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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Schlimmer noch, das war ihr klar, sie waren Rivalen - keine direkten zwar im Moment, aber das würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Trotzdem konnte sie seine Hilfe nicht zurückweisen. Damit würde sie ihre Angst vor seinen Absichten verraten. So weit würde sie es niemals kommen lassen.
    »Ich bin für jede Unterstützung dankbar«, erwiderte sie und neigte leicht den Kopf, als würde sie ihm danken. Fürs Erste schien es besser, ihn zu besänftigen. »Wo beginnen wir?«
    »Mit den Einzelheiten der Karte, die du aus Kael Elessedils Erinnerungen rekonstruiert hast.« Er blickte an ihr vorbei zum Tisch, an dem sie gesessen hatte und auf dem die Zeichnung lag. »Darf ich mir die Anfänge deiner Arbeit anschauen?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er hinüber und warf einen genaueren Blick darauf.
     
    Die Dämmerung hatte längst eingesetzt, als Walker das Tal von Shale verließ. Sein Treffen mit dem Schatten von Allanon hatte ihn der Kraft und der Energie beraubt, wie er es nicht erwartet hätte. Seit langer Zeit war er nicht mehr zum Hadeshorn gekommen, seit langer Zeit hatte dazu keine Notwendigkeit bestanden, und er hatte vergessen, wie kräftezehrend dieses Erlebnis sein konnte. Man musste sich so sehr konzentrieren. So viel Intuition musste man aufbringen, um die Worte des Schattens richtig zu deuten. Obwohl der Druide über das meiste Bescheid wusste und auf den Rest vorbereitet war, musste er genau aufpassen, während er zuhörte, damit er nichts falsch verstand oder etwas vergaß.
    Als die Geister der Toten verschwunden waren und die Sonne über den Horizont gestiegen war, hatte er sich in dem nun stillen Wasser betrachtet, und sein Gesicht wirkte verwitterter und faltiger, als seine Jahre es verlangt hätten. Einen kurzen Moment stellte er sich den uralten Mann vor, der er einst werden würde.
    Der heutige Tag war sonnig und hell, die Wolken und der Regen der beiden vergangenen Tage waren nach Osten abgezogen, und in der Luft lag wieder der Geruch von Lebewesen. In den nächsten Stunden ging er den Weg zurück, den er gekommen war, wobei ihm die Erschöpfung zu sehr zusetzte, um sich schneller zu bewegen, und so dachte er über das nach, was er gerade erfahren hatte. Der Schatten von Allanon hatte zu ihm über die Vergangenheit gesprochen, die er längst kannte, von einer Gegenwart, die er vermutete, und von einer Zukunft, die er nicht verstand. Es gab Menschen und Orte, mit denen er vertraut war, und andere, die er nie zuvor gesehen hatte, dazu Rätsel und seltsame Visionen, und das Ganze bildete ein Durcheinander in seinem Kopf, das sich nicht ordnen würde, solange er nicht geruht und ausreichend Zeit gehabt hatte, alles genau zu bedenken.
    Eigentlich war die Richtung, in die er gehen musste, längst festgelegt.
    Als er das Lager in den Ausläufern erreichte, wo er Hunter Predd zurückgelassen hatte, wartete der Flugreiter auf ihn. Er hatte das Lager abgebaut, ihre Ausrüstung geordnet und striegelte nun die ebenholzfarbenen Federn Obsidians. Der Rock bemerkte den Druiden zuerst und neigte warnend den Kopf. Hunter Predd drehte sich um, legte die Bürste zur Seite und beobachtete den Druiden, der sich näherte. Wortlos reichte er Walker eine dicke Scheibe Brot mit Marmelade und einen Becher kaltes Wasser, dann fuhr er damit fort, sein Reittier zu striegeln.
    Walker ging zu einem Stück Gras, setzte sich und verzehrte das Brot hungrig. Bilder wallten in seinem Kopf auf wie das Hadeshorn bei der Ankunft der Geister der Toten. Allanons Schatten lauerte über ihm, verdeckte das Licht der Sterne, die Augen leuchteten hell, die Stimme klang tief und befehlshaberisch wie ein Echo der grollenden Erde. Walker konnte ihn noch immer sehen, spürte seine dunkle Gegenwart, hörte ihn sprechen. Als er beim ersten Licht schließlich verschwunden war, schien es, als sei die Welt an ihrem Ende angekommen; durch die Luft wirbelten Schatten, in denen die Geisterkörper schimmerten und klagten. Das Wasser des Hadeshorn wallte erneut auf, als würde ein Seeungeheuer hervorbrechen, und die Toten wurden abermals aus der Welt der Lebenden in ihr eigenes Reich zurückgezogen. Die Seele schien Walker herausgerissen zu werden, so fühlte es sich für ihn an, als wäre ein Teil von ihm mit ihnen gegangen. In gewisser Weise stimmte das, vermutete er.
    Er hielt beim Essen inne und starrte ins Leere. Wenn er zu lange und zu angestrengt über das nachdachte, was von ihm verlangt wurde, wenn er zu sehr über die Forderungen

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