Shannara VIII
Euren Enkeln später Geschichten erzählen könnt - wenn Ihr welche bekommt.«
»Unwahrscheinlich.«
»Wahrscheinlich ein Segen für die Welt, möchte ich meinen.«
Rill verband die Wunden mit Streifen Stoff, nachdem er Salbe aufgetragen hatte, gab dem Kapitän einen langen Schluck aus dem Bierschlauch, den er um den Bauch trug, und überließ es ihm selbst, was er als Nächstes tun sollte. »Oben werde ich bestimmt gebraucht«, sagte Rill, als er die Kabine verließ.
Und ich auch, dachte Alt Mer. Trotzdem rührte er sich nicht sofort. Stattdessen saß er noch einen Moment lang auf dem Bett, lauschte dem Rauschen des Windes von den Fensterläden und spürte die Bewegung des Schiffes unter den Füßen. Das Schwanken und das Gleiten verrieten ihm, dass es seine Pflicht tat, dass ausreichend Energie zur Verfügung stand, um es in der Höhe zu halten und vorwärts zu bringen. Dennoch war die Schlacht noch nicht vorbei. Ihr Verfolger, der über ausreichend Magie verfügte, um Würger zu rufen und wandelnde Tote zu befehligen, würde sich gewiss nicht so leicht entmutigen lassen.
Kurz darauf zog er sich die zerfetzte Lederkleidung wieder an und kehrte nach oben zurück. Sobald er den Wind um die Nase spürte, blickte er sich um und schätzte die Position ab, dann ging er hinüber zur Pilotenkanzel und stellte sich zu Spanner Frew. Bereitwillig überließ er dem Schiffsbauer das Ruder und stellte keine Fragen. Stattdessen schaute er lange zurück auf die dunklen Formen, die sie zwar noch verfolgten, aber schon im Dunst blasser wurden. Sogar die Würger hatten die Jagd aufgegeben.
Spanner Frew sah Redden Alt Mer an, begutachtete seinen Zustand und nickte. Der Anblick des Kapitäns ermutigte nicht gerade zu einer fröhlichen Unterhaltung.
Alt Mer betrachtete den Himmel. Sie waren von Grau und Nebel umgeben, und die dunkle Suppe im Norden verhieß Regen. Berge ragten vor ihnen und zu beiden Seiten auf, während sie landeinwärts auf die Eisfelder zuhielten, die sie überqueren mussten, um Rue und die anderen zu erreichen.
Dann entdeckte er eine Ansammlung von Punkten vor ihnen und an Steuerbord, wo die Küstenlinie sich in mehreren Buchten nach innen wölbte.
»Schwarzbart!«, sagte er dem anderen ins Ohr, zog an seiner Schulter und zeigte auf die Punkte.
Spanner Frew folgte seinem Blick. Vor ihnen nahmen die Punkte allmählich Gestalt an, bekamen Flügel und Segel. »Noch mehr von denen!«, knurrte der große Mann, und in seiner Stimme schwangen Unglauben und Fassungslosigkeit mit. »Auch Würger, wenn ich mich nicht irre. Wie haben die uns überholt?«
»Die Würger kennen die Küste und die Klippen besser als wir!« Alt Mer musste sich anstrengen, damit man ihn im Tosen des Windes verstehen konnte. »Offensichtlich kannten sie eine Möglichkeit, um den Weg abzuschneiden. Wenn wir so weiter fliegen, erwischen sie uns. Wir müssen weiter ins Landesinnere, und zwar schnell.«
Sein Gefährte blickte in die nebelverhüllten Berge. »Wenn wir uns in diese Brühe wagen, enden wir als Sägespäne.«
Alt Mer sah ihn fest an. »Leider haben wir keine andere Wahl. Lass mich ans Ruder. Geh nach vorn und dirigiere mich mit Zeichen, wann immer es notwendig wird. Nur Handzeichen. Stimmen könnten uns verraten. Und gib dir Mühe, damit wir nicht auf einem Felsen landen.«
Die Mannschaft hatte die beschädigten Sammler repariert, die Trümmer weggeräumt und stand bereit. Spanner Frew unterrichtete sie auf dem Weg zum Bug von dem, was ihnen bevorstand, und schickte jeden auf seinen Posten. Niemand erwiderte etwas. Nach alter Tradition der Fahrenden vertrauten sie ihr Schicksal denen an, die Glück hatten. Und niemand hatte davon mehr als Redden Alt Mer. Unter seinem Kommando würden sie selbst auf einem brennenden Schiff mitten durch einen Feuersturm fahren.
Er holte tief Luft, blickte erneut zu den Schemen vor und hinter sich. Zu viele, um ihnen zu entkommen oder gegen sie zu kämpfen. Er drehte das Ruder hart nach Backbord auf die Nebelbank zu. Dann gab er dem Schiff volle Kraft, bis sie mitten in der Suppe waren, verringerte das Tempo, bis sie langsam dahinglitten, und beobachtete, wie der Dunst sich sammelte und wieder auflöste und wie dünne weiße Fäden die dunklen Säume der Berge einhüllten. Wenn sie in dieser Höhe gegen einen Berg fuhren, während sie schon ein Drittel ihrer Kraft verloren hatten, waren sie am Ende.
Die Würger konnten sie allerdings nicht aufspüren, und ihre
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