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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Verständnisses. Mit Augen, so trüb und milchweiß wie Seesteine, starrten sie zu ihm empor.
     »Schatten!«, flüsterte der Kapitän der Fahrenden.
     Das waren die Augen von Toten, und dennoch bewegten sich die Männer. Einen Augenblick lang konnte er sich nicht mehr konzentrieren, so schockiert war er. In seinem Leben hatte er schon die seltsamsten Dinge gesehen, aber keine wandelnden Toten. Nie hätte er mit etwas Derartigem gerechnet. Und nichtsdestoweniger hatte er sie jetzt vor sich.
     »Spanner!«, schrie er dem Schiffsbauer zu.
     Spanner Frew hatte sie ebenfalls gesehen. Er blickte Redden Alt Mer an und schüttelte den schwarzen Haarschopf wie ein grimmiger Bär.
     Dann war die Jerle Shannara an dem zweiten Schiff vorbei, stieg über den anderen auf, und Alt Mer korrigierte den Kurs und lenkte sie in Richtung Binnenland, fort von diesem Getümmel. Die feindlichen Schiffe nahmen die Jagd sofort auf und setzten ihr von allen Seiten nach, waren jedoch entlang der Küste zu sehr verstreut und außerdem zu weit entfernt, um sie wirkungsvoll einzukreisen. Wie haben die uns überhaupt gefunden?, fragte er sich. Kurz zog er in Betracht, ob einer seiner Männer ein Verräter war, verwarf diesen Gedanken allerdings sofort wieder. Möglicherweise Magie. Für denjenigen - wen auch immer -, der die Würger versklavt und die Toten zum Leben erweckt hatte, würde es sicherlich keine große Schwierigkeit darstellen, eine Bande Fahrende aufzutreiben. Höchstwahrscheinlich hatte er ihre Spur mithilfe der Würger gefunden.
     Oder sie, falls es sich tatsächlich um die zurückgekehrte Ilse-Hexe handelte.
     Er verfluchte seinen Mangel an Informationen, dazu die Hexe und ein Dutzend weiterer Unwägbarkeiten, während er landeinwärts auf die Berge zuhielt. Bald würde er sich nach Süden wenden müssen, sonst käme er in ein Gebiet, in dem er sich nicht auskannte. Die kürzere Route über Land durfte er nicht wagen. Dort riskierte er, sich zu verirren und die Kleine Rote mitsamt den anderen zu verlieren. Auf keinen Fall durfte er sie diesen Kreaturen, die sein Schiff verfolgten, ohne Warnung überlassen.
     Ein scharfer Knall peitschte durch den rauschenden Wind, als sich ein Strahlungssammler von der Reling an der Backbordseite losriss und hin und her schwankte wie eine Schlange, ehe sie ihre Beute packt. Die Fahrenden, die noch immer in ihren Kampfkanzeln hockten, warfen sich flach auf den Boden. Spanner Frew sprang hinter den Hauptmast und suchte dort Schutz, als der lockere Sammler vorbeiflog, sich am Heck in den Leinen verfing und sich schließlich abermals losriss.
     Sofort verlor das Schiff an Schub und Balance - durch den Ausfall der vorderen Sammler lief das Schiff sowieso schon nicht auf Hochtouren. Wenn die Leinen nicht unverzüglich neu gespannt wurden, würde das Schiff im Kreis direkt wieder zu den feindlichen Schiffen zurückfahren, und dann fielen sie alle den wandelnden Toten in die Hände.
     Redden Alt Mer konnte diese Augen einfach nicht vergessen, milchigtrüb und leer, wie sie waren, bar jeglicher Menschlichkeit und jedes Verständnisses der Welt um sie her beraubt.
     Ohne lange darüber nachzudenken, schaltete er die Steuerbordröhre mittschiffs ab und drückte den Backbordhebel nach vorn. Entweder würde die Jerle Shannara lange genug zusammenhalten, um ihnen eine reelle Chance zur Flucht zu geben, oder sie würden irgendwann wie ein Stein vom Himmel fallen.
     »Schwarzbart!«, rief er Spanner Frew zu. »Übernimm das Ruder!«
     Der Schiffbauer polterte die Stufen hinauf, eilte in die Pilotenkanzel und ergriff mit den knorrigen Händen das Steuer. Redden Alt Mer nahm sich nicht die Zeit für großartige Erklärungen, sondern rannte zum Deck hinunter und nach vorn zum Hauptmast. Er fühlte sich seltsam heiter und beschwingt, als könne kein Einfall, der ihm jetzt käme, zu verwegen sein. Gar nicht mal so falsch geschätzt, entschied er. Der Wind pfiff ihm um die Ohren und zerrte wild an seinem langen roten Haar und seinen leuchtenden Tüchern. Er fühlte, wie das Luftschiff unter seinen Füßen schaukelte, wie es um eine gerade Lage kämpfte und darum, nicht abzutauchen. Das beeindruckte ihn. Drei Sammler hatte sie schon verloren; eigentlich hätten sie inzwischen längst abstürzen müssen. Kein anderes Schiff hätte so lange ausgehalten.
     Zu seiner Linken flatterte der verwickelte Sammler, verdrehte sich mit den anderen Sammlern und drohte, sie jeden Moment ebenfalls loszureißen. Redden Alt

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