorüber war. Die Zwergenarmee marschierte in der Zwischenzeit über den Wolfsktaag nach Norden, um sich dem Feind entgegenzustellen.
Raybur drehte sich um, als Risca näher kam. Er wandte sich von seinen Befehlshabern und Beratern ab, vergaß Wyrik und Banda, die ältesten seiner fünf Söhne, und ließ die Karten, die sie studiert und die Pläne, die sie erörtert hatten, achtlos liegen. »Sie kommen also?« fragte er schnell.
Risca nickte. »Geften beobachtet sie. Er schätzt, daß wir eine Stunde haben, bevor sie zuschlagen.«
Raybur nickte und bedeutete dem Druiden, ein Stück mit ihm zu gehen. Der Zwergenkönig wirkte riesig, auch wenn er nicht sehr groß war, denn er hatte breite, starke Schultern, eine kräftige Brust und einen gewaltigen Kopf mit ausgeprägten, wettergegerbten Gesichtszügen und einem Bart. Seine Nase war krumm, und die zotteligen Augenbrauen verliehen ihm ein etwas wildes Aussehen, aber hinter seinem grimmigen Äußeren war er außerordentlich warmherzig, fröhlich und überschwenglich. Fünfzehn Jahre älter als Risca, war er dennoch körperlich so beeindruckend wie der Druide, und wäre ihm in einem fairen Kampf mehr als nur ein ebenbürtiger Gegner gewesen. Die beiden standen sich sehr nahe, in einigen Bereichen sogar näher als ihren Familien, denn sie teilten gemeinsame Überzeugungen und Erfahrungen, hatten beide ein hartes Leben hinter sich und waren mehrmals nur knapp dem Tode entronnen.
»Erzähl mir noch einmal, worin dein Plan besteht«, forderte der König Risca auf. Er legte ihm den Arm um die Schultern und führte ihn von den anderen fort.
»Du kennst ihn bereits«, schnaubte Risca. Den Plan hatten sie gemeinsam entwickelt, Risca hatte ihn entworfen und der König gebilligt, und wenn sie ihn auch den anderen in groben Zügen mitgeteilt hatten, behielten sie doch die Einzelheiten für sich.
»Erzähl es mir trotzdem.« Raybur drehte ihm kurz das schroffe Gesicht zu, dann wandte er sich wieder ab. »Muntere mich auf. Ich bin dein König.«
Risca nickte lächelnd. »Die Trolle und Gnome auf der einen Seite und deine Leute auf der anderen werden sich im Paß treffen. Wir werden versuchen, die Feinde nicht hineinzulassen. Wir werden ihnen eine gute Vorstellung liefern und dann scheinbar geschlagen zurückfallen. Am nächsten Tag werden wir ihren Marsch durch die Berge verzögern und sie zwingen, langsamer zu werden, aber wir werden sie nicht zum Anhalten bringen. In der Zwischenzeit wird der Rest ihrer Armee nach Süden zum Silberfluß weitergezogen sein. Die Zwerge werden bei ihrer Ankunft fliehen. Unsere Feinde werden Culhaven verlassen vorfinden und feststellen, daß niemand da ist, um sich ihnen entgegenzustellen. Sie werden glauben, daß die gesamte Zwergenarmee im Wolfsktaag kämpft.«
»Was nicht sehr weit von der Wahrheit entfernt ist«, seufzte Raybur und strich sich mit der schwieligen Hand über den Bart.
»Was nicht sehr weit von der Wahrheit entfernt ist«, wiederholte Risca. »Sie werden den Sieg wittern, weil sie das Gelände kennen, und in den Noosepaß marschieren. Dort werden sie darauf warten, daß ihre Gefährten uns durch die Täler nach Süden und in ihre Arme treiben. Die Gnome werden ihnen erklärt haben, daß nur zwei Wege aus dem Wolfsktaag herausführen - im Norden der Jadepaß und etwas südlicher der Noosepaß - und es kein Entrinnen für unsere
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