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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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seine Augen geschlossen. Dicht an ihn gedrängt paßte Mareth sich seiner Atmung und seiner Körperhaltung an. Der Schädelträger zog über ihnen seine Kreise. Kinson spürte ihn, er wußte aus Erfahrung, wie nah er war, wußte es aus der Zeit, die er als Kundschafter im Nordland verbracht hatte und in der die geflügelten Jäger das Land, in dem er unterwegs war, jede Nacht abgekämmt hatten. Bremen hatte ihm beigebracht, wie man ihnen auswich, wie man überlebte. Die Schrecken, die die Ungeheuer hervorriefen, konnten nicht vermieden werden, aber er konnte sie ertragen. Die Gefühle alleine waren immerhin keine Gefahr. Mareth verstand. Sie lag ruhig, den Kopf in seiner Armbeuge, und zitterte oder rührte sich nicht. Sie versuchte auch nicht aufzustehen oder sich aus ihrem Versteck zu erheben. Geduldig und entschlossen blieb sie einfach liegen.
    Schließlich flog der Schädelträger weiter und ließ sie zitternd, aber erleichtert zurück. Es war immer dasselbe, dachte Kinson, während er aufstand. Er haßte das Gefühl von Scham, das er empfand, wenn er sich so verkriechen mußte. Aber er hätte es noch mehr gehaßt, sterben zu müssen.
    Er lächelte Mareth zuversichtlich zu, und sie zogen weiter durch die Nacht.
     
    Kurz vor der Morgendämmerung erreichten sie Storlock, naß und verdreckt von einem plötzlichen Schauer, der sie etwa eine Meile vor dem Dorf eingeholt hatte. Mit traurigen Mienen kamen ihnen die Storen in ihren weißen Umhängen entgegen und baten sie herein. Es wurde kaum etwas gesprochen; Worte waren offensichtlich unnötig.
    Die Storen schienen sie beide zu erkennen und stellten keine Fragen.
    Es war möglich, daß sie sich an sie erinnerten, dachte Kinson, während er ins Dorf geführt wurde. Mareth hatte hier gewohnt, und er hatte Storlock mehrmals zusammen mit Bremen besucht. Auf jeden Fall wurden die Dinge dadurch einfacher. Die Storen zeigten sich großzügig, was das Essen und die Unterbringung anging. Als hätten sie diese Gäste seit längerer Zeit erwartet, versorgten sie die beiden mit heißer Suppe, trockener Kleidung und frischen Betten in den Gästezimmern des Hauptgebäudes. Innerhalb einer Stunde nach ihrer Ankunft waren Kinson und Mareth eingeschlafen. Als sie aufwachten, war es später Nachmittag. Das Dorf war ruhig, und auch im nahen Wald war es still. Als sie die Hauptstraßen von einem Ende bis zum anderen entlanggingen, begegneten sie durchgeistigten Storen, die schweigend ihren Pflichten nachgingen und die Fremden kaum ansahen. Niemand näherte sich ihnen. Niemand sprach sie an. Sie besuchten mehrere Krankenhäuser, wo die Heiler sich um die Leute kümmerten, die aus den verschiedenen Teilen der Vier Länder hierhergekommen waren. Niemanden schien es zu kümmern, daß sie dort erschienen. Niemand bat sie zu gehen. Während Mareth mit einigen kleinen Gnomenkindern spielte, die sich beim Kochen verbrannt hatten, ging Kinson nach draußen und schaute auf die dunkel werdenden Bäume und dachte über die Gefahr nach, die durch die herannahende Armee des Nordlandes drohte.
    Beim Essen erzählte er Mareth von seiner Sorge. Die Armee würde bei ihrem Marsch durch den Rabb eine Stelle erreichen, die sehr dicht am Dorf lag. Sollten sie Bedarf an Nahrungsmitteln oder anderen Dingen haben, wie es bei Armeen meist der Fall war, so würden Kundschafter auf einen Streifzug geschickt werden und Storlock wäre ernstlich in Gefahr. Die meisten wußten von den Storen und der Arbeit, die sie leisteten, und sie achteten sie. Aber Bronas Armee würde sich an diese Verhaltensregeln nicht halten, sie würde anderen Gesetzen gehorchen, und den Schutz, der dem Dorf normalerweise zugebilligt wurde, ignorieren. Was würde aus den Storen werden, wenn einer der Schädelträger hierher käme? Die Heiler hatten keine Möglichkeit, sich selbst zu schützen, sie waren ahnungslos, was Kriegskunst anging. Sie verließen sich auf ihre Neutralität und ihr Desinteresse an Politik und fühlten sich sicher dabei. Aber war das genug, wenn es um die geflügelten Jäger ging?
    Während er dieses Dilemma in seinem Kopf hin und her wälzte, fragte er nach Cogline und erfuhr beinahe sofort, wo er ihn finden würde. Es schien kein großes Geheimnis zu sein. Cogline kam regelmäßig nach Storlock, um sich mit allen möglichen Gütern zu versorgen, die er lieber hier erwarb als in den Marktflecken am Rand der Wildnis, in die er sich zurückgezogen hatte. Der ehemalige Druide hatte sich sein Heim tief im Anar gewählt, in

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