Shannara VII
ergriff panikartig die Flucht. Bek richtete sich auf und hielt Ausschau, sah jedoch nur noch den Rücken des Schweins, das zunächst im Dickicht und anschließend im Wald dahinter verschwand. Sekunden später war die Lichtung wieder leer und still.
»Schatten!«, murmelte Bek, senkte den Bogen und fuhr sich durch das kurz geschorene Haar. Er stand auf und blickte über die leere Lichtung hinüber zum Wald. »Quentin?«
Der große Hochländer trat zwischen den Bäumen hervor. »Hast du es gesehen?«
»Ich habe einen Blick auf seinen Hintern erhascht, nachdem der Schatten das Schwein aufgescheucht hat. Hast du erkannt, was das für ein Schatten war?«
Quentin hatte inzwischen die Lichtung erreicht und stiefelte durch das hohe Gras. »Irgendeine Art Vogel, oder?«
»Hier in der Gegend gibt es keine so großen Vögel.« Bek beobachtete ihn beim Näherkommen und suchte kurz den leeren Himmel ab. Er schulterte den Bogen und schob den Pfeil zurück in den Köcher. »Vögel von dieser Größe leben an der Küste.«
»Möglicherweise hat er sich verirrt.« Quentin zuckte gleichgültig mit den Achseln. Er rutschte in einer Schlammlache aus und murmelte einige ausgewählte Worte vor sich hin, während er sich wieder aufrichtete. »Vielleicht sollten wir lieber Moorhühner jagen.«
Bek lachte. »Am besten jagen wir Regenwürmer und halten uns ans Fischen.«
Quentin erreichte ihn, breitete die Arme aus und ließ Pfeile und Bogen voller Abscheu fallen. »Ein ganzer Tag, und was können wir vorweisen? Eine leere Wiese. Man sollte meinen, wir hätten wenigstens einmal zum Schuss kommen können. Dieser Keiler hat genug Lärm gemacht, um Tote zu wecken. Bei der Katze, er war wirklich leicht zu finden!«
Dann grinste er fröhlich. »Zumindest haben wir noch dieses Moorhuhn von gestern, damit der Bauch nicht leer bleibt, und einen Schlauch mit kaltem Bier, um den verletzten Stolz zu lindern. Das ist das Schönste am Jagen, Bek. Das Essen und Trinken am Ende des Tages!«
Bek lächelte daraufhin, und nachdem Quentin seine Waffen wieder aufgehoben hatte, eilten sie gemeinsam auf ihr Lager zu. Quentin war groß und hatte breite Schultern, er trug sein rotes Haar lang und hatte es nach Art der Hochländer zu einem Zopf geflochten. Bek, sein Cousin aus dem Tiefland, hatte sich nie an den Stil des Hochlands angepasst, obwohl er den größten Teil seines Lebens bei Quentin und seiner Familie verbracht hatte. Dass seine Herkunft im Dunkeln lag, hatte einen starken Drang nach Unabhängigkeit in ihm wachgerufen. Vielleicht wusste er nicht, wer er war, dafür wusste er jedoch sehr gut, wer er nicht war.
Sein Vater war ein entfernter Vetter von Coran Leah gewesen, Quentins Vater, doch er hatte im Land am Silberfluss gelebt. Bek konnte sich nur noch an eine schattenhafte Gestalt mit kräftigem, dunklem Gesicht erinnern, denn er war bereits gestorben, als Bek erst zwei Jahre alt war. Er hatte an einer tödlichen Krankheit gelitten und Bek zu seinem Cousin Coran gebracht, da er um seinen bevorstehenden Tod wusste. Sonst hätte er sich an niemanden wenden können. Beks Mutter war verschwunden, Geschwister gab es nicht, auch keine Tanten und Onkel, jedenfalls keine, die ihm näher standen als Coran. Viele Jahre später hatte Coran Leah Bek erzählt, dass sein Vater ihm einst einen großen Gefallen erwiesen habe, und aus diesem Grund habe er Bek sofort bei sich aufgenommen.
Dementsprechend war Bek als Hochländer aufgewachsen, obwohl er kein echter war und auch niemals gedrängt wurde, diese Denkweise anzunehmen. Quentin erklärte ihm, das sei die richtige Einstellung. Warum sollte man versuchen, etwas zu sein, das man nicht war? Wenn man vorgab, irgendetwas zu sein, dann etwas, was niemand anderer war. Diese Idee gefiel Bek, und doch hatte er keine Ahnung, was er sonst sein sollte. Früher oder später, so malte er sich aus, wahrscheinlich genau dann, wenn es darauf ankam, dass er entschlossen handelte, würde er es schon herausfinden.
»Ich bin vollkommen ausgehungert«, verkündete Quentin, während sie den steilen Waldhang hinuntergingen. »Hungrig genug, um einen ganzen Keiler allein zu essen, sollte mir zufällig einer tot vor die Füße fallen!«
Sein breites, kräftiges Gesicht wirkte fröhlich und offen und spiegelte seine Persönlichkeit. Bei Quentin Leah wusste man immer, woran man war. Es gab keine Geheimnisse, keine Verstellung, keine Arglist. Quentin gehörte zu den Menschen, die direkt auf andere zugingen, ihre Gedanken offen
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