Shannara VII
machen!«
»Aber sie hätte mir gegen diese Kreatur helfen müssen!« hatte der König beharrlich erwidert. Er hatte einfach nicht zugeben wollen, daß seine Einschätzung falsch gewesen war. »Warum hat sie nicht reagiert?«
»Weil es bei einem solchen Ungeheuer keinen Betrug, keine Täuschung gibt!« hatte der Druide geantwortet. Sein Kiefer war angespannt. »Solche Geschöpfe kämpfen nicht mit Hilfe von Lügen und Halbwahrheiten. Sie bewaffnen sich nicht mit Unwahrheiten. Sie betrügen sich nicht selbst, indem sie glauben, etwas zu sein, was sie nicht sind! Die Magie des Schwertes, das du führst, ist dem Dämonenlord vorbehalten! Nur gegen ihn kann sie genutzt werden!«
So hatten sie weitergestritten, bis zum Morgengrauen waren die Argumente hin- und hergeflogen, bis beide sich endlich etwas Ruhe gönnten. Bremen hatte den König allein gelassen, damit er über das nachdenken konnte, was er ihm gerade erzählt hatte, damit er versuchen würde, die Worte mit seinen Erwartungen in Einklang zu bringen. Nach und nach hatte Jerle begonnen zu akzeptieren, daß wahr sein mußte, was Bremen glaubte. Die Magie des Schwerts war auf einen einzigen Zweck beschränkt, und wenn er auch etwas anderes wünschte, so war es nicht zu ändern. Die Magie des Schwertes richtete sich einzig und allein gegen Brona und niemanden sonst. Er mußte dieses Wissen in sich aufnehmen, und irgendwie mußte er einen Weg finden, die Magie, so fremd und verwirrend sie auch war, zu seiner eigenen zu machen.
Er war schließlich zu Preia gegangen; die ganze Zeit über hatte er gewußt, daß er es schließlich tun würde, genau wie bei allem, das ihm Sorgen bereitete. Denn seit Tay Trefenwyd tot war, war es ihre Stimme, auf die er sich am meisten verließ. Er war ihr sehr viel näher gekommen seit dem Tod seines Freundes, seit ihrer Hochzeit, seitdem er König war. Es waren immer Berater da, die ihm Hilfe boten, und bei einigen von ihnen - besonders bei Vree Erreden - lohnte es sogar zuzuhören. Aber niemand kannte ihn so wie Preia, und die Wahrheit war, daß auch niemand so ehrlich mit ihm war wie sie. So hatte er sich entschlossen, ihr die Wahrheit anzuvertrauen, auch wenn es schwierig sein würde, ihr gegenüber zuzugeben, daß er versagt hatte und jetzt voller Furcht war, wieder zu versagen.
Es war später an diesem Tag gewesen, und seine Unterhaltung mit Bremen war noch frisch in seinem Gedächtnis, die Erinnerungen an die vorhergegangene Nacht noch sehr lebendig. Der Himmel über dem Tal von Rhenn hatte sich bewölkt. Die Elfen hatten argwöhnisch auf eine Antwort der Nordländer auf den Angriff der vorherigen Nacht gewartet. Der Nachmittag war grau gewesen und nur langsam vorübergegangen, und die Sommerhitze hatte sich tief in den ausgetrockneten Boden der Streleheimebene gegraben. Die schwüle Luft hatte den herannahenden Regen angekündigt.
»Du wirst einen Weg finden, die Magie zu beherrschen«, hatte Preia sofort sicher und beharrlich gesagt. Ihr Blick war fest gewesen. »Ich glaube fest daran, Jerle. Ich kenne dich so gut. Du hast noch gegen jede Herausforderung bestanden, und du wirst auch diesmal nicht aufgeben.«
»Manchmal«, hatte er ruhig geantwortet, »manchmal denke ich, es wäre besser, wenn Tay an meiner Stelle wäre. Er würde vielleicht einen besseren König abgeben. Auf jeden Fall würde er sich besser für das Schwert und seine Magie eignen.«
Aber sie hatte sofort den Kopf geschüttelt. »Sag das niemals wieder. Niemals.« Ihre klaren, zimtfarbenen Augen waren hell und klar. »Du warst dazu ausersehen, zu leben und König der Elfen zu werden. Das Schicksal hat dich lange Zeit zuvor auserwählt. Tay war ein guter Freund und bedeutete uns beiden sehr viel, aber er war nicht dafür bestimmt. Hör mir zu, Jerle. Die Magie des Schwertes wird dir gehorchen. Die Wahrheit ist für dich nichts Fremdes. Wir haben unser Leben als Mann und Frau begonnen, indem wir uns Wahrheiten enthüllt haben, die wir noch einen Monat zuvor nicht zugegeben hätten. Wir haben uns einander eröffnet. Es war schwer und schmerzhaft, aber du weißt jetzt, daß du es kannst. Du weißt es. Du weißt es ganz genau.«
»Ja«, hatte er leise zugegeben. »Aber diese Magie scheint so…« »Unvertraut«, hatte sie für ihn geendet. »Aber du kannst sie dir vertraut machen. Du hast akzeptiert, daß Magie ein Teil deiner Elfenvergangenheit ist. Tays Magie war real. Du hast selbst entdeckt, daß sie Wunder vollbringen konnte. Du hast gesehen, wie er dafür
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