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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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und Regen erhoben und das Donnern des nachlassenden Sturms ersetzt. Die ganze Nacht hatte die feindliche Armee ihre Streitkräfte neu geordnet. Der östliche Teil des Tals war vollkommen in ihren Händen, bis hinauf zu den seitlichen Anhöhen. Sämtliche Belagerungsmaschinen, sämtliches Versorgungsmaterial und die gesamte Ausrüstung waren nach vorne gebracht und über die breite Mündung des Tals verstreut worden. Die Armee konnte sich vielleicht nur langsam und schwerfällig vorwärtsbewegen, aber sie blieb dennoch eine unerbittliche, unaufhaltsame Lawine.
    »Sie sind da draußen«, murrte der einäugige Arn Banda. Er stand links neben Bremen, und sein Gesicht hatte einen besorgten, mißmutigen Ausdruck angenommen. Jerle Shannara nickte. »Aber was haben sie vor?« Ja, was hatten sie vor? Bremen zog den dunklen Umhang fester um seinen mageren Körper, um sich vor der morgendlichen Kühle zu schützen. Sie konnten nicht bis zum anderen Ende des Tals sehen, ihre Augen durchdrangen das Dunkel nicht, aber sie spürten den Feind deutlich. Die Nacht war voller Geräusche und Raserei gewesen, während die Nordländer sich wieder auf die Schlacht vorbereitet hatten, und erst in den letzten Stunden war es so bedrohlich still geworden. Der Angriff an diesem Tag würde in einer anderen Form erfolgen, vermutete der alte Mann. Der Dämonenlord war am Vortag mit hohen Verlusten zurückgeschlagen worden und würde keine Lust haben, diese Erfahrung erneut zu machen. Selbst seine Kraft hatte Grenzen, und früher oder später würde die Macht über jene, die für ihn kämpften, schwächer werden, wenn es keine Siege oder Beute gab. Die Elfen mußten bald zurückgetrieben oder geschlagen werden, sonst würden die Nordländer anfangen, die Unbesiegbarkeit ihres Meisters in Frage zu stellen. Und wenn das Kartenhaus erst einmal begonnen hatte einzustürzen, würde es kein Halten geben.
    Rechts von Bremen bewegte sich etwas, klein und heimlich. Es war Allanon. Verstohlen blickte der Druide zu ihm hinüber. Der Junge starrte vor sich hin, mit angespannter Miene, die Augen ins Leere gerichtet. Er sah dennoch etwas - soviel konnte man eindeutig an seinem Gesicht erkennen. Er sah durch den Nebel und das Dunkel auf etwas Dahinterliegendes, seine erstaunlichen Augen drangen zu etwas durch, das den anderen verborgen blieb.
    Der alte Mann folgte dem Blick des Jungen. Nebel wirbelte in der Luft, wie ein Umhang, der über dem gesamten östlichen Ende des Tals lag und wie von einer unsichtbaren Macht bewegt wurde. »Was ist es?« fragte er leise.
    Aber der Junge schüttelte nur den Kopf. Er konnte es spüren, aber nicht einordnen. Seine Augen blieben weiterhin auf den Dunst gerichtet, er war vollkommen konzentriert. Er konnte sich gut konzentrieren; das wußte Bremen bereits. Tatsächlich war er darin noch viel besser als nur gut. Seine Intensität war beängstigend. Er hatte es sich nicht erarbeitet, während er aufwuchs, und es war auch kein Teil des Schocks, den er durch die Zerstörung von Varfleet erlitten hatte. Es war etwas Angeborenes - wie die befremdlichen Augen und der rasiermesserscharfe Verstand. Der Junge war außerordentlich ernst und von enormer Zielstrebigkeit, aber vor allem besaß er eine Intelligenz und einen Wissensdurst, die grenzenlos waren. Erst eine Woche zuvor, nach dem nächtlichen Überfall auf das Lager der Nordländer, war er zu Bremen gekommen und hatte den alten Mann gebeten, ihn die Druidenmagie zu lehren. Genauso. Zeigt mir, wie sie benutzt wird, hatte er gefordert - als ob jeder sie lernen könnte, als ob man die Fähigkeit einfach weitergeben könnte.
    »Man benötigt Jahre, um auch nur den kleinsten Teil zu beherrschen«, hatte Bremen erwidert, zu verblüfft über die Bitte des Jungen, um sie gleich auszuschlagen.
    »Laßt es mich versuchen«, hatte der Junge beharrt.
    »Aber warum willst du es überhaupt?« Der Druide war ehrlich verwundert. »Ist es Rache, was du suchst? Glaubst du, die Magie kann sie dir verschaffen? Warum verbringst du nicht deine Zeit damit, den Gebrauch gewöhnlicher Waffen zu erlernen? Reiten zu lernen? Oder die Kriegskunst zu studieren?«
    »Nein«, hatte der Junge entschlossen erwidert. »Ich möchte nichts davon. Ich mache mir nichts aus Rache. Ich will so sein wie Ihr.«
    In einem einzigen Satz hatte der Junge alles gesagt. Er wollte ein Druide sein. Er fühlte sich zu Bremen hingezogen, und Bremen fühlte sich zu ihm hingezogen, weil sie näher verwandt waren, als der alte Mann

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