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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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mit mir gemacht.«
    Sie starrte ihm in die Augen. »Du bist nicht ich. Du bist schwach und dumm. Ein Bauer, und du begreifst überhaupt nichts.«
    Diese Worte sprach sie ohne Groll und Gereiztheit, sondern kalt und leblos, und sie spiegelten sich in der bleichen, harten Miene auf ihrem jungen Gesicht wider, während sie ihre Mahlzeit beendete, ohne ihren Blick von seinem abzuwenden, und ihm so tief in die Augen schaute, dass sie doch nun alles sehen musste, was dahinter verborgen war.
    Er schüttelte den Schauder ab, den ihr Starren hervorrief. »Immerhin begreife ich«, sagte er leise, »dass du genau zu dem geworden bist, was du unbedingt vermeiden wolltest.«
    Rasch schüttelte sie den Kopf. »Ich bin kein Druide«, erwiderte sie, »nenn mich ja nicht so.«
    »Du bist aber fast einer. So gut wie, wirklich.« Er beugte sich herausfordernd vor. »Erkläre mir nur, wie du dich von Walker unterscheidest. Zeig mir, was er in seinem Leben getan hat, das du nicht längst in deinem ebenfalls getan hast. Zeig mir, wo sich der Weg, den du gegangen bist, von seinem unterscheidet.«
    Schweigend betrachtete sie ihn, doch in ihren Augen flammte der Zorn. »Du willst mich wohl unbedingt provozieren.«
    »Tue ich das? Erlaub mir, dir eine Geschichte zu erzählen, Grianne. Während meiner Reise nach Arborlon kam ich mit Quentin durch das Land am Silberfluss. Im Schlafe hatte ich eine Vision. Sie handelte von einem jungen Mädchen, das mir erschien und sich dann in ein Ungeheuer verwandelte, das ich kaum anzuschauen wagte. Dieses junge Mädchen warst du mit sechs Jahren, das Ding, in das du dich verwandelt hattest, ähnelte hingegen sehr den Mwellrets, die du befehligst. Ich glaube an Omen, an Visionen, die verkünden, was kommen wird, an Hinweise auf die Zukunft. Dieser Traum gehörte dazu. Mir wurden deine Vergangenheit und deine Zukunft gezeigt. Man sagte mir, dass es bei mir läge, dein Schicksal zu ändern und diese Verwandlung zu verhindern.«
    »Da hast du dir ja eine Menge vorgenommen. Bist du nicht ein bisschen anmaßend?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ja? Ich habe es mir nicht ausgesucht, ich verstand ja nicht einmal, was mir gezeigt wurde. Nicht, bis ich erfuhr, wer ich bin. Nicht, bis ich auf dich gestoßen bin. Aber jetzt denke ich, sollte es mir nicht gelingen, dich zu überzeugen, wird das niemand schaffen, und meine Vision wird sich erfüllen.«
    »Mit Druiden oder Mwellrets habe ich nichts gemeinsam«, sagte sie höhnisch. »Du bist nur ein Junge ohne Verstand und dafür mit einer zu lebhaften Fantasie. Blind hast du den falschen Leuten vertraut, und jetzt soll auch ich mir ihre Wahrheiten zu Eigen machen, obwohl es sich doch nur um Täuschungen handelt. Ich habe es satt, dir zuzuhören. Sag nichts mehr. Kein einziges Wort.«
    »Ich sage, was ich will!«, fauchte er sie an. Innerlich zitterte er. Sie konnte launisch sein und gefährlich, aber Vorsicht war jetzt nicht mehr von Nutzen. »Du hast dich mit unterwürfigen Gefolgsleuten und Lügnern umgeben. Du selbst hast dich vor so langer Zeit von der Wahrheit entfernt, dass du sie nicht einmal erkennen kannst, wenn sie geradewegs vor dir steht. Warum gibst du nicht wenigstens zu, dass du dir meiner nicht sicher bist? Warum gestehst du nicht immerhin das ein?«
    Ihr Gesicht umwölkte sich. »Schweig jetzt.«
    »Erlaube mir, dich bei der Suche nach Walker zu begleiten. Lass dir von ihm helfen. Was schadet es schon, wenn du mit ihm redest? Hör ihm nur zu, was er zu sagen hat. Es würde dich nur fünf Minuten kosten -«
    »Genug!«, schrie sie.
    Er sprang auf. »Genug wovon? Von der Wahrheit? Ich bin dein Bruder, Grianne. Ich bin Bek. Hör auf, es zu leugnen! Verdreh die Tatsachen nicht länger!«
    Plötzlich stand auch sie, erstarrt vor Wut. Er hätte nachgeben sollen, das wusste er, aber er konnte nicht. »Willst du nicht, dass ich dir erzähle, was wirklich mit unseren Eltern passiert ist? Soll ich dir nicht sagen, was man mit dir angestellt hat? Soll ich es so laut sagen, dass du es auch hörst? Du bist so blind, du kannst nicht - «
    Erneut schrie sie, nur diesmal waren es keine Worte, sondern lediglich ein Laut, der messerscharf durch die Nacht gellte. Die Magie des Wunschliedes versengte ihm die Kehle, verdrehte sie und schnürte sie ihm zu, bis er nach Luft schnappte. Viel zu spät warf er die Hände in die Höhe, um sich zu schützen, während er rückwärts taumelte und stürzte. Die unerwartete Wucht und Heftigkeit ihres Angriffs schleuderte ihn benommen zu

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