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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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ihn unbarmherzig fest. Sen Dunsidan trat einen Schritt zurück, und er brachte kein einziges Wort heraus, während er den Kampf beobachtete. Darish Venn starrte ihn an, rasend vor Wut, aber hilflos. Der Morgawr schob die zweite Hand vor, in der ein bösartiges grünes Licht leuchtete. Langsam führte er die pulsierende Hand zum Hinterkopf des Grenzlandbewohners. Sen Dunsidan stockte der Atem. Die klauenartigen Finger streckten sich, berührten das Haar und dann die Haut.
     Darish Venn schrie.
     Die Finger glitten durch Haar und Haut und Knochen, als wäre der Schädel aus weichem Ton. Sen Dunsidan schnürte sich die Kehle zu, und sein Magen rebellierte. Die Hand des Morgawrs war nun im Inneren des Kopfes verschwunden, drehte sich langsam und suchte offensichtlich nach etwas. Der Kapitän hatte aufgehört zu schreien. Seine Augen wurden stumpf, sein Gesicht erschlaffte. Er wirkte willenlos und leblos.
     Der Morgawr zog nun aus dem Kopf des Grenzlandbewohners die feuchtglänzende, dampfende Hand hervor und ließ sie sofort wieder in der Robe verschwinden. Er atmete so heftig, dass Sen Dunsidan es hören konnte, ein entzücktes Keuchen, in dem Befriedigung und Wollust mitschwangen.
     »Ihr ahnt nicht, Minister«, flüsterte er, »wie gut es sich anfühlt, sich vom Leben eines anderen zu nähren!«
     Er trat zurück und ließ Venn los. »So. Erledigt. Jetzt gehört er uns und wird tun, was wir wünschen. Er ist ein wandelnder Toter, der keinen eigenen Willen besitzt, und führt alle Befehle aus, die man ihm erteilt. Seine Fertigkeiten und seine Erfahrung behält er zwar, doch denkt er nicht mehr an sich selbst. Ein nützliches Werkzeug, Minister. Seht ihn Euch an.«
     Widerwillig folgte Sen Dunsidan dieser Aufforderung. Es war schließlich keine Bitte, sondern ein Befehl. Sen Dunsidan betrachtete die leeren, leblosen Augen, und Abscheu verwandelte sich in Erschütterung, als sie die Farbe verloren und milchig weiß wurden. Vorsichtig ging er um den Tisch und suchte am Hinterkopf des Grenzlandbewohners nach der Wunde, wo der Morgawr ins Innere des Schädels gegriffen hatte. Zu seinem Erstaunen war dort nichts zu sehen.
     »Prüft ihn, Minister.« Der Morgawr lachte. »Gebt ihm einen Befehl.«
     Sen Dunsidan rang um Fassung. »Steht auf«, befahl er Darish Venn mit einer Stimme, von der er kaum glauben konnte, dass sie ihm gehörte.
     Der Grenzlandbewohner erhob sich. Er sah Sen Dunsidan nicht an und gab auch durch nichts zu erkennen, ob er begriff, was um ihn herum geschah. Die Augen starrten tot und leer vor sich hin, und das Gesicht zeigte keinerlei Ausdruck.
     »Er ist der Erste, nur der Erste«, zischte der Morgawr, gierig nun und ungeduldig. »Wir haben eine lange Nacht vor uns. Geht und bringt mir den Nächsten. Mich hungert es schon nach diesem frischen Genuss! Geht. Bringt mir sechs, aber lasst sie einzeln eintreten. Schnell!«
     Ohne ein Wort verließ Sen Dunsidan den Raum. Das Bild der schuppigen, nass glänzenden Hand hatte sich ihm unauslöschlich in die Seele gebrannt und würde ihn niemals wieder loslassen.
     In dieser Nacht brachte er viele Männer in den Raum, einen um den anderen, bis er sie nicht mehr zählen konnte. In kleinen Gruppen führte er sie her und ließ sie einzeln eintreten. Er beobachtete, wie ihren Körpern Gewalt angetan und ihre Seelen zerstört wurden. Doch tat er nichts, um ihnen zu helfen, während diese armen Geschöpfe von Menschen in leere Hüllen verwandelt wurden. Es war seltsam, doch nach Darish Venn konnte er sich ihre Gesichter nicht mehr merken. Sie waren einer wie der andere für ihn. Alle der gleiche Mann.
     Schließlich war der Raum mit ihnen übervölkert, und ihm wurde befohlen, sie hinauszuführen und dem Schließer zu übergeben, der sie in einem größeren Raum unterbringen sollte. Der Schließer führte sie wortlos ab, ohne sie auch nur eines Blicks zu würdigen. Aber einmal, nach etwa fünfzig, sah er Sen Dunsidan auf eine Weise an, dass dem zukünftigen Premierminister die Tränen kamen. Schuld und Vorwurf, Schrecken und Verzweiflung sprachen aus diesem Blick, und vor allem Zorn. Das ist ungerecht, sagte dieser Blick. Dies überstieg jegliche Vorstellungskraft. Es war Irrsinn.
     Und trotzdem tat auch der Schließer nichts.
     So wurden die beiden zu Komplizen bei einem unsäglichen Verbrechen.
     So wurden sie Helfershelfer bei einer unaussprechlich abscheulichen Tat.
     Viele Männer half Sen Dunsidan auf diese Weise zerstören, Männer, die ohne

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