Shannara VIII
für beide Seiten ein lohnendes Geschäft drin zu sein.«
»Wir könnten Euch als Geisel nehmen, Euch gegen unsere Freiheit tauschen und brauchten kein Geschäft mit Euch abzuschließen!«, fauchte der Mann bedrohlich.
Sen Dunsidan nickte. »Natürlich könntet ihr das. Aber zu welchen Konsequenzen würde das führen? Außerdem, denkt ihr, ich würde mich hier unten ohne Schutz hereinwagen?«
Die Männer unterhielten sich im Flüsterton. Sen Dunsidan blieb stehen, wo er war, mit eiserner Miene. Er hatte sich bereits größeren Risiken ausgesetzt, und vor diesen Männern fürchtete er sich tatsächlich nicht. Dagegen erschreckte ihn die Aussicht, was passieren würde, wenn er dem Morgawr seinen Wunsch nicht erfüllen konnte.
»Ihr wollt uns alle?«, fragte Darish Venn.
»Alle, die mitwollen. Die anderen bleiben, wo sie sind. Die Wahl liegt bei euch.« Er hielt kurz inne, als würde er grübeln, hob das löwenhafte Profil ins Licht, und nun erschien eine nachdenkliche Miene auf dem zerfurchten Gesicht. »Ich könnte Euch die Sache noch ein wenig schmackhaft machen, Kapitän. Wenn Ihr wollt, zeige ich Euch eine Karte von dem Ort, zu dem die Reise gehen wird. Sollte Euch zusagen, was ich Euch vorschlage, könnt Ihr auf der Stelle anmustern. Falls nicht, kehrt Ihr hierher zurück und erzählt es den anderen.«
Der Grenzlandbewohner nickte. Vielleicht war er nach seiner langen Gefangenschaft zu müde und zu erschöpft, um noch klar zu denken. Oder er wollte wirklich aus dem Kerker heraus. »Also gut, ich komme mit.«
Sen Dunsidan klopfte an die Tür, und der Schließer öffnete ihm. Der Verteidigungsminister ließ Kapitän Venn mit einer Geste vorausgehen, dann verließ er die Zelle selbst. Der Schließer schlug die Tür zu, und Dunsidan hörte das Schlurfen der Füße, als die Insassen zur Tür eilten, um zu lauschen.
»Immer den Gang entlang, Kapitän«, wies er ihm gut vernehmbar den Weg. »Ich werde auch ein Glas Bier für Euch kommen lassen.«
Sie gingen zu dem Raum, wo der Morgawr wartete, und ihre Schritte hallten durch die Stille. Niemand sagte ein Wort. Sen Dunsidan betrachtete den Grenzlandbewohner. Er war ein großer Mann, hochgewachsen und breitschultrig, wenngleich von der Gefangenschaft abgemagert, weshalb sein Gesicht wie ein Totenkopf wirkte und seine Haut bleich, schmutzig und wund war. Die Freien hatten mehrere Male versucht, ihn auszulösen, doch die Föderation kannte den Wert von Luftschiff-Kapitänen und bevorzugte es, ihn hinter Schloss und Riegel zu verwahren und so vom Schlachtfeld fern zu halten.
Als sie den Raum mit dem Morgawr erreichten, öffnete Sen Dunsidan die Tür für Venn, bedeutete dem Schließer, draußen zu warten, und schloss die Tür hinter sich. Venn betrachtete die Folterinstrumente und Ketten und blickte dann Dunsidan an.
»Was soll das bedeuten?«
Der Verteidigungsminister zuckte mit den Schultern und lächelte entwaffnend. »Es war der beste Raum, den ich bekommen konnte.« Daraufhin zeigte er auf die dreibeinigen Hocker unter dem Tisch. »Setzen wir uns und besprechen wir die Sache.«
Vom Morgawr war nichts zu sehen. War er fortgegangen? Hatte er entschieden, dies sei Zeitverschwendung, und er sei besser dran, wenn er die Angelegenheit persönlich in die Hand nahm? Einen Augenblick lang stieg Panik in Dunsidan auf. Dann jedoch spürte er eine Bewegung in den Schatten - ja, spürte sie mehr, als dass er sie sah.
Er setzte sich gegenüber von Darish Venn an den Tisch und lenkte dessen Aufmerksamkeit von der Bewegung in der Dunkelheit ab. »Die Reise wird uns ein gutes Stück von den Vier Ländern fortführen, Kapitän«, begann er und zog ein ernstes Gesicht. Hinter Venn tauchte der Morgawr auf. »Dazu sind einige Vorbereitungen notwendig. Jemand mit Eurer Erfahrung dürfte keine Probleme haben, die Schiffe auszurüsten, die wir mitzunehmen gedenken. Ein Dutzend oder mehr brauchen wir, glaube ich.«
Der Morgawr, riesig und schwarz, glitt aus dem Schatten und baute sich hinter Venn auf. Der Grenzlandbewohner hörte und sah ihn nicht, sondern starrte einfach nur Dunsidan an.
»Natürlich werdet Ihr den Befehl über Eure Männer erhalten und dürft entscheiden, wer welche Aufgabe übernimmt…«
Eine knorrige, schuppenbedeckte Hand schob sich aus der schwarzen Robe des Morgawrs. Sie schloss sich um Darish Venns Nacken, und der Luftschiffkapitän keuchte heftig, wand und drehte sich und wollte sich befreien, aber der Morgawr hielt
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