Shannara VII
Alt Mer zurück. »Ich werde mir die Sache mal etwas genauer anschauen«, sagte er. »Lasst mich in einem Korb hinunter und haltet euch bereit, mich auf mein Zeichen hin sofort wieder hochzuholen. Falls etwas schief geht, folgt mir auf gar keinen Fall.«
»Ich glaube, du solltest nicht allein gehen«, erwiderte Ard Patrinell.
Walker lächelte. »Gut. Ich nehme einen Mann mit.«
Er trat zu Quentin Leah. »Hochländer, ich brauche einen Krieger, der eine schnelle, sichere Klinge führt. Bist du an der Aufgabe interessiert?«
Quentin nickte sofort, und auf seinem sonnengebräunten Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. Er rückte das Schwert von Leah auf seinem Rücken zurecht und blinzelte Bek zu, ehe er eilig dem Druiden folgte. Dieser schritt bereits zu Furl Hawken, der den Korb an der Winde vorbereitete.
Ahren Elessedil stand plötzlich neben Bek und legte ihm die Hand auf die Schulter. Panax kam ebenfalls zu ihm. »Was ist los?«, knurrte der Zwerg.
Bek war zu verblüfft, um zu antworten, und versuchte noch immer herauszufinden, warum sein unerfahrener Cousin vom Druiden ausgesucht worden war und nicht der Hauptmann der Elfen oder einer der Jäger. Walker hatte sich schon in den Korb begeben und die dunkle Robe dicht um sich zusammengezogen, während Quentin nun rasch zu ihm stieg. Redden Alt Mer befand sich am Steuer des Schiffes und ließ es an der östlichen Spitze der Insel bis auf zwanzig Fuß Höhe über Grund sinken. Bek wollte seinem Vetter eine Ermunterung zurufen und ihn warnen, er solle bloß vorsichtig sein. Aber er brachte die Worte nicht heraus. Stattdessen stand er da und starrte die Fahrenden an, die den Korb und seinen Inhalt mit der Winde hochzogen und dann am Kran über die Reling führten.
Der Rest der Truppe an Bord schaute zu, wie die Fahrenden den Korb und die beiden Männer darin in Richtung Insel hinunterließen.
Walker Boh dachte hektisch nach, während der Korb sich der Insel entgegensenkte, und eindringlich gingen ihm immer wieder die Worte der Seherin durch den Sinn.
»Drei dunkle Löcher in Raum und Zeit sehe ich, Walker. Drei, die dich verschlingen wollen. Sie liegen im tiefen blauen Wasser, das sich auf ewig unter Himmel und Wind ausbreitet. Eines ist blind und kann nicht sehen, doch es wird dich trotzdem finden. Eines hat Mäuler, die dich in einem Stück verschlingen wollen. Eines ist alles und nichts und wird deine Seele rauben. Alle bewachen Schlüssel, die anders aussehen, als sie sind, und die in keiner Weise so sind, wie sie wirken. Das alles erkenne ich in einem Dunst aus Schatten, der dich überallhin verfolgt und danach trachtet, sich wie ein Leichentuch über dich zu legen.«
Das waren die Worte, die sie gestern Nacht zu ihm gesagt hatte, als sie unerwartet nach Mitternacht zu ihm kam. Sie war aus einem Traum erwacht, der etwas Neues über die Suche enthüllte. Ihr Gesicht war aus Furcht um ihn verzerrt. Sie hatte ihn wach gerüttelt und die seltsame Vision mitgeteilt. Diese war ungebeten eingetreten, zwischen verschiedenen Träumen, war jedoch selbst kein Traum, sondern klar und deutlich ein Blick in die Zukunft, etwas, das unabänderlich geschehen würde.
Er beruhigte sie, hielt sie im Arm, weil sie zitterte und noch nicht vollkommen wach war. Sie war an ihn gefesselt, das wusste er, auf eine Weise, die keiner von beiden bislang verstand. Auf dieser Reise begleitete sie ihn, weil sie glaubte, es sei ihr Schicksal, aber ihre Gebundenheit an ihn war nicht nur von Gefühlen bestimmt, sondern hatte auch etwas Übernatürliches an sich. Sie hatte in ihm eine verwandte Seele gefunden, einen anderen Teil ihres Wesens, und sich daher ganz in seine Obhut begeben. Das gefiel ihm nicht, und er wäre längst dagegen eingeschritten, doch hatte er noch keinen Weg gefunden, sie zu befreien.
Tränen glitzerten in ihren Augen. Sie umklammerte seinen Arm, erzählte ihm von dem Traum und rang mit seiner Bedeutung. Mehr als das, was ihr gegeben war, konnte sie nicht sehen, sie hatte keine Einsichten, die ihm helfen würden, und aus diesem Grunde fühlte sie sich unzulänglich und nutzlos. Er hingegen sagte ihr, für ihn sei die Vision sehr klar und würde ihm Sicherheit geben; dann hielt er sie noch eine Zeit lang im Arm, bis sie sich beruhigt hatte und wieder schlafen ging.
Aber seine Worte waren falsch gewesen, denn er verstand ihre Vision keineswegs vollständig. Die schwarzen Löcher waren die Inseln, die er suchte. Auf jeder erwartete ihn etwas Dunkles und
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