Shannara VII
hineinzumarschieren. Er stürmte in dem Moment auf die Nordländer los, als die Armee des Dämonenlords die rechte Flanke durchbrechen wollte. Ihre vorderen Reihen wurden gegen die Barrikaden genagelt. Jerle Shannara ließ Fackeln anzünden, damit die Bogenschützen in dem Durcheinander etwas erkennen und den Feind von den Abhängen treiben konnten.
Die Nordländer, die von den Flanken her beschossen wurden, sammelten sich um die ungeheuren Felsentrolle und setzten zum Gegenangriff an. Sie schoben und wanden sich ihren Weg hinter die Barrikaden und schlugen auf die Elfenjäger ein. Riesige, geflügelte Schatten erschienen aus dem rauchigen Dunst, als Schädelträger sich in den Himmel erhoben, um die Nordländer zu unterstützen. Die Verteidigungslinie gab nach. Der ergraute Rustin Apt ging zu Boden und wurde vom Feld getragen. Trewithen und die Elfengarde preschten nach vorn, um die bröckelnde Verteidigung zu stärken, aber der Feind war zu zahlreich, und die gesamte Elfenfront begann zusammenzubrechen.
Voller Verzweiflung gab Jerle Shannara seinem Pferd die Sporen und warf sich selbst ins Kampfgetümmel. Umgeben von seiner Garde hieb er sich den Weg bis zur feindlichen Front frei und versammelte die Elfenjäger um sich. Die Nordländer kamen von allen Seiten auf ihn zu. Sie versuchten, ihn vom Pferd zu ziehen, ihn aus dem Sattel zu stoßen, alles zu tun, um ihn am weiteren Vordringen zu hindern. Hinter ihm richtete sich die angeschlagene und abgekämpfte Elfenarmee wieder auf und folgte ihm. Schlachtrufe erhoben sich über dem Schreien und Stöhnen der Verletzten und Sterbenden, und die Elfen warfen sich noch einmal auf die Nordländer. Jerle kämpfte, als wollte er den Feind ganz allein zurück ins Nordland treiben, sein Schwert glänzte im Schein der Fackeln und schlug laut klirrend auf feindliche Waffen und Rüstungen. Gewaltige Trolle tauchten vor ihm auf, große, gesichtslose Ungeheuer mit Streitäxten in den Händen, doch der König kämpfte sich durch sie hindurch, als wären sie nur aus Pappe. Nichts und niemand konnte ihn aufhalten, und er erschien nahezu unbesiegbar. Selbst seine Leibgarde konnte nicht mit ihm Schritt halten, und in dem Bemühen, ihm zu folgen, warf sie sich um so heftiger auf den Feind.
Dann zuckte ein Blitz aus einer Felsnase, die dem Kampfplatz am nächsten lag, und glühende Erdklumpen und Scherben aus zerbrochenem Fels explodierten in den Himmel und regneten auf das gesamte Tal herab. Die Männer bedeckten ihre Köpfe und duckten sich vor dem stürmischen Ausbruch, und für einen kurzen Augenblick erstarrte die Zeit. Während die Nordländer zögerten und einen Moment lang zu Statuen wurden, richtete sich Jerle Shannara in seinen Steigbügeln auf und reckte das Schwert von Shannara gen Himmel - ein Zeichen des Trotzes und des Widerstandes, das die entsprechende Wirkung auf seine Männer hatte. Sie stießen wilde Schlachtrufe aus und warfen sich mit solcher Kraft auf den Feind, daß sie ihn vollständig überrannten. Diejenigen unter den Nordländern, die am weitesten entfernt standen und noch in der Lage waren zu fliehen, verkrochen sich hinter den zerbrochenen Barrikaden; sie hatten jegliche Angriffslust verloren. Kurze Zeit hielten sie in diesem Wald aus hölzernen Gebeinen und verbrannter Erde die Stellung. Dann zogen sie sich verdrossen und erschöpft in den östlichen Teil des Tals zurück.
Jerle und die Elfen, vollkommen verdreckt von Regen, Erde, Schweiß und Blut, sammelten sich bei den Barrikaden und beobachteten, wie die Feinde abzogen.
Zumindest an diesem Tag gehörte der Sieg ihnen.
Kapitel 31
Der Morgen zog an einem Himmel herauf, der vom schweren Regen der vorherigen Nacht düster und grau war. Der verbrannte und zerfurchte Boden des Tals von Rhenn war schwarz und dampfte im Dämmerlicht. Die Elfen standen bereit und warteten auf den nächsten Angriff, von dem sie wußten, daß er kommen würde. Erwartungsvoll spähten sie ins Dunkel. Aber es drang kein Geräusch aus dem in schweren Nebel gehüllten Lager des Dämonenlords zu ihnen, und es regte sich auch nichts in der leeren, öden Landschaft. Als die Sonne aufging und es heller wurde, löste sich der Nebel jedoch immer noch nicht auf, und es gab auch keinen Hinweis auf einen Angriff. Es war allerdings undenkbar, daß diese gewaltige Armee sich zurückgezogen hatte. Die ganze Nacht hatte sie wie ein verwundetes Tier ihre Wunden geleckt, nur zu deutlich hatten sich Geräusche von Schmerz und Wut über den Nebel
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