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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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leuchtete.
    »Schatten!«, presste er ungläubig hervor.
    Er hatte keine Ahnung, wann Walker es ihm gereicht hatte und wie lange er es bereits hielt. Nun starrte er gebannt in das Licht, beobachtete, wie es in kleinen roten Bändern, die sich um das Metall schlangen, an der Klinge hinauf und hinab lief. Schließlich erreichte es auch den Knauf und umschloss seine Hände.
    Dann fuhr es wie eine warme, kribbelnde Welle durch ihn hindurch und breitete sich im Körper und in allen Gliedern aus. Es verzehrte ihn, verschluckte ihn, hüllte ihn ein und beanspruchte ihn ganz für sich. Er wurde von ihm gefangen, und langsam durchsetzte es Gedanken, Gefühle und Sinne. Alles um ihn herum begann zu verschwinden, verging in Dunkelheit, in der nur das Schwert leuchtete. Das Luftschiff, die Besatzung, das Dämmerlicht und der Nebel, das Eis, die Klippen - alles löste sich auf. Bek war allein, einsam und sich selbst überlassen, und so trieb er auf dem Rücken der Magie, die ihn überflutet hatte.
    Hilfe, hörte er sich selbst flehen.
    Die Bilder erschienen urplötzlich, er sah nicht mehr den Quetscher und seine malmenden Säulen, nicht mehr die Welt, in der er lebte, sondern die Welt, die er hinter sich gelassen hatte, die Vergangenheit. Eine Folge von Erinnerungen kam zum Vorschein und nahm ihn in der Zeit mit zurück, erinnerte ihn daran, was einst gewesen und jetzt vorüber war. Er wurde jünger und kleiner. Die Erinnerungen tauchten als beängstigende Bilder auf, voller Wut und Schrecken, voller ferner Schreie, und der schwere Atem von demjenigen, der sie ihm vorhielt, wehte ihn an einen schwarzen, kalten Ort. Der Geruch und Geschmack von Rauch und Ruß füllten Nase und Mund, und er verspürte eine Panik, die sich nicht beruhigen lassen wollte.
    Grianne!, hörte er sich rufen.
    Schwärze hüllte ihn ein weiteres Mal ein, und eine neue Bilderreihe begann. Er sah sich als Kind bei Coran und Liria. Dort spielte er mit Quentin und seinen Freunden, mit seinen jüngeren Brüdern und Schwestern, in seinem Zuhause in Leah. Die Szenen waren düster und anklagend, Bilder seiner Kindheit, die er unterdrückt hatte, Erinnerungen an die Zeit, in der er gelogen, betrogen und getäuscht hatte, in der seine Selbstsucht und seine Gleichgültigkeit Schmerzen und Leid hervorgerufen hatten. Einige dieser Szenen waren ihm vertraut, andere hatte er vergessen. Die Schwächen seines Lebens wurden ihm unerbittlich enthüllt. Im Einzelnen war keine besonders schrecklich, doch die Anzahl machte ihr Gewicht aus, und nach einer Weile weinte er und hoffte verzweifelt auf das Ende.
    Ein Wind aus dunklem Dunst verwehte sie und brachte ihm einen Blick auf die Vier Länder, mit dem ihm alles gezeigt wurde, was Menschen an Leid widerfuhr. Voller Entsetzen beobachtete er, wie Hunger, Krankheit, Mord und Raub Leben, Häuser und Zukunft zerstörten. Männer, Frauen und Kinder fielen den Schwächen von Geist und Moral zum Opfer, welche die Menschheit plagten. Alle Rassen waren dafür anfällig, und alle beteiligten sich an dieser Raserei. Nichts deutete an, dass es jemals anders gewesen war. Bek schaute dem Schrecken und der tiefen Traurigkeit zu, die sich entfalteten, und fühlte, wie beides zu einem Teil von ihm wurde. Das war die Geschichte seines Volkes, so spürte er es in seinem Elend, und genauso war auch er.
    Doch nachdem es vorbei war, fühlte er sich geläutert. Mit der Erkenntnis trat die Billigung ein. Mit der Billigung die Vergebung. Er fühlte sich gereinigt, nicht nur von dem, was er selbst zu diesem Morast beigetragen hatte, sondern auch von den Taten anderer - als habe man ihm alles von den Schultern genommen, nur für eine Weile, und ihm Frieden geschenkt. Er erhob sich aus der Dunkelheit und war auf eine Weise gestärkt, die er nicht erklären konnte, wieder geboren mit den Augen eines Jungen, doch mit dem Verständnis eines Mannes.
    Die Finsternis wich zurück, er stand wieder auf dem Deck der Jerle Shannara und reckte den Arm mit dem Schwert in die Höhe. Noch immer wurde er von Walkers Magie verborgen, doch der Weg vorwärts war deutlich zu erkennen. Der Quetscher öffnete sich erneut, seine Säulen schwankten verführerisch und lockten, er möge voranschreiten, in ihre Reichweite kommen. Er spürte die Kälte, die sie durchdrang, und ihr erdrückendes Gewicht. Sogar die Luft um sie herum war von ihrer Kraft und ihrer Unberechenbarkeit durchdrungen. Doch noch etwas anderes fand er vor, etwas, das von Menschen stammte, das nichts mit Natur

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