Shannara VII
niedergingen und wie Soldaten durch die Dunkelheit marschierten. Ständig stießen die Monolithen zusammen, zersplitterten, explodierten und verwandelten sich in scharfe Splitter. Bek fühlte sie alle und sah keinen von ihnen. Er war in sich selbst versunken und in seine Magie gehüllt.
Schließlich hellte sich das Dämmerlicht vor ihnen auf, der Nebel wurde dünner, und der Lärm und die Bewegungen der Säulen wurden schwächer. Bek bemerkte die Veränderung, ließ sich davon jedoch nicht ablenken, sondern konzentrierte sich weiter auf das unglaubliche Gewicht von Eis und Fels. Er fühlte, wie es wärmer wurde, wie die Farben zurückkehrten, und er nahm Gerüche wahr, die zum Land gehörten und nicht zum Meer. Bek senkte das Schwert von Shannara, und die Verbindung mit der Magie wurde unterbrochen. Die Wärme, die ihn erfüllt hatte, wich zurück, und das Licht, das die Klinge einhüllte, erlosch. Erschöpft sank er, noch immer auf den Knien, in sich zusammen. Dankbar holte er tief Luft und ließ den Kopf nach vorn fallen.
Walker nahm ihm das Schwert von Shannara aus den Händen und kniete sich neben ihn hin. »Wir sind durch, Bek. In Sicherheit. Gut gemacht, junger Ohmsford.«
Der Junge spürte den Arm des Druiden auf seiner Schulter, und dann erhob sich Dunkelheit um ihn herum, und er spürte gar nichts mehr.
Als er das Bewusstsein wieder erlangte, lag er unter dem Vordermast, und Joad Rish beugte sich über ihn. Bek blinzelte und schaute an sich herunter, als müsse er sich zunächst vergewissern, ob noch alles an seinem Platz war; dann wandte er sich dem Heiler zu.
»Wie fühlst du dich?«, fragte der Elf, und Sorge zeigte sich auf seinem schmalen Gesicht.
Bek hätte am liebsten laut gelacht. Wie sollte er diese Frage beantworten, nach dem, was er durchgemacht hatte? »So weit ganz gut. Ein bisschen wirr. Wie lange war ich bewusstlos?«
»Nur ein paar Minuten. Walker sagte, du seist gegen die Kiste gestoßen und hättest dir den Kopf gestoßen. Willst du versuchen aufzustehen?«
Mit Hilfe des Heilers erhob sich Bek und blickte sich um. Die Jerle Shannara stand unter vollen Segeln und flog eine breite, gewundene Schlucht entlang durch eine öde Landschaft kahler Steilwände und kleiner Felseninseln. Doch der Nebel hatte sich verzogen, und die ersten blauen Flecken des Himmels zeigten sich im hellen Licht der Sonne. Vereinzelt standen Bäume an der oberen Kante der Klippe, und die Gletscher und Eisschollen waren verschwunden.
Eine Welle von Erinnerungen flutete durch Beks Kopf, hart, schnell und gefährlich, doch mit einem Blinzeln verscheuchte er sie. Der Quetscher und seine Eissäulen waren fort. Das Schwert von Shannara ebenso - vermutlich hatte Walker es wieder in seiner Kiste verstaut. Er erzitterte kurz, als er an das Erlebte zurückdachte, an die Gefühle, an die Wucht der Kraft. Die Magie des Schwertes konnte zu einer Sucht werden, erkannte er. Bereits nach diesem ersten Mal wusste er das. Es erfüllte den Träger auf überwältigende, erschreckende und unglaubliche Weise mit Kraft. Allein die Tatsache, dass er überlebt hatte, belebte ihn eigentümlich. Als könne er jetzt alles überleben und wäre unverwundbar.
Quentin trat zu ihm, legte ihm die Hand auf die Schulter und fragte ihn, wie es ihm ginge. Er wiederholte Joad Rishs Geschichte, dass er sich den Kopf gestoßen habe, und spielte den Vorfall herunter. Die Erklärung war so lächerlich, dass er verlegen wurde, doch dann bemerkte er, dass sie nur lächerlich klang, wenn man die Wahrheit kannte. Einer nach dem anderen kamen die Teilnehmer der Expedition zu ihm, und jedem erzählte er diese Geschichte. Nur Ahren Elessedil äußerte sich skeptisch.
»Sonst bist du doch nicht so ungeschickt, Bek«, sagte er grinsend. »Wo waren deine Instinkte, als du sie gebraucht hast? Ein Elf würde nicht so leicht das Gleichgewicht verlieren.«
»Beim nächsten Mal bist du hoffentlich eine Spur vorsichtiger, junger Held«, scherzte die Kleine Rote und fuhr ihm durch die Haare. »Wir können es uns nicht leisten, dich zu verlieren.«
Kurz schaute Walker vorbei, dem die silberhaarige Ryer Ord Star wie ein Schatten folgte. Ohne ein Wort nickte er dem Jungen zu und ging weiter. Die Seherin sah Bek aufmerksam an, ehe sie sich dem Druiden anschloss.
Aus dem Morgen war längst Nachmittag geworden, und die Landschaft veränderte sich erneut. Die steilen Klippen der Küste wichen zurück und wurden zu sanften Hügeln. Dichte grüne Wälder leuchteten im
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