Shannara VII
diese Möglichkeit und nichts weiter.
Dann kam eines Tages ein Mann aus der Wildnis und besuchte die Storen. Er wollte etwas von ihnen, etwas von ihren Überlieferungen, und sie schienen nicht im mindesten abgeneigt, ihm das Gewünschte zu geben. Ich war verwundert. Ich hatte monatelang um kleine Stückchen gebettelt und nichts bekommen. Jetzt erschien dieser Mann wie aus dem Nichts, ein Südländer, kein Gnom, und die Storen hatten nichts Eiligeres zu tun, als ihm zu helfen. Ich beschloß, ihn nach dem Grund zu fragen.«
Sie scharrte mit ihrem Schuh über den Boden, als wollte sie in der Vergangenheit graben. »Er sah merkwürdig aus, lang und dünn, sehr hager und knochig und mit einem verhärmten Gesicht und wirrem Haar. Er schien beinahe ununterbrochen geistesabwesend zu sein, als wäre es das Schwierigste von der Welt, eine normale Unterhaltung zu führen. Aber ich brachte ihn dazu, mit mir zu sprechen und sich meine Geschichte anzuhören. Während ich sprach, stellte sich heraus, daß er eine ganze Menge von Magie verstand, und deshalb erzählte ich ihm alles. Ich vertraute ihm. Ich weiß bis zum heutigen Tage nicht warum, aber es war so. Er erzählte mir, daß die Storen mich nicht aufnehmen würden, und daß es keinen Sinn hatte, weiter im Dorf zu bleiben. Geh nach Paranor zu den Druiden, schlug er vor. Ich lachte. Sie werden mich auch nicht haben wollen, meinte ich. Aber er sagte, sie würden. Er erklärte mir, was ich ihnen sagen müßte, und half mir, eine Geschichte zu erfinden. Er schrieb die Papiere, die mir Zugang verschaffen würden. Er meinte, er verstünde einiges von Druiden und wäre vor langer Zeit selbst einer gewesen. Ich sollte allerdings seinen Namen nicht nennen, denn er sei dort nicht sehr geschätzt, wie er sagte.
Ich habe dann nach seinem Namen gefragt, und er nannte ihn mir. Cogline. Er erzählte mir, daß die Druiden nicht mehr das wären, was sie einmal waren. Er sagte, daß außer Bremen niemand mehr in die Vier Länder hinausging, wie es früher der Fall gewesen war. Die Geschichte, die er für mich vorbereitet hatte, würden sie akzeptieren, wenn ich meine Heilkünste demonstrierte, meinte er. Sie würden nicht weiter nachforschen, denn sie wären übermäßig vertrauensselig. Er hatte recht. Ich sagte, was er mir geraten hatte, und die Druiden nahmen mich auf.«
Sie seufzte. »Aber Ihr versteht, warum ich Bremen gebeten habe, mich mitzunehmen, ja? Das Studium der Magie wird in Paranor nicht im geringsten gefördert, in keiner auch nur irgendwie bedeutungsvollen Weise. Nur einige wenige wie Risca und Tay verstehen etwas davon. Ich hatte keine Gelegenheit zu lernen, wie ich meine eigene Magie beherrschen kann. Wenn ich ihre Existenz offenbart hätte, hätten sie mich sofort weggeschickt. Die Druiden haben Angst vor der Magie. Hatten Angst, denn jetzt sind sie alle tot.«
»Ist Eure Magie stärker geworden?« wollte er wissen, als sie innehielt. »Ist sie noch unkontrollierbarer geworden? War es so, als Ihr sie in der Festung gerufen habt?«
»Ja.« Ihr Mund schloß sich zu einer harten Linie, und plötzlich standen ihr Tränen in den Augen. »Ihr habt es gesehen. Es hat mich vollständig überwältigt. Es war wie ein Strudel, der mich zu verschlingen drohte. Ich bekam keine Luft mehr!«
»Und deshalb hofft Ihr auf Bremen, damit er hilft, einen Weg zu finden, wie Ihr die Magie meistern könnt. Der einzige Druide, der ihre Macht verstehen könnte.«
Sie sah ihn geradewegs an. »Ich entschuldige mich nicht für das, was ich getan habe.«
Er warf ihr einen langen Blick zu. »Ich habe nicht eine Minute geglaubt, daß Ihr das tun würdet. Und ich beabsichtige auch nicht, ein Urteil über Euch zu fällen. Ich habe Euer Leben nicht gelebt. Aber ich denke, daß die Lügen hier ein Ende haben sollten. Ich finde, Ihr solltet Bremen, wenn er wiederkommt, genau das sagen, was Ihr mir gesagt habt. Wenn Ihr seine Hilfe erwartet, solltet Ihr zumindest ehrlich zu ihm sein.«
Sie nickte und wischte sich ungeduldig die Augen. »Das habe ich auch vor«, sagte sie. Sie sah klein und verletzlich aus, aber ihre Stimme war hart. Sie würde jetzt nichts mehr von sich preisgeben, soviel war klar. Es mußte sie schon quälen, daß sie ihm überhaupt soviel erzählt hatte.
»Man kann mir vertrauen«, sagte sie plötzlich, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
»Bei allem außer Eurer Magie«, warf er ein.
»Nein. Selbst dabei. Ihr könnt mir vertrauen, daß ich sie nicht benutze, solange Bremen
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