Shannara VIII
würde, denn der Druide war gewiss nicht so gnadenlos wie sie, was er jedoch sein musste, wenn er überleben wollte.
Bek ging durch die Bäume zu dem kleinen Lager zurück und reichte seiner Schwester den Schlauch. Sie nahm ihn entgegen, ohne aufzublicken, und benetzte die Beeren mit Wasser. Er schaute ihr einen Moment lang zu, ehe er sich wieder setzte. Nachdem sie gegessen hatten, würden sie baden, zuerst er, danach sie. Das machten sie jeden Abend, und sie benutzten dazu jeweils das Wasser, das sie fanden, und reinigten sich, so gut es eben ging. Zwar hatten sie keine saubere Wäsche zum Wechseln, doch hielten sie so wenigstens ihre Körper sauber. Selbst abends war es noch warm genug, um in einem Fluss oder Bach zu baden, obwohl dieses Land weiter im Norden lag als jenes, aus dem sie eigentlich stammten. Bek wunderte sich darüber und erinnerte sich, dass auch Walker eine Bemerkung darüber fallen gelassen hatte.
Grianne reichte ihm eine Scheibe Brot, die mit zerdrückten süßen Beeren bestrichen war, und er kaute gedankenverloren darauf herum, derweil er ihr Gesicht nicht aus den Augen ließ. Sie war gereizt, weil er früher am Tage wieder versucht hatte, ihre Zweifel zu zerstreuen. Tatsächlich hatte sie ihm sogar befohlen, nicht mehr davon zu sprechen. Trotzdem konnte er den Mund nicht halten, weil doch so viel auf dem Spiel stand. Zu warten, bis sie empfänglicher für seine Argumente wurde, konnte er sich nicht leisten.
Als sie also den Fehler beging und zu ihm hinübersah, redete er sofort drauflos.
»Du hast es noch nicht richtig durchdacht«, sagte er. »Denn sonst hättest du die Fehler in deinen Schlussfolgerungen bemerkt. Und die logischen Lücken in dem, was man dir erzählt hat.«
Sie starrte ihn ausdruckslos an und kaute langsam.
»Wenn ich nicht Bek bin, wieso trage ich dann denselben Namen? Du behauptest, weil man mich dazu gebracht hätte zu glauben, Bek sei mein richtiger Name. Aber Quentin kennt mich schon mein ganzes Leben lang. Und auch meine Adoptiveltern. Ich war Bek, seit man mich zu ihnen gebracht hat. Wurden ihre Gedanken ebenfalls beeinflusst? Hat man alle in Leah beeinflusst zu denken, ich sei jemand, der ich nicht bin?«
Darauf antwortete sie nicht, sondern biss lediglich von ihrer Scheibe Käse ab.
»Oder ist Walker so schlau, dass er alles schon geplant hat, ehe er mich vor fünfzehn Jahren bei Coran und Liria ablieferte?«
Nun betrachtete sie ihn, wie ein Insekt ein Blatt begutachten würde.
»Das glaubst du doch, oder? Du meinst, er habe dieses Versteckspiel seit Jahren geplant, nur um dich zu überlisten. Bloß seinen Grund dafür kannst du mir nicht erklären, wie?«
Sie setzte den Wasserschlauch an die Lippen und trank, dann reichte sie ihn weiter an Bek. Ihre Augen waren so leer und tot wie die einer Schlange.
»Ach, ja, er will dich brechen, um deine Entschlossenheit zu unterminieren, um an deiner Deckung vorbeizugelangen. Auf diese Weise kann er dich untergraben und dich für seine eigenen Zwecke missbrauchen, worin immer die bestehen mögen. Er stiehlt dir deine Magie und macht dich zu seiner Marionette. Genau so, wie er es mit mir angestellt hat, nur bist du ein besserer Fang, weil deine Magie so viel stärker ist als meine und du für ihn eine größere Bedrohung darstellst.« Er ließ den Sarkasmus aus seinen Worten triefen wie Öl. »Schatten, wie gut, dass du das alles kommen sahst!«
Sie griff nach dem Wasserschlauch und nahm ihn Bek wieder ab. »Ich habe dir gesagt, du sollst nicht noch einmal davon anfangen.«
Er zuckte mit den Schultern. »Das hast du allerdings.« Er aß sein letztes Stück Brot und nahm eine Scheibe Käse. »Aber ich kann nicht anders. Ich will verstehen, weshalb du die Wahrheit nicht siehst.« Er zögerte. »Welchen Grund hat dir der Morgawr genannt, weshalb Walker dich überhaupt damals entführen wollte? Was ist damit? Er sagte, weil Walker dich zu einem Druiden machen wollte, nur hätten deine Eltern ihm das verweigert. Sie wollten es nicht erlauben, und deshalb tötete er sie und verschleppte dich. War das nicht ein bisschen dumm, da es doch so viel subtilere Möglichkeiten gab, dich für seine Sache zu gewinnen? Warum war er so dumm, dich zur Zeugin des Todes deiner Eltern zu machen, während er dich entführte? Hätte er deinen Willen nicht manipulieren können? Wäre das nicht wesentlich einfacher gewesen? Klug genug ist er schließlich, oder? Mit seiner Magie kann er dich dazu bringen, alles zu glauben. Das hat er ja auch
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