Shannara VII
zustande brachte.
Bek wusste viel über Druiden. Er hatte sich mit ihnen beschäftigt, weil zwischen ihnen und der Familie Leah eine lang währende Verbindung bestand. Bei fast jeder großen Unternehmung der Druiden seit der Zeit des Dämonenlords war ein Leah beteiligt gewesen. Die meisten Leute fürchteten sich vor den Druiden und ihrem magischen Erbe, doch die Hochländer waren stets ihre Fürsprecher. Ohne die Druiden, so glaubten sie, würden die Menschen ein ganz anderes Leben führen, und zwar zu einem Preis, den vermutlich niemand zu zahlen bereit war.
»Du sagst, heute hättest du schon einen weiten Weg zurückgelegt?« Quentin brach das Schweigen. »Woher kommst du?«
Walkers Blick schweifte hin und her. »Ursprünglich von den Drachenzähnen. Dann von Leah.«
»Also war das dein Rock«, platzte Bek heraus und konnte plötzlich wieder sprechen.
Jetzt sah Walker ihn an. »Nicht meiner. Obsidian gehört einem Flugreiter namens Hunter Predd. Er sollte in Kürze hier sein. Zuerst versorgt er seinen Vogel.« Er zögerte. »Habt ihr uns gesehen?«
»Im Prinzip nur euren Schatten«, antwortete Quentin, während er geräucherten Fisch in Streifen schnitt und in die Pfanne legte. Zuvor hatte er ihn mit Mehl und Gewürzen bestreut und ein wenig Bier hinzugefügt. »Wir haben Wildschweine gejagt.«
Der Druide nickte. »Das hat mir dein Vater erzählt.«
Quentin blickte rasch auf. »Mein Vater?«
Walker streckte die Beine aus und stützte sich auf den gesunden Arm, als er sich zurücklehnte. »Wir kennen uns. Sagt mal, habt ihr Glück auf der Jagd gehabt?«
Quentin wandte sich wieder dem Fisch zu und schüttelte den Kopf. »Nein, ihr habt das Schwein verscheucht. Oder besser, der Schatten des Rocks.«
»Oh, das tut mir Leid. Auf der anderen Seite war es wichtiger, euch hier zu treffen, als euch diesen Keiler zu gönnen.«
Bek starrte ihn an. Hieß das etwa, er hatte den Keiler absichtlich vertrieben? War der Rock nicht zufällig dort entlang gekommen? Er sah schnell zu Quentin, um die Reaktion seines Cousins zu beobachten, doch der hatte seine Aufmerksamkeit auf Schritte gerichtet, die sich näherten.
»Ach, da ist ja unser Freund, der Flugreiter«, erklärte Walker und erhob sich.
Hunter Predd trat in den Feuerschein, ein schlanker, drahtiger Elf mit knochigen Händen und scharfen Augen. Er nickte dem Hochländer und seinem Vetter zu, als sie vorgestellt wurden, und nahm gegenüber dem Druiden Platz. Walker sprach ein paar Minuten über Flugreiter und Rocks und erläuterte ihre Bedeutung für die Elfen des Westlandes, dann fragte er Quentin nach Neuigkeiten in seiner Familie. Das Gespräch dauerte fort, während der Hochländer den Fisch zubereitete, Brot röstete und ein wenig Gemüse dünstete. Unterdessen beobachtete Bek Walker sorgsam und fragte sich, weshalb dieses Treffen wohl stattfand und welche Art Gefallen der Druide von ihnen wollte, woher er Coran Leah kannte und was er mit einem Flugreiter anstellte.
Doch bevor Walker Bek die Antworten auf diese Fragen lieferte, mussten sie zunächst ihr Essen mit kaltem Bachwasser herunterspülen und das Geschirr spülen.
»Ich möchte, dass ihr mich auf eine Reise begleitet«, erklärte der Druide und nippte an dem Bier, das Quentin ihm eingeschenkt hatte. »Beide. Es wird eine lange und gefährliche Reise. Möglicherweise vergehen Monate bis zu unserer Rückkehr, vielleicht dauert es sogar wesentlich länger. Wir müssen die Blaue Spalte überqueren und in ein Land vorstoßen, welches niemand von uns je betreten hat. Dort werden wir einen Schatz suchen. Wir haben eine Karte und außerdem Anweisungen, was wir tun müssen, um diesen Schatz zu finden. Doch jagt noch jemand diesem Schatz hinterher, und dieser Jemand, eine Sie, ist sehr gefährlich und wird alles tun, um uns daran zu hindern, die Ersten zu sein.«
Diese Erklärung lieferte er eher beiläufig; sie hätten genauso gut über eine Floßfahrt auf dem Rappahalladran sprechen können. Bek Rowe hatte das Hochland noch nie verlassen, und jetzt tauchte plötzlich jemand auf, der mit ihm um die halbe Welt reisen wollte. Er mochte seinen Ohren kaum trauen.
Hunter Predd antwortete als Erster. »Eine Sie?«, fragte er neugierig Walker nickte. »Unsere Gegnerin ist eine mächtige Zauberin, die sich Ilse-Hexe nennt. Sie ist der Schützling eines Hexenmeisters namens Morgawr. Die Namen entstammen einer Sprache, die in der Welt der Feenwesen benutzt wurde und zum größten Teil verloren gegangen ist. Ihrer
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