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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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vor ihnen. Sie bewegte sich nicht. Ein Mensch, so schien es - es war genug von ihm zu sehen, um wenigstens das festzustellen. Woher er gekommen war, blieb ihnen ein Rätsel. Er hatte einfach Gestalt angenommen, als hätte die Luft ihn herbeibeschworen, aber er mußte sich versteckt und auf sie gewartet haben. Er stand ganz in der Nähe des Ufers im Schatten der Reste einer Steinmauer. Er bedrohte sie nicht, sondern stand einfach nur da, wartend, daß sie näher kamen.
    Kinson und Mareth wechselten einen Blick. Das Gesicht des Mannes war im Schatten seiner Kapuze verborgen, und die Arme und Beine von den Falten seines Umhangs verhüllt. Es war nicht zu erkennen, wer er war.
    »Hallo«, meinte Mareth mutig. Sie hielt den Stab, den Bremen ihr gegeben hatte, wie einen Schild vor sich.
    Sie erhielten keine Antwort, und es rührte sich noch immer nichts.
    »Wer seid Ihr?« preßte sie hervor.
    »Mareth«, wisperte die Gestalt mit leiser Stimme.
    Kinson erstarrte. Die Stimme beschwor das Bild von Rattenfüßen und Todesnähe herauf. Er war wieder in der Höhle, wieder ein Junge. Die Stimme kratzte an seinen Nervenenden wie Metall auf Stein.
    »Kennt Ihr mich?« fragte Mareth überrascht. Die Stimme schien sie nicht zu beunruhigen »Ja«, sagte die Gestalt. »Wir alle, die zu deiner Familie zählen. Wir haben auf dich gewartet, Mareth. Wir haben lange gewartet.«
    Kinson hörte, wie sie nach Atem rang. »Wovon redet Ihr?« fragte sie schnell. »Wer seid Ihr?«
    »Vielleicht bin ich der, den du gesucht hast. Vielleicht bin ich es. Würdest du schlecht von mir denken, wenn ich es wäre? Würdest du ärgerlich werden, wenn ich dir sagte, daß ich…«
    »Nein!« schrie sie mit scharfer Stimme.
    »Dein Vater bin?«
    Die Kapuze fiel nach hinten, und das Gesicht wurde enthüllt. Es war ein hartes, kräftiges Gesicht, und die Ähnlichkeit mit Bremen war deutlich, auch wenn der Mann vor ihnen jünger war. Aber die Ähnlichkeit schien Mareth unverkennbar. Er ließ zu, daß die junge Frau ihn eine Zeitlang ansah, ihn begutachtete. Er schien Kinson vergessen zu haben.
    Er lächelte schwach. »Du siehst dich in mir, nicht wahr, mein Kind? Du siehst, wie ähnlich wir sind? Ist es so schwer zu akzeptieren? Bin ich so abstoßend?«
    »Irgend etwas stimmt hier nicht«, warnte Kinson leise.
    Aber Mareth schien ihn nicht zu hören. Ihre Augen waren auf den Mann gerichtet, der behauptete, ihr Vater zu sein, auf den dunklen Fremden, der so unerwartet vor ihnen aufgetaucht war. Wie hatte er gewußt, wo er suchen mußte?
    »Ihr seid einer von ihnen!« zischte Mareth ihm kalt entgegen. »Einer von denen, die dem Dämonenlord dienen!«
    Die strenge Miene veränderte sich nicht. »Ich diene denen, die ich gewählt habe, genau wie du. Aber du dienst den Druiden, weil du mich gesucht hast, nicht wahr? Ich kann es in deinen Augen lesen, Kind. Du hast keine wirkliche Verbindung zu den Druiden. Was sind sie für dich? Ich bin dein Vater, ich bin dein Fleisch und Blut, und deine Verbindung zu mir ist eindeutig. Oh, ich verstehe deine Bedenken. Ich bin kein Druide. Ich habe mich einem anderen Ziel verschrieben, einem dem du entgegenstehst. Dein ganzes Leben lang hast du gehört, daß ich das Böse bin. Aber wie böse bin ich, was glaubst du? Sind die Geschichten alle wahr? Oder sind sie möglicherweise überschattet von denen, die sie erzählen, um ihr eigenes Ziel zu verfolgen? Wieviel von dem, was du weißt, kannst du glauben?«
    Mareth schüttelte den Kopf. »Genug, denke ich.«
    Der Fremde lächelte. »Dann sollte ich vielleicht nicht dein Vater sein.«
    Kinson sah, wie sie zögerte. »Seid Ihr es?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob ich es sein will. Ich würde deinen Haß nicht wollen, wenn ich es wäre. Ich würde mir Verständnis und Toleranz von dir wünschen. Ich würde mir wünschen, daß du mir zuhörst, wenn ich dir von meinem Leben erzähle und davon, wie es deins betrifft. Ich würde mir wünschen, dir erklären zu können, warum das Ziel, das ich verfolge, weder böse noch zerstörerisch ist, sondern auf Wahrheiten beruht, die uns alle befreien werden.« Der Fremde hielt einen Augenblick inne. »Erinnere dich daran, daß deine Mutter mich geliebt hat. Konnte ihre Liebe so fehlgeleitet sein? Konnte ihr Vertrauen in mich so falsch sein?«
    Kinson nahm eine unmerkliche Veränderung wahr - einen Lufthauch, eine Rauchschwade, eine Welle im Fluß - etwas, das er nicht sehen, sondern nur spüren konnte. Die kurzen Haare in seinem Nacken

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