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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Lebens gewesen, daß es nicht in Ordnung schien, sie jetzt nicht mehr um sich zu haben.
    Abgesehen davon war dies der Ort seines Schaffens, wie fast immer während der vergangenen vierzig Jahre. Auch für seinen Vater war dies der Ort gewesen, an dem er gearbeitet hatte. Vielleicht würde es bei seinem Sohn genauso sein - bei dem einen oder anderen. Wenn er arbeitete, war er am liebsten hier. Hierher gehörte er, wo sein Schweiß und die Qual seinem Leben Gestalt verliehen hatten, wo er mit seiner Eingebung und Fähigkeit das Leben anderer geprägt hatte.
    Das war wohl eine kühne Aussage, aber er war auch ein kühner Mann. Oder verrückt, je nachdem, wen man fragte.
    Mina verstand. Sie verstand alles, was mit ihrem Mann zusammenhing, und das war mehr, als man von all den anderen Frauen sagen konnte, die er kannte. Der Gedanke daran ließ ihn lächeln. Er gab ihm ein besonderes Gefühl für Mina. Er begann, leise vor sich hinzupfeifen.
    Leute gingen die Straße hinauf und hinunter, sie eilten in diese oder jene Richtung, geschäftige kleine Wiesel, ganz in ihre Aufgabe versunken. Viele von ihnen waren in derselben langen Zeit, in der er Schmied gewesen war, Ladeninhaber gewesen, Händler, Künstler, Arbeiter. Die meisten hatten ihn bewundert - sein Können, seine Leistungen, sein Leben. Einige hatten geglaubt, daß er das Herz und die Seele dieser Stadt in sich trage.
    Er seufzte, und das Pfeifen erstarb. Ja, er kannte sie alle, aber sie beachteten ihn jetzt kaum noch. Wenn er einmal den Blick eines anderen einfing, erhielt er vielleicht ein ernstes Nicken oder einen flüchtigen Wink. Einer oder zwei von ihnen würden vielleicht stehenbleiben und mit ihm sprechen. Das war aber auch das höchste. Meist mieden sie ihn. Was immer mit ihm nicht in Ordnung war, sie wollten nicht, daß es auf sie abfärbte.
    Er wunderte sich wieder einmal, wieso sie nicht akzeptieren konnten, was er getan hatte, und es dabei bewenden ließen.
    Er starrte einen Augenblick auf seine Schnitzerei. Es war ein rennender Hund, flink und kräftig mit ausgestreckten Beinen, angelegten Ohren und hocherhobenem Kopf. Er würde dieses Stück seinem Enkel Arken geben, dem ältesten Sohn seiner Tochter. Die meisten Schnitzereien verschenkte er, obwohl er sie auch hätte verkaufen können, wenn er nur wollte. Aber er brauchte kein Geld, er hatte genug und würde mehr bekommen können, wenn es notwendig war. Was er brauchte, war Frieden der Seele und so etwas wie ein Ziel. Schlimm, daß er selbst zwei Jahre später noch Schwierigkeiten hatte, beides zu finden.
    Er schaute kurz über seine Schulter auf das Gebäude hinter sich, das dunkel und still in der Kakophonie der Stadt ruhte. Im wachsenden Zwielicht warf es seinen rechteckigen Schatten auf ihn. Die großen Türen, die ins Innere führten, waren heute geschlossen - er hatte sich nicht die Mühe gemacht, sie zu öffnen. Manchmal tat er es, nur weil er sich dann etwas heimischer fühlte, mehr als ein Teil seiner Arbeit. Aber in der letzten Zeit hatte es ihn eher niedergeschlagen gemacht, wenn er so vor den offenen Türen und dem dunklen und stillen Inneren saß, in dem nach all den Jahren beständiger Hitze und Geräusche und Aktivität nichts mehr geschah. Abgesehen davon zog es nur die Neugierigen an, die die Möglichkeit von etwas vermuteten, das niemals geschehen würde.
    Er schob die Holzspäne mit der Schuhspitze hin und her. Es war besser, die Vergangenheit dort hinter Schloß und Riegel zu halten, wo sie hingehörte.
    Die Nacht brach herein, und er stand auf, um die Fackeln anzuzünden, die an dem schmaleren Seiteneingang des Gebäudes angebracht waren. Sie würden ihm genug Licht verschaffen, um noch weiter arbeiten zu können. Er sollte nach Hause gehen, das wußte er. Mina würde warten. Aber es war eine Unruhe in ihm, die seine Hände immer in Bewegung hielt und seine Gedanken treiben ließ, eingerahmt in die nächtlichen Geräusche, die sich mit der Dunkelheit verstärkten. Er konnte Klänge ausmachen, jeden einzelnen, konnte sie voneinander so sicher trennen wie die Späne, die sich vor seinen Füßen gestapelt hatten. Er kannte sie alle so gut - genau wie die Stadt und seine Bewohner. Das Wissen gab ihm ein angenehmes Gefühl. Dechtera war keine Stadt für jeden. Sie war etwas Besonderes und einzigartig und sprach in einer eigenen Sprache. Entweder man verstand, was sie sagte, oder nicht. Entweder war man fasziniert von dem, was man hörte, oder man zog weiter.
    Vor kurzem hatte er zum

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