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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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aussprachen und ihren Gefühlen freien Lauf ließen. Bek dagegen neigte dazu, mit Worten und Gefühlsbezeugungen sparsamer umzugehen, denn zum Teil betrachtete er sich stets als Außenseiter und ließ daher gern eine gewisse Vorsicht walten.
    »Bist du dir sicher mit dem Vogel?«, fragte Bek Quentin und dachte an den riesigen Schatten zurück, der ihm noch immer ein Rätsel war.
    Quentin zuckte mit den Schultern. »Ich habe kaum einen Blick darauf erhascht und bin mir nicht sicher. Wie du schon gesagt hast, er sah aus wie einer dieser großen Vögel von der Küste, schwarz, schlank und wild.« Nachdenklich hielt er inne. »Eines Tages möchte ich einmal auf einem reiten.«
    Bek schnaubte. »Du möchtest eine Menge Dinge tun. Am liebsten alles, wenn du könntest.«
    Quentin nickte. »Stimmt. Aber manches lieber. Und dazu gehört ein solcher Ritt.«
    »Ich wünsche mir nur einen Schuss auf diesen Keiler.« Bek schob einen Ast zur Seite. »Nur zwei Sekunden mehr…«
    »Vergiss den Keiler!« Sein Cousin packte spielerisch seine Schultern. »Morgen gehen wir wieder auf die Jagd. Früher oder später erlegen wir ein Wildschwein. Wie könnte uns dieser Erfolg versagt bleiben?«
    Ganz einfach, wollte Bek antworten, denn Wildschweine sind schnell, behände und stark, und vor allem können sie sich besser verstecken, als wir sie aufspüren. Doch er ließ die Angelegenheit auf sich beruhen, denn Tatsache war schließlich, wenn sie den Keiler heute erlegt hätten, hätte sich die Frage gestellt, was sie den Rest der Woche getan hätten. Und was Quentin da eingefallen wäre, darüber wollte Bek nicht einmal nachdenken.
    Die Schatten verdüsterten den Wald noch mehr als schon am Tage, und rasch schwand das Licht, während die Sonne hinter dem Horizont verschwand und still die Nacht herankroch. Schlangenförmige Nebelschwaden zogen bereits durch Täler und Schluchten, jene dunkleren, kühleren Zufluchten, in denen die Sonne länger abwesend war und somit mehr Feuchtigkeit erhalten blieb. Grillen begannen zu zirpen, Nachtvögel stießen ihre Schreie aus. Bek zog den Kopf ein, weil vom Rappahalladran eine frostige Brise heraufzog. Vielleicht würde er vorschlagen, morgen zu angeln, einfach nur zur Abwechslung. Das war zwar nicht so aufregend wie die Wildschweinjagd, dafür waren die Erfolgsaussichten besser.
    Außerdem, dachte er, könnte er dabei in der Nachmittagssonne ein wenig dösen. Er würde träumen und in der Fantasie kleine Reisen unternehmen. Dann konnte man ein wenig über die Zukunft nachdenken, was keine schlechte Idee war, da er sich diese noch gar nicht recht vorstellen konnte.
    »Da ist er wieder«, verkündete Quentin fast beiläufig und zeigte zwischen den Bäumen hindurch nach vorn.
    Bek sah auf, und obwohl er scharfe Augen hatte, erkannte er nichts. » Was ist da?«, fragte er.
    »Der Vogel, der über die Wiese geflogen ist. Ein Rock - so heißen sie. Einen Augenblick kam er hinter dem Kamm hervor, dann ist er wieder verschwunden.«
    »Rocks fliegen nicht so weit ins Binnenland«, erwiderte Bek. Nicht, solange sie keinen Flugreiter haben, fügte er in Gedanken hinzu. Aber was sollte ein Flugreiter hier draußen wollen? »Das Zwielicht täuscht deine Augen.«
    Quentin schien ihn gar nicht zu hören. »So dicht an unserem Lager, Bek. Hoffentlich raubt er nicht unsere Vorräte.«
    Sie eilten den Hang hinunter, durchquerten das Tal darunter und stiegen zur Spitze des nächsten Hügels hinauf, auf dem sich ihr Lager befand. Währenddessen unterhielten sie sich nicht mehr, sondern konzentrierten sich auf den Aufstieg und suchten die düsteren Schatten sorgsamer ab. Die Sonne war längst untergegangen, und im Dämmerlicht des Waldes täuschten vielfältige Bewegungen das Auge. Die für das Ende des Tages typische Stille hatte sich über der Welt ausgebreitet und erweckte den Eindruck, alle Lebewesen würden nur darauf warten, wer den ersten Laut von sich gab. Obwohl Bek und sein Cousin sich dessen nicht bewusst waren, gingen sie plötzlich leiser.
    Wenn in den Hochlandwäldern die Dunkelheit einbricht, wird es richtig düster, insbesondere, wenn wie an diesem Abend der Mond noch nicht aufgegangen ist und nur die Sterne Licht spenden. Bek stellte fest, wie ihm aus unerklärlichen Gründen plötzlich unbehaglich zumute war, und seine Instinkte beschworen ihn, dass etwas nicht stimmte, obwohl er den Grund nicht erkennen konnte. Das Lager erreichten sie ohne Zwischenfall, allerdings blieben sie am Rand der Lichtung wie ein

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