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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Pflanzen gepflückt hatte, welche so weit im Norden eigentlich gar nicht wachsen sollten, es aber nichtsdestotrotz taten. Konzentriert und aufmerksam arbeitete sie vor sich hin und schaute die meiste Zeit nicht zu ihm auf. Sie behandelte ihn ungefähr so wie Quentin seine Jagdhunde: Sie fütterte ihn, gab ihm Wasser und ließ ihn ausruhen, dabei erwartete sie jedoch, dass er tat, was sie wollte und unterwegs nicht zurückblieb. Zudem zeigte sie gerade genug Interesse an ihm, um ihn daran zu erinnern, dass sie ihn ständig im Auge behielt, mehr nicht. Die Mauer, die sie zwischen sich und ihm errichtet hatte, war hoch und dick und sehr massiv.
    »Geh hinunter zum Bach, und hol frisches Wasser«, verlangte sie, ohne den Kopf zu heben.
    Er stand auf, nahm den fast leeren Wasserschlauch und ging zwischen die Bäume. Sie machte sich keine Gedanken wegen möglicher Fluchtversuche. Schließlich hatte er ihr sein Wort gegeben. Nein, ganz gewiss glaubte er keinen Moment lang, dass sein Wort ihr auch nur irgendetwas bedeutete. Aber sie hatte ihm verboten, das Schwert von Shannara mitzunehmen, wenn er sich von ihr entfernte, und er wusste, sie könnte ihn sehr schnell aufspüren, wenn er sich davonmachte. Er dachte nicht gern darüber nach, was sie mit ihm anstellen würde, falls er dies täte. Falls er noch ein Zeugnis ihrer Skrupellosigkeit gebraucht hätte, so hatte sie ihm dieses geliefert, als sie ihm erzählte, was sie mit Truls Rohk angestellt hatte.
    Beinahe zwei Tage lang hatte sie das für sich behalten, während sie durch das bewaldete Bergland auf die Ruinenstadt zuwanderten und sie währenddessen seine wiederholten Vorwürfe abtat. Doch stur drängte er auf eine Antwort, und schließlich gab sie ihm diese. Sie hatte den Caull zurückgelassen, damit sich dieser nach seiner Rückkehr von dem fehlgeschlagenen Hinterhalt mit dem Gestaltwandler beschäftigen konnte. Irgendwann würde Truls Rohk erkennen, dass sie ihn überlistet hatte, und dann würde er zurückkehren und nach Bek suchen. Sie durfte es jedoch nicht riskieren, von ihm verfolgt zu werden, nachdem er das Verschwinden des Jungen bemerkt hatte. Denn der Gestaltwandler war so unnachgiebig wie sie und ebenso gefährlich. Daher musste er ausgelöscht werden. Aus diesem Grund hatte sie ihn dem Caull überlassen.
    Bek war wie vor den Kopf geschlagen, wütend und tief betrübt, aber er konnte nichts daran ändern. Vielleicht hatte sich die Ilse-Hexe geirrt, was den Gestaltwandler betraf, und er war nicht zurückgekehrt. Vielleicht hatte er den Caull bemerkt und war ihm ausgewichen. Doch war sie sich ihrer Sache so sicher, dass sich seine Hoffnungen rasch in Luft auflösten. Nun war er auf sich selbst gestellt. Welche Entscheidungen er auch immer traf, er würde sich dafür rechtfertigen müssen.
    Davonzulaufen stand also außer Frage. Beim ersten Mal, noch zusammen mit Truls Rohk, war es ihm schon nicht gelungen, und es gab keinen Anlass zu glauben, er würde jetzt mehr Erfolg haben. Und wenn sich außerdem die leiseste Chance ergab, sie davon zu überzeugen, dass er ihr Bruder war, musste er diese wahrnehmen. Er konnte es sich nicht leisten, sie noch weiter von sich zu entfremden. Obwohl sie ihm kaum Aufmerksamkeit zollte, ließ sie ihn reden, und er nutzte jede Möglichkeit, sie von seiner wahren Identität zu überzeugen. Meistens ignorierte sie ihn, hin und wieder erwiderte sie allerdings etwas auf seine Argumente, und allein diese kurzen Antworten, diese rätselhaften Bemerkungen verrieten ihm, dass sie sich anhörte, was er ihr erzählte. Vielleicht glaubte sie ihm nicht, aber wenigstens dachte sie über seine Worte nach.
    Er füllte den Wasserschlauch, kniete am Bach und spähte in die Dunkelheit. Nichtsdestotrotz wurde die Zeit knapp. Ein Tag noch, dann hätten sie ihr Ziel erreicht. Dort angekommen, beabsichtigte sie ihn den Mwellrets zu übergeben, während sie sich auf die Suche nach Walker machte. Die Rets würden ihn an Bord der Schwarzen Moclips festhalten, bis sie zurückkehrte. Jede Chance, sie zu überzeugen, wäre dann dahin, und damit auch jede Möglichkeit, Walker das Leben zu retten.
    Der Wasserschlauch blähte sich auf, Bek verschloss ihn und stand auf. Walker würde auf sich selbst aufpassen, sicherlich - falls er noch lebte und dazu in der Lage war, was nicht unbedingt der Fall sein musste. Aber die Ilse-Hexe war ein ernst zu nehmender Gegner, das hatte sie schon unter Beweis gestellt. Bek wusste nicht, ob Walker mit ihr fertig werden

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