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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Grausamkeiten erlebt, die andere den Verstand gekostet hätten. Er sagte kein Wort, dennoch schien er genau zu begreifen, was vor sich ging, allerdings ließ ihn das unberührt. Sen Dunsidan hatte ihn gelegentlich zu Hilfe genommen, wenn er widerspenstige Gefangene verhörte. Der Mann war ein wahrer Meister der Folter und ignorierte jedes Winseln um Gnade - darauf verstand er sich vielleicht noch besser als darauf, den Mund zu halten.
     Eigentümlicherweise hatte der Minister nie erfahren, welchen Namen er trug. Hier unten nannten ihn alle einfach Schließer, als genüge die Berufsbezeichnung bei einem Mann seiner Tätigkeit auch als Namen.
     Nachdem sie ein Dutzend kurzer Gänge und einige Türen hinter sich gebracht hatten, erreichten sie den Zellenblock. In den größeren Zellen saßen die Gefangenen von der Prekkendorranischen Anhöhe. Einige von ihnen würden gegen Lösegeld freigelassen oder gegen eigene Kriegsgefangene ausgetauscht werden. Andere würden hier unten verrecken. Sen Dunsidan zeigte auf die Zelle, in der diejenigen untergebracht waren, die schon am längsten im Kerker saßen.
     »Schließ auf.«
     Der Schließer öffnete wortlos die Tür.
     Sen Dunsidan nahm eine Fackel aus dem Halter an der Wand. »Mach die Tür hinter mir zu. Öffne nicht wieder, ehe ich dir sage, dass ich herauswill«, befahl er.
     Dann trat er verwegen hinein.
     Der Raum war groß, feucht und stank nach Männern und Käfig. Ein Dutzend Köpfe drehte sich nach ihm um. Die gleiche Anzahl Gefangene erhob sich von den fleckigen Matratzen auf dem Boden. Andere schliefen einfach weiter.
     »Wacht auf!«, brüllte er.
     Er hob die Fackel in die Höhe, damit sie ihn erkennen konnten, dann stellte er das Licht in einen Ständer an der Tür. Inzwischen waren fast alle aufgestanden und unterhielten sich flüsternd und grunzend. Er wartete, bis wirklich jeder wach war und ein zerlumpter Haufen mit leeren Augen und verhärmten Gesichtern vor ihm stand. Manche waren bereits seit drei Jahren hier eingesperrt. Die meisten hatten die Hoffnung, jemals wieder herauszukommen, aufgegeben. Das Scharren ihrer Füße hallte von der Decke wider durch die tiefe Stille und erinnerte ständig an ihre Hilflosigkeit.
     »Ihr kennt mich«, sagte er. »Mit vielen von euch habe ich schon einmal gesprochen. Ihr habt lange Zeit hier drin verbracht. Zu lange. Daher gebe ich jedem die Chance rauszukommen. Allerdings dürft ihr nicht nach Hause, jedenfalls nicht sofort. Aber ihr werdet diese Mauern hinter euch lassen und mit einem Luftschiff reisen. Seid ihr daran interessiert?«
     Der Mann, von dem Sen Dunsidan gehofft hatte, dass er für die Gefangenen sprechen würde, trat vor. »Worauf seid Ihr aus?«
     Der Kerl hieß Darish Venn, stammte aus dem Grenzland und war auf einem der ersten Luftschiffe der Freien im Krieg auf der Prekkendorranischen Anhöhe Kapitän gewesen. Viele Male hatte er sich in der Schlacht ausgezeichnet, ehe sein Schiff abstürzte und er in Gefangenschaft geriet. Die anderen Männer respektierten ihn und vertrauten ihm. Als ranghöchster Offizier hatte er die Gefangenen in Gruppen aufgeteilt und ihnen Posten gegeben, die einem freien Menschen vielleicht klein und unbedeutend erschienen, für die hier unten Weggeschlossenen waren sie hingegen überlebensnotwendig.
     »Kapitän.« Sen Dunsidan grüßte ihn mit einem Nicken. »Ich brauche Männer für eine Reise über die Blaue Spalte. Für eine lange Reise, von der so mancher nicht zurückkehren wird. Ich will gar nicht leugnen, dass es eine riskante Fahrt ist. Doch ich habe weder Seeleute übrig noch das Geld, Söldner bei den Fahrenden anzuheuern. Föderationssoldaten werden euch begleiten, jedenfalls diejenigen, die meine Bedingungen annehmen wollen, und so gibt es einigen Schutz und vor allem Ordnung. Immerhin werdet ihr diesen Ort hinter euch lassen, und ihr braucht nicht zurückzukommen. Die Reise dauert ein Jahr, vielleicht zwei. Ihr werdet eure eigene Mannschaft bilden und in Ruhe gelassen werden, solange ihr tut, was man euch sagt.«
     »Warum tut Ihr das, nach so langer Zeit?«, fragte Darish Venn.
     »Das kann ich Euch auch nicht verraten.«
     »Aus welchem Grund sollten wir Euch vertrauen?«, wagte ein anderer verwegen einzuwenden.
     »Warum nicht? Welchen Unterschied macht es schon, wenn es euch hier rausbringt? Wollte ich euch etwas antun, könnte ich das doch leichter haben, oder? Ich brauche Seeleute für eine Reise. Ihr wollt eure Freiheit. Da scheint doch

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