Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
Jahres bezeichnen. Er kochte vor Zorn, war perplex, hielt ihre Entscheidung für Dummheit und einen unglaublichen Mangel an Urteilsvermögen, und sein Reden steigerte sich am Ende bis zum lauten Brüllen - woraufhin alle auf dem Luftschiff die Arbeit unterbrachen. Niemand sonst äußerte seine Meinung, nicht einmal Spanner Frew, niemand sonst wagte es, sich an dem Streit zu beteiligen. Der Große Rote sprach für sie alle - und zwar so laut wie sie alle zusammen, was das betraf -, und daher gab es nichts weiter zu sagen. Sie hörte ihm geduldig eine Weile zu, ehe sie zurückschrie, und schließlich warf sie die Arme in die Höhe und humpelte davon, wobei sie ein letztes Mal brüllte, dass er, wenn er sich solche Sorgen um sie machen würde, doch die Reparaturarbeiten beschleunigen solle, damit er ihr schneller folgen könne.
    Es war nicht in Ordnung, ihn solcherart zu schelten, doch inzwischen kümmerte es sie nicht mehr, was in Ordnung und vernünftig war. Ihr ging es nur noch darum - und wirklich nur um diese eine Sache -, dass irgendwo im Binnenland sechzehn Männer und Frauen auf gefährlichem Gebiet festsaßen, ohne eine realistische Hoffnung auf einen Ausweg hegen zu dürfen, und gleichzeitig noch von einer verrückten Frau und ihren Reptiliendienern gejagt wurden. Sie hatte keine Ahnung, was ihren Freunden möglicherweise zugestoßen war, aber sie hatte auch keine Lust, darüber nachzudenken. Eigentlich wollte sie ihre Freunde in Sicherheit wissen. Zeit war ihr größter Feind, flüchtig und unaufhaltsam. In dem, was sie unternahm, lag ein Risiko, doch dieses Risiko war sie bereit einzugehen, wenn man es gegen die Folgen weiterer Untätigkeit abwog. Hunter Predd mischte sich in den Streit nicht ein und sagte auch hinterher nichts dazu, doch sie war sicher, er habe sich ihrer Meinung angeschlossen. Ihre Ausbildung und ihre Erfahrung machten Flugreiter vorsichtig, aber sie erkannten genau, wann der rechte Moment zum Handeln gekommen war.
    Am späten Nachmittag brachen sie auf, und sie flogen, bis die Nacht über ihnen hereinbrach. Die blaugraue Linie des Ozeans und der Wolken lag hinter ihnen, und auch die Kälte der Küstenluft. Im Dämmerlicht des Binnenlandes war es noch angenehm warm und mild, und diese Abwechslung hieß sie willkommen. Das Land erstreckte sich meilenweit vor ihnen, ein unendliches Wogen grüner Wipfel und dunkler Hügelketten, die von Flüssen und Seen durchzogen waren. In weiter Ferne ließen die letzten Strahlen des Sonnenlichts ein Eisfeld in der Düsternis hell, beinahe grell schimmern.
    Hunter Predd lenkte Obsidian auf der Suche nach einem Lagerplatz abwärts. Nach einigen Minuten landeten sie auf einer Lichtung inmitten eines Bergwaldes, wo sich Obsidian mehrere Stellen zum Übernachten und gleichzeitig verschiedene Fluchtwege boten und wo seine Reiter die Umgebung gut im Blick hatten. Zwar erwarteten sie keine Schwierigkeiten, nichtsdestotrotz mussten sie darauf gefasst sein. Dieses Land war ihnen unbekannt. Hier lebten vielleicht Wesen, von denen eine tödliche Gefahr ausging, Wesen, wie sie ihnen nie zuvor begegnet waren. Selbst wenn sie dem, was auch immer Castledown bewachte, ausweichen konnten, bedeutete das keine grundsätzliche Sicherheit.
    Während Hunter Predd Obsidian absattelte, das Gefieder striegelte und ihn mit Wasser und Futter versorgte, bereitete Rue Meridian das Essen vor. Sie hatten sich geeinigt, kein Feuer zu machen, um unerwünschte Aufmerksamkeit zu vermeiden, daher gab es nur Käse, Brot und Trockenobst aus den Vorräten, die sie vom Schiff mitgebracht hatten. Nachdem Hunter Predd sich zu ihr gesetzt hatte, holte sie einen Schlauch Bier hervor. Schweigend aßen und tranken sie und schauten zu, wie das letzte Licht schwand und die Sterne erschienen. Hell und klar ging der Vollmond im Norden auf und überzog das Land mit einem weißen Schimmer. Zwischen den Bäumen regte sich nichts.
    »Wie lange brauchen wir, um unser Ziel zu erreichen?«, fragte der Flugreiter, als sie mit dem Essen fertig waren. Er trank einen Schluck Bier und reichte den Schlauch Rue. »Eine ungefähre Schätzung genügt schon. Ich brauche nur so eine Ahnung, wie hart ich den Vogel rannehmen kann.«
    Sie trank ebenfalls und legte den Schlauch ab. »Vermutlich erreichen wir die Bucht morgen am späten Abend, wenn wir bei Sonnenaufgang aufbrechen und den ganzen Tag durchfliegen. Auf der Fahrt zum Meer hat es länger gedauert, doch wir mussten uns den Weg ertasten und gleichzeitig unsere Wunden

Weitere Kostenlose Bücher