Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
Mer riskierte einen raschen Blick über die Schulter. Die Verfolger hatten aufgeholt und nutzten die Schwierigkeiten der Jerle Shannara zu ihrem Vorteil. Die Würger hatten sie bereits fast erreicht.
     »Haltet sie auf Abstand!«, schrie er den Fahrenden zu, die in ihren Kampfkanzeln saßen, aber seine Worte gingen im Wind unter.
     Er stieg an den eisernen Kletterhaken den vorderen Mast hoch und drückte sich dicht an das Holz, um nicht losgerissen und ins Leere geweht zu werden. Seine Lederkleidung schützte ihn, trotzdem war der Wind heftig und blies in kalten, grimmigen Böen von den Bergen herab. Redden Alt Mer blickte nicht nach hinten oder hinüber zu den Sammlern. Was ihn dort erwartete, war ihm sowieso klar, und er konnte nichts dagegen tun. Wenn sich die anderen Sammler losrissen, ehe er sie erreichte, würden sie so wild herumpeitschen, dass sie ihn glatt in zwei Hälften trennen konnten. Wenn die Würger nahe genug herankamen, konnten sie ihn von seinem Platz zerren und ihn forttragen. Weder die Aussicht auf das eine noch auf das andere fand er wirklich berauschend.
     Am Rande seines Sichtfeldes huschte etwas Dunkles vorbei. Er erhaschte kaum einen Blick darauf. Das Gleiche noch einmal. Pfeile. Die feindlichen Schiffe waren nah genug, um Langbogen zum Einsatz zu bringen. Vielleicht waren die Mwellrets und die wandelnden Toten im Umgang mit diesen Waffen geübt. Vielleicht würde ihm ein Quäntchen jenes Glücks, das ihn schon so oft gerettet hatte, auch diesmal beistehen.
      Vielleicht, mehr blieb ihm nicht.
     Nun hatte er die Spitze des Mastes erreicht und arbeitete sich zur Rahnock vor, wo der flüchtige Sammler befestigt war. Er umklammerte die Rah mit tauben, geschundenen Fingern, und die Kräfte schwanden ihm im kalten Wind allmählich. Unter sich sah er die Köpfe seiner Männer, die sich hin und her bewegten, wenn sie erst auf die herannahenden Würger schossen und dann zu ihm hinaufschauten, um zu sehen, welchen Fortschritt er machte. Er erkannte die Besorgnis in ihren Gesichtern. Gut, dachte er. Der Gedanke, nicht vermisst zu werden, hätte ihn stutzig gemacht.
     Ein Würger flog kreischend von oben an ihm vorbei. Die Krallen krallten ihm in den Rücken, und die Lederkleidung wurde zerfetzt. Schmerz durchflutete ihn, als die Krallen seine Haut aufrissen. Er hangelte sich zur Seite und wäre beinahe abgestürzt, und seine Beine rutschten ab, so dass er jetzt an den Händen von der Rahnock hing. Das Segel blähte sich ihm wie ein Ballon entgegen, und er lehnte sich darauf und sammelte Kraft. Während er in dem Segel versank, flog der nächste Würger herüber, konnte jedoch nicht nahe genug herankommen. Enttäuscht zog er von dannen.
      Nur nicht aufgeben!, ermahnte er sich, obwohl Schmerz und Erschöpfung ihm zusetzten. Nur nicht nachlassen! Er kroch zurück auf die Rah, dann schob er sich zu deren Ende vor, schwang sich von der Spiere hinüber und glitt an dem Mittschiff-Sammler hinunter bis dorthin, wo er am Heck befestigt war. Dabei strich er mit den Stiefeln die Leinen gerade. Arg mitgenommen und müde hielt er sich verzweifelt weiterhin fest und brüllte nach der Mannschaft. Zwei Mann sprangen von den Backbord-Kampfkanzeln herüber und waren sofort bei ihm, packten den Sammler und zerrten ihn zu der Trennröhre, von der er sich losgerissen hatte. Die herabstoßenden Würger und den Pfeilhagel von den Verfolgerschiffen ignorierten sie.
     Redden Alt Mer brach auf Deck zusammen, die blutige Wunde auf seinem Rücken brannte und schmerzte.
     »Das genügt an Heldentaten für heute, Kapitän«, knurrte Britt Rill, der aus dem Nichts auftauchte, einen seiner Arme packte und ihn auf die Beine zog. »Ab nach unten.«
     Alt Mer wollte widersprechen, doch seine Kehle war so trocken, dass er kein einziges Wort hervorbrachte. Und schlimmer noch, er hatte kaum Kraft. Nur mit Rills Hilfe konnte er sich auf den Beinen halten. Er sah den anderen an und nickte. Schließlich hatte er sein Bestes gegeben. Nun hing alles vom Schiff ab, und er würde jede Wette eingehen, dass es durchhalten würde.
     Unter Deck half ihm Britt Rill aus dem Leder und wusch die Wunden. »Wie schlimm sieht es aus?«, erkundigte sich Redden Alt Mer mit vorgebeugtem Kopf, die Arme auf den Knien, die Hände gefaltet, sein ganzer Körper vor Schmerz gekrümmt. »Hat das Vieh die Muskeln aufgerissen?«
     »Ganz so übel scheint es nicht zu sein, Kapitän«, antwortete der andere ruhig. »Nur ein paar tiefe Kratzer, damit Ihr

Weitere Kostenlose Bücher