Shannara VII
Mann stehen und schauten sich still um.
Nach einem Augenblick berührte Quentin seinen Vetter an der Schulter und zuckte mit den Achseln. Nichts erregte Verdacht. Bek nickte. Sie betraten die Lichtung, gingen zu ihren Vorräten, die sie an einen Ast gehängt hatten, und fanden sie unversehrt vor. Daraufhin überprüften sie ihre Zeltausrüstung, die sie zwischen den breiten Wurzeln eines Ahorns verstaut hatten, und auch hier war alles in Ordnung. Sie zogen das zusammengerollte Bettzeug hervor und legten es neben die kalte Feuerstelle, eine Grube, die sie vor zwei Tagen ausgehoben hatten. Danach lösten sie das Seil, mit dem ihr Proviant gesichert war, und ließen ihn herunter. Quentin sortierte verschiedene Lebensmittel und Zutaten zum Kochen. Bek holte Zunder hervor und schlug eine Flamme an dem Holz, das sie morgens bereits aufgeschichtet hatten.
Irgendwo in der Finsternis schrie ein Nachtvogel auf der Suche nach Beute oder einem Partner. Bek blickte auf und starrte abermals in die Schatten, bevor er das Feuer anzündete. Nachdem das Holz brannte, ging er zum Rand der Lichtung und sammelte weitere Äste.
Als er sich aufrichtete, stand er einem Fremden in schwarzem Mantel gegenüber. Der Mann war kaum einen Meter entfernt, genau vor ihm, und Bek hatte sein Näherkommen nicht gehört. Der Junge erstarrte, und das Herz schlug ihm bis zum Hals. Sein Kopf verlangte brüllend alle möglichen Arten von Reaktionen, doch er konnte sich zu keiner durchringen.
»Bek Rowe?«, fragte der Fremde leise.
Bek nickte wortlos. Die Kapuze des Fremden verhüllte das Gesicht, aber die tiefe, raue Stimme flößte Vertrauen ein. Beks Panik ließ einen Hauch nach.
Irgendwie hatte auch Quentin Leah die unerwartete Begegnung bemerkt. Er trat aus dem Lichtkreis des Feuers und spähte in die Dunkelheit, wo Bek und der Fremde einander gegenüber standen. »Bek? Alles in Ordnung?« Er näherte sich. »Wer ist da?«
»Quentin Leah?«, fragte der Fremde ihn.
Der Hochländer trat vor und ergriff dabei das lange Messer an seiner Hüfte. »Wer bist du?«
Der Fremde wartete, bis der Hochländer neben Bek stand. »Ich heiße Walker«, antwortete er. »Kennt ihr mich?«
»Der Druide?« Quentin hielt den Griff seines Messers weiterhin fest.
»Eben der.« Sein bärtiges Gesicht kam zum Vorschein, als er die Kapuze zurückzog. »Ich bin hier, weil ich euch um einen Gefallen bitten möchte.«
»Um einen Gefallen?« Quentin verhehlte seine Skepsis nicht und legte die Stirn in Falten. »Uns?«
»Nun, eigentlich nur dich, aber wenn Bek schon hier ist, kann ich auch gleich euch beide fragen.« Er blickte an ihnen vorbei zum Feuer. »Können wir uns nicht setzen, während wir uns unterhalten? Und habt ihr etwas zu essen? Ich habe heute einen langen Weg hinter mich gebracht.«
Als wären sie zu einem Waffenstillstand gelangt, verließen sie die Dunkelheit, betraten das Licht und setzten sich um das Feuer. Bek betrachtete den Druiden aufmerksam und versuchte ihn einzuschätzen. Körperlich war er Furcht einflößend, groß und dunkel, mit langem schwarzem Haar und schmalem, eckigem Gesicht, das von Sonne und Wetter gezeichnet war. Er wirkte weder alt noch jung. Sein rechter Arm war unterhalb des Ellbogens abgetrennt, sodass nur ein Stumpf geblieben war. Trotzdem strahlte er Macht und Selbstbewusstsein aus, und seine seltsamen Augen drückten eine unverkennbare Warnung aus, bei der Wahrheit zu bleiben. Obwohl er sagte, er sei gekommen, um sie zu finden, schien ihn das jetzt, nachdem es so weit war, nicht mehr besonders zu interessieren. Sein Blick schweifte ständig in die Dunkelheit jenseits des Feuers, als würde er nach etwas Ausschau halten.
Und somit war es seine Geschichte, die Bek mehr faszinierte als seine Erscheinung, und der Junge erwischte sich dabei, wie er in seiner Erinnerung nach den wenigen Dingen suchte, die er über ihn wusste. Der Druide lebte im alten Paranor mit den Geistern seiner Vorfahren und Gefährten, die bereits lange tot waren. Den Gerüchten zufolge war er Allanons Nachfolger und direkter Abkömmling. Es hieß, schon zu Zeiten von Quentins Urgroßvater Morgan Leah und der berühmtesten aller Elfenköniginnen, Wren Elessedil, habe er gelebt und im Krieg gegen die Schattenwesen gekämpft. Falls dies stimmte, musste der Druide über hundertdreißig Jahre alt sein. Niemand aus diesen Zeiten lebte sonst noch, und es wirkte eigenartig und rief eine Gänsehaut hervor, dass dem Druiden gelungen war, was kein gewöhnlicher Mann
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