Shannara VII
Geht zu Bett und schlaft. Wir treffen uns morgen und an den folgenden Abenden wieder, um über unsere Pläne zu sprechen.«
Leise gingen sie hinaus und ließen Redden Alt Mer in seiner Kabine zurück. Bek folgte Quentin, doch Walker hielt ihn mit einer leichten Berührung an der Schulter zurück und nahm ihn beiseite. Quentin warf einen Blick zurück und ging ohne eine Bemerkung weiter.
»Komm mit mir«, sagte der Druide zu Bek und zog ihn den Korridor entlang, der zum Vorratsraum führte. Von dort aus stiegen beide nach oben auf Deck und stellten sich backbords an die Reling, wo sie unter einem Baldachin aus schwarzem Himmel und endlosen Sternen allein waren. Der Westwind strich kühl über ihre Gesichter, und Bek konnte das Meer riechen.
»Erzähl mir, was Ahren Elessedil dir heute zu sagen hatte«, verlangte Walker leise und schaute hinaus in die Nacht.
Also erstattete Bek Bericht und wunderte sich nur, dass der Druide sogar sein Gespräch mit dem Elfen bemerkt hatte. Nachdem er geendet hatte, erwiderte Walker nicht gleich etwas, sondern starrte gedankenverloren weiterhin in die Nacht. Bek wartete und dachte, nichts, was er dem Druiden erzählt hatte, sei ihm eigentlich neu gewesen.
»Ahren Elessedil ist aus härterem Holz geschnitzt, als sein Bruder meint«, sagte Walker schließlich. Dann wandte er den Blick Bek zu: »Wirst du auf dieser Reise sein Freund sein?«
Bek dachte über die Frage nach und nickte schließlich. »Ja.«
Walker nickte ebenfalls und war offensichtlich zufrieden. »Halte Augen und Ohren offen, Bek. Du wirst auf dieser Reise Dinge erfahren, die mir verborgen bleiben, und es ist wichtig, dass du nicht vergisst, sie mir zu berichten. Eine Zeit lang wird es vielleicht nichts zu erzählen geben, aber irgendwann doch. Und eine solche Kleinigkeit könnte mir das Leben retten.«
Überrascht blinzelte Bek.
»Unsere junge Seherin hat bereits erfahren, dass ich an einem Punkt der Reise verraten werde. Sie weiß jedoch nicht, wann oder von wem. Immerhin will mich jemand töten, und jemand anderer will mich in die Irre leiten, so viel hat sie gesehen. Vielleicht ist es auch die gleiche Person. Vielleicht geschieht es mit Absicht oder vielleicht nur durch ein Unglück. Das kann ich nicht sagen.«
Bek schüttelte den Kopf. »Keiner, den ich an Bord dieses Schiffes kennen gelernt habe, scheint dir übel zu wollen, Walker.«
Der Druide nickte. »Und wenn es nicht an Bord des Schiffes geschieht? Es könnte der Feind sein, der uns verfolgt, oder jemand, den wir unterwegs treffen. Jedenfalls bekommen vier Augen und Ohren mehr mit als zwei. Noch immer befürchtest du, Bek, du hättest auf dieser Reise keine rechte Aufgabe. Ich sehe es in deinen Blicken und höre es an deiner Stimme. Aber du bist wichtig für mich - für alle von uns -, und zwar sehr. Glaube mir das. Eines Tages, wenn die Zeit gekommen ist, werde ich dir alles erklären. Bis dahin vertraue mir und halte mir den Rücken frei.«
Leise verschwand er in der Dunkelheit und ließ Bek stehen, der ihm verwirrt hinterher sah. Der Junge wollte nur zu gern glauben, was der Druide ihm erzählt hatte - nur wie er auf dieser Fahrt wichtig sein könnte, war für ihn nicht zu erkennen. Er dachte über die Angelegenheit nach. Natürlich würde er Walker den Rücken freihalten, denn das zu tun erschien ihm richtig. Welchen Erfolg er dabei haben würde, stand auf einem anderen Blatt, auf einem, das er sich gar nicht so genau anschauen wollte.
Dann plötzlich fühlte er sich beobachtet. Das Gefühl überfiel ihn rasch und unerwartet und keineswegs schleichend. Die Wucht verblüffte ihn. Rasch suchte er das Deck vom Bug bis zum Heck ab, wo jeweils ein Elfenjäger Wache hielt. Mittschiffs in der Pilotenkanzel steuerte Furl Hawken das Luftschiff. Keiner der drei beachtete ihn, und sonst konnte er niemanden sehen.
Dennoch spürte Bek die verborgenen Augen.
Und so unvermittelt, wie ihn das Gefühl überfallen hatte, war es wieder verschwunden. Um Bek herum hüllte sich die sternenklare Nacht in tiefes Schweigen. Eine kurze Weile lang stand er noch an der Reling, bis er sein Gleichgewicht wieder gefunden und neuen Mut gesammelt hatte, dann eilte er unter Deck.
Kapitel 54
Am frühen Nachmittag des folgenden Tages erreichte die Jerle Shannara, die Küste und schwebte auf die Weite der Blauen Spalte hinaus, dem Unbekannten entgegen. Innerhalb weniger Momente stiegen Hunter Predd und zwei weitere Flugreiter von den Klippen unterhalb des Irrybisgebirges gen
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