Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
Meilen breit war. Bäume bedeckten Hänge und Bergrücken und leuchteten hellgrün im Licht der Nachmittagssonne. Doch über den Talboden erstreckten sich auf ganzer Länge und Breite die Ruinen einer Stadt. Keiner Stadt der Gegenwart, erkannte Walker sofort. Die Gebäude waren niedrig, nicht hoch wie die in Eldwist im Lande des Steinkönigs. Manche waren beschädigt, die Wände eingerissen und aufgebrochen. In Mauern öffneten sich Löcher und gestatteten den Blick auf ausgebrannte Innenräume. Überall lag Schutt, der zum Teil verrostet, zum Teil von Flechten und Moos überwuchert war. Der einheitliche Anblick der Ruinen deutete darauf hin, dass hier schon lange niemand mehr gelebt hatte.
    Was dem Druiden jedoch als Erstes auffiel, war nicht so sehr die Größe der Stadt, sondern die Tatsache, dass alles aus Metall gebaut zu sein schien. Mauern, Dächer und Böden glänzten stellenweise spiegelblank. Sogar Teile der Straßen und Wege blitzten grell in der Sonne auf. So weit das Auge sehen konnte, bestanden die Ruinen aus Platten, Scheiben und Pfeilern aus Metall. Grasbüschel hatten sich durch die Fugen nach oben gekämpft. Einzelne Baumgruppen standen dicht beieinander an Stellen, die vielleicht einmal Parks gewesen waren und die man einst gehegt und gepflegt hatte, die aber längst verwildert waren. Sogar in ihrem gegenwärtigen Zustand konnte man ahnen, wie wunderschön sie früher gewesen waren.
    »Schatten!«, zischte Panax neben ihm und dachte vielleicht an die Ruinen, in denen sein Volk nach der großen Zerstörung Metalle gesucht hatte.
    Walker nickte. Die Ruinen von Castledown waren riesig. Er hatte sich etwas so Großes niemals vorstellen können. Wie viele Menschen hatten in jener Welt gelebt, wenn dies ein Beispiel für die Größe ihrer Städte war? Er wusste aus den Chroniken der Druiden, dass die Zahl groß gewesen war, größer als die heutige. Und es hatte Tausende von Städten gegeben, nicht Hunderte. Wie viele von ihnen waren so riesig gewesen? Walker überwältigte dieses Bild plötzlich, diese Anzahl, diese Möglichkeiten. Er fragte sich, was sie wohl finden würden.
    Dann fiel ihm etwas ein: Vielleicht war er von einer falschen Annahme ausgegangen. Je mehr er diese Ruinen betrachtete, desto unwahrscheinlicher erschien es ihm, dass darin Menschen gelebt hatten. Die Gebäude sahen einfach nicht danach aus. Lang, breit und flach, riesige Räume mit hohen Fenstern und breiten Eingängen. Das war besser für andere Dinge geeignet. Für Fabriken, Werkstätten und Lagerhäuser vielleicht.
    Er schaute seine Begleiter an. Alle wirkten ehrfürchtig, starrten die Stadt an, als versuchten sie, ihren Zweck zu erkennen, als müssten sie sich Mühe geben, die Erscheinung vor ihren Augen als real zu betrachten. Dann bemerkte er Ryer Ord Star. Sie stand wie immer ein wenig abseits, und sie zitterte, hatte die Augen niedergeschlagen und die Finger in die Falten ihrer Kleidung gekrallt. Sie atmete in kurzen, abgehackten Stößen und weinte lautlos. Walker trat zu ihr, legte ihr den Arm um die Schulter und zog ihren schlanken Körper zu sich heran.
    »Was ist los?«, fragte er.
    Sie blickte ihn kurz an, schüttelte den Kopf und vergrub ihr Gesicht dann in seiner Robe. Er hielt sie im Arm, bis sie sich beruhigt hatte - das dauerte allerdings nicht lange -, dann wich er ein bisschen von ihr ab und befahl Ard Patrinell weiterzumarschieren.
    Sie stiegen zum Talboden hinunter und blieben auf einer Lichtung im Wald hundert Meter vor den Ruinen stehen, um das Nachtlager aufzuschlagen. Inzwischen berührte die Sonne den Talrand im Westen und würde in einer Stunde untergegangen sein. Walker war überzeugt, dass sie tatsächlich Castledown entdeckt hatten und dass sie das Gesuchte irgendwo dort finden würden. Wie schwierig das werden würde, musste man abwarten, doch den ersten Streifzug wollte er bei Tageslicht unternehmen.
    Allein ging er, während die anderen das Lager aufschlugen, zum Rand der Stadt. Dort stand er im schwindenden Licht und betrachtete die schattigen Ruinen, die langen, breiten Straßen, die durch Löcher in den Metallwänden sichtbar waren, die Dachreihen, die durch eine Auseinandersetzung zerstört worden waren, die er glücklicherweise nicht hatte miterleben müssen. Die Rassen der Gegenwart hielten die Magie eines Druiden für mächtig, doch wirkliche Macht war ihnen unbekannt. Wirkliche Macht erwuchs aus Wissenschaft. So fragte er sich, wie es wohl gewesen war, in jenen fernen Zeiten gelebt zu

Weitere Kostenlose Bücher