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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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dem Finger der Form des Holzes. Aufrichtiges Interesse stand in seinen Augen.
    »Das ist sehr gut«, sagte er schließlich. Er reichte das Stück dem Mädchen, das es ohne Kommentar annahm. »Aber nicht so gut wie Eure Waffenarbeiten. Euer wirkliches Können liegt dort, im Gestalten von Metall. Schnitzt Ihr schon lange?«
    »Seit ich ein Kind war.« Urprox wurde langsam unruhig. »Was wollt Ihr von mir?«
    »Ihr müßt einen sehr zwingenden Grund dafür gehabt haben, Euch wieder der Holzschnitzerei zuzuwenden, nachdem Ihr als Meisterschmied so erfolgreich wart«, fuhr der alte Mann fort, ohne ihn zu beachten.
    Urprox wußte, daß seine Geduld auf eine harte Probe gestellt würde. »Den hatte ich auch. Ich hatte einen sehr guten Grund, aber ich will nicht mit Euch darüber sprechen.«
    »Nein, das wollt Ihr sicher nicht. Ich fürchte aber, daß Ihr es tun müßt. Wir brauchen Eure Hilfe, und es ist meine Aufgabe, Euch davon zu überzeugen.«
    Urprox starrte ihn an; er war erstaunt über diese Offenheit. »Nun, zumindest seid Ihr ehrlich, was Eure Absichten betrifft. Aber jetzt bin ich natürlich gewarnt und bereite mich darauf vor, jedes Argument, das Ihr mir vorlegen werdet, zu widerlegen. Ihr verschwendet also wirklich nur Eure Zeit.«
    Der alte Mann lächelte. »Ihr wart bereits vorgewarnt. Ihr seid klug genug, um zu erkennen, daß wir eine weite Strecke gereist sind, um Euch zu sehen, und daß wir Euch daher für sehr wichtig halten.« Die Falten in dem wettergegerbten Gesicht vertieften sich. »Also sagt, warum habt Ihr das alles aufgegeben? Warum seid Ihr kein Schmied mehr? Warum, wo Ihr es doch so viele Jahre gewesen seid?«
    Urprox Screl runzelte unwillig die Stirn. »Ich bin es leid geworden.«
    Sie ließen ihm Zeit, noch mehr zu sagen, aber er weigerte sich. Der alte Mann schürzte die Lippen. »Ich schätze, es war wahrscheinlich mehr als nur das.«
    Er wartete einen Augenblick, und in diesem Moment schien es Urprox, als würden die Augen des alten Mannes weiß, als hätten sie ihre Farbe und ihren Ausdruck verloren und wären so leer und unlesbar wie Stein. Er hatte das Gefühl, als würde der alte Mann geradewegs durch ihn hindurchsehen.
    »Ihr habt den Mut verloren«, sagte der andere mit sanfter Stimme. »Ihr seid ein freundlicher Mann mit Frau und Kindern, und trotz all Eurer körperlichen Kraft mögt Ihr keinen Schmerz. Aber die Waffen, die Ihr geschmiedet habt, waren dazu da, Schmerz zu verursachen, und Ihr wußtet, daß dies geschah, und Ihr haßtet es. Ihr seid es leid gewesen, davon zu wissen, und deshalb habt Ihr Euch entschieden, daß genug genug war. Ihr hattet Geld und andere Fähigkeiten, und so habt Ihr einfach die Schmiede geschlossen und seid fortgegangen. Niemand außer Euch und Mina weiß dies. Niemand versteht es. Sie halten Euch für verrückt. Sie meiden Euch wie eine Krankheit.«
    Die Augen wurden wieder schärfer und sahen ihn an. »Ihr seid ein Ausgestoßener in Eurer eigenen Stadt, und Ihr versteht nicht, wieso. Aber die Wahrheit ist, daß Ihr ein Mann von einem einzigartigen Talent seid, und jeder, der Euch oder Eure Arbeit kennt, sieht das und kann nicht akzeptieren, daß Ihr es so einfach verschwendet.«
    Urprox spürte, wie ihm eine Gänsehaut über den Rücken lief. »Ihr habt ein Recht auf Eure Meinung. Nun, da Ihr sie mitgeteilt habt, möchte ich nicht weiter mit Euch reden. Ihr solltet lieber gehen.«
    Der alte Mann starrte in die Dunkelheit hinaus, aber er bewegte sich nicht vom Fleck. Die Menschenmenge hinter ihm war nicht mehr so dicht, und die Nacht hatte sich endgültig über die Stadt gesenkt. Urprox Screl fühlte sich plötzlich sehr allein und verwundbar. Selbst in dieser vertrauten Umgebung, so nah bei Leuten, die ihn kannten und ihm helfen würden, wenn er Hilfe brauchte, fühlte er sich vollkommen verlassen.
    Das Mädchen reichte ihm den Hund zurück. Urprox nahm ihn entgegen und schaute tief in ihre großen, dunklen Augen, die ihn auf unerklärliche Weise anzogen. In ihrem Blick lag etwas wie Verständnis für das, was er getan hatte. Er hatte diesen Ausdruck niemals in den Augen anderer gefunden, außer in denen Minas. Er war überrascht, ihn hier zu entdecken, in den Augen eines Mädchens, das ihn überhaupt nicht kannte.
    »Wer seid Ihr?« fragte er wieder und schaute von einem zum anderen.
    Der alte Mann sprach jetzt. »Wir haben einen Auftrag zu erfüllen, der Auswirkungen auf das Schicksal der gesamten Welt haben wird. Wir sind einen weiten Weg gekommen,

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