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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Boden, seine Augen tränten, und er konnte nur noch stoßweise Atem holen.
    Sie stand über ihm, zog die Robe eng um sich, und auf ihrem bleichen Gesicht zeigte sich Entrüstung. Dann streckte sie die Hand aus, berührte seinen Hals, und um ihn herum wurde es schwarz.
     
    Als er schlief und wieder normal atmete, zog sie seine Arme und Beine lang und deckte ihn mit seinem zerschlissenen Mantel zu. So ein Narr. Sie hatte ihn gewarnt, aber er hatte weiter in sie gedrängt. Da hatte sie die Beherrschung verloren und wütend zugeschlagen. Ein wenig schämte sie sich dafür. Gleichgültig, wie sehr man sie provozierte, sie sollte die Fassung bewahren und ihre Magie in Schach halten können. Auch hätte sie es vermeiden müssen, ihn so anzugreifen. Zu leicht hätte sie ihn dabei töten können. Viel hätte nicht gefehlt. Die Macht des Wunschliedes war enorm. Wenn sie wollte, konnte sie eine dieser riesigen alten Eichen verwelken lassen, die ihre Äste schützend über ihr Lager ausbreiteten, und sie in Späne verwandeln, bis sie wieder zu der Erde wurde, aus der sie gewachsen war. Wie leicht wäre es im Vergleich dazu, diesen Jungen zu zermalmen.
    »Ich habe dich gewarnt«, zischte sie der schlafenden Gestalt zu, während sie innerlich noch kochte.
    Sie richtete sich auf, ging ein Stück, blieb am Rande der Lichtung stehen und spähte in die Dunkelheit. Nachdem sie sich das lange dunkle Haar aus dem Gesicht gestrichen hatte, schob sie die Hände in die Ärmel ihrer Robe. Vielleicht war es gut, dass sie so reagiert hatte. Was sie jetzt getan hatte, plante sie sowieso für den Moment, wenn sie die Bucht erreichten, in der die Schwarze Moclips vor Anker lag - ihm seine Stimme zu nehmen und ihn auf diese Weise unschädlich zu machen. Sonst hätte sie es sich nicht leisten können, ihn bei den Mwellrets zu lassen. Seine Waffe würde sie ihm ebenfalls abnehmen, diese Klinge, von der er behauptete, sie sei das Schwert von Shannara. Er würde in einen Frachtraum gesperrt werden, bis sie die Angelegenheit mit dem Druiden geregelt hatte.
    Über die Schulter blickte sie zu der Stelle, an der er schlief, dann schaute sie rasch zur Seite. Eigentlich hatte sie ihm sagen wollen, was sie vorhatte, ehe sie es tat. Denn sie wollte ihm versprechen, dass es nur vorübergehend war. Bei ihrem Wiedersehen würde sie ihm seine Stimme zurückgeben. Das konnte sie ihm morgen beim Aufwachen immer noch erzählen, doch würde es nun eine andere Wirkung haben als gewünscht.
    Dass sie das Gefühl hatte, sich vor ihm rechtfertigen zu müssen, ärgerte sie. Schließlich schuldete sie ihm nichts, und er bedeutete ihr nicht das Geringste. Trotzdem konnte sie ihn nicht einfach als einen Jungen abtun, den der Druide manipuliert hatte und gegen sie einsetzte. Diese Erklärung wäre zu einfach. An ihm war mehr dran: Seine Magie war echt. Möglicherweise besaß er die gleiche Willensstärke wie sie, und zumindest einiges von dem, was er sagte, entsprach der Wahrheit. Ihm gegenüber hätte sie das niemals zugegeben, dennoch spürte sie es. Ihr Problem bestand lediglich darin, zu entscheiden, wie weit er die Wahrheit sagte. Wo begannen die Lügen, wo hörten sie auf? Was wollte der Druide erreichen, indem er den Jungen zu ihr schickte? Denn bestimmt hatte er ihn gesandt, wie immer sie sich auch kennen gelernt hatten. Er hatte den Jungen geschickt, so wie sie Ryer Ord Star, um den Druiden auszuspionieren.
    Konnte es vielleicht tatsächlich Bek sein?
    Einen Augenblick lang stockte ihr der Atem, während sie den Gedanken betrachtete wie ein exotisches Wesen. War das wirklich möglich? Er könnte Bek sein und trotzdem lügen, was ihre Eltern betraf. Und auch wenn er Bek war, schützte ihn das nicht vor Leichtgläubigkeit. Er hätte sich irren können, ohne es zu bemerken.
    Nur, wie hatte der Druide ihn entdeckt, wo sie ihn doch für tot gehalten hatte? Woher kannte der Druide seine Identität? War der Druide in den Schutt des Hauses zurückgekehrt und hatte die Ruine durchsucht? Hatte der Druide beschlossen, Bek für seine Pläne auszunutzen, weil er sie nicht bekommen hatte?
    Sie presste die Lippen aufeinander. In diesem Leben wurde jeder benutzt. Sie dachte an den Morgawr, der sie all die Jahre in den schönen Künsten der Magie unterrichtet hatte. Über ihn wusste sie genug, wusste, was er war, dass man ihm nicht vertrauen durfte, dass er so verschlagen war wie der Druide. Er hatte sie ebenfalls benutzt. Um sie unter Kontrolle zu halten, bewahrte er Gegenstände

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