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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Verfolger standen den gleichen Problemen wie sie selbst gegenüber.
     Im Nebel herrschte eine eigenartige Stille, hier inmitten dieser Berge war kein Laut zu hören, während die Jerle Shannara dahinsegelte wie ein Raubvogel. Um sie herum schienen die Berge zu schweben, dunkle Massen, die wie Fata Morganas auftauchten und wieder verschwanden. Alt Mer betrachtete den Kompass und tat ihn dann zur Seite. Er musste nach Sicht und aus dem Bauch heraus navigieren, dann fand er hoffentlich einen Kurs, der sie am Ende wieder aus dem Nebel herausführte. Falls dieser Nebel überhaupt je ein Ende nahm. Möglicherweise blieben die Sichtverhältnisse weit bis ins Inland so, bis hinter die Berge. Wenn das zutraf, würden sie sich mit Sicherheit verirren.
     Spanner Frew am Bug konnte er so gerade eben erkennen. Der große Fahrende hatte sich vorgebeugt und konzentrierte sich ganz auf die wabernden, weißen Wolken. Hin und wieder machte er ein Zeichen mit der Hand - nach rechts, nach links, langsamer - und Redden Alt Mer betätigte entsprechend das Steuer. Der Wind pfiff ihnen böig um die Ohren und erstarb dann, vielleicht wegen einer nahen Felswand. Nebel wirbelte ziellos zwischen den Gipfeln entlang. Nur die Jerle Shannara störte seine ätherischen Strömungen.
     Dunkle Wolken kündigten Regen an, und schon bald ergoss sich sintflutartig das Wasser über sie. Der Regen hüllte das Luftschiff und seine Besatzung ein und durchnässte alle bis auf die Haut. Um sie herum wurde es düster und dämmrig. Alt Mer, der schon Schlimmeres erlebt hatte, versuchte nicht daran zu denken, wie bei diesem Wetter Formen verzerrt wurden und Hindernisse erschienen, wo es keine gab, und freie Bahn vorgetäuscht wurde, wo Felswände lauerten. Der Fahrende verließ sich mehr auf seine Instinkte als auf seine Wahrnehmung. Sein ganzes Leben hatte er auf Schiffen zugebracht, und er wusste, was Wind und Wasser vorzuspiegeln vermochten.
     Hinter ihnen schlossen sich der Nebel und die Dunkelheit wie ein Vorhang. Von den Verfolgern war keine Spur zu sehen, sondern nur Himmel und Berge und Regen und Dunst.
     Spanner Frew kehrte zu ihm in die Pilotenkanzel zurück. Es bestand kein Grund, länger am Bug zu bleiben. Die Welt um sie herum war verschwunden.
     Der Schiffsbauer blickte Redden Alt Mer an und lächelte grimmig. Der Kapitän erwiderte das Lächeln. Keiner der beiden hatte etwas zu sagen.
     Die Jerle Shannara segelte weiter in die Düsternis hinein.

Kapitel 33
    Hitze und Licht wichen kühler Dunkelheit, das eigentümliche Kribbeln wurde zu Taubheit, und die Gegenwart zu Vergangenheit, als die Ilse-Hexe von der Kraft des Schwerts von Shannara übermannt wurde. In einem Augenblick befand sie sich noch tief unter der Erde in den Katakomben von Castledown, allein mit ihrem Feind, dem Druiden Walker, umgeben von den Trümmern eines anderen Zeitalters. Im nächsten Moment war sie so weit in ihr eigenes Inneres vorgedrungen, dass sie keine Ahnung hatte, wo sie eigentlich wirklich war. Blitzartig hatte sie sich von einem Wesen aus Fleisch und Blut in eines verwandelt, das kaum mehr Substanz hatte als die Gedanken, die sie fortrissen.
     Ihr blieb nur ein kurzer Moment, um sich zu fragen, was eigentlich vor sich ging, dann war es vorüber.
     Sie wandelte allein durch die Dunkelheit, und dennoch war sie sich bewusst, dass Walker in ihr war, nicht in erkennbarer Gestalt, nicht einmal in irgendeiner festen Form, eher als Schatten, als Schemen, der an ihr hing wie ihr langes, dunkles Haar. Sie spürte seinen Puls in dem Talisman, den sie fest umklammerte wie eine Rettungsleine. Er war nur eine Präsenz im Äther, doch immerhin war er mit ihr hier und beobachtete alles.
     Als sie die Dunkelheit verließ, befand sie sich in einer anderen Zeit und an einem anderen Ort - beides erkannte sie auf Anhieb. Sie war zu Hause, dort, von wo sie als Kind entführt worden war. Niemals hätte sie geglaubt, ihr Zuhause wieder zu sehen, und nun stand es da, genauso wie sie sich aus der Kindheit daran erinnerte, im Dämmerlicht des frühen Morgens, umgeben von Stille, bedroht von Gefahren. Die Kälte der Morgenluft ließ sie frösteln, der durchdringende Duft der Fliederbüsche stieg ihr in die Nase. Sofort wurde ihr klar, um welchen Zeitpunkt es sich handelte. Sie war zu jenem Morgen zurückgekehrt, an dem ihre Eltern und ihr Bruder gestorben waren und man sie selbst entführt hatte.
     Nun beobachtete sie, wie sich die Ereignisse jenes Tages von neuem vor ihr abspielten,

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