Shannara VIII
schaute sich alles genau an und hielt sich derweil zur übrigen Gruppe auf Abstand. Er stocherte an den Kriechern herum, trat nahe an die beiden riesigen Zylinder heran und betrat die Extraktionskammer, wo er sich lange Zeit allein aufhielt. Ahren beobachtete die anderen, insbesondere jedoch Ryer Ord Star. Sie stand nur einige Meter von ihm entfernt und starrte ausdruckslos ins Leere. In seine Richtung blickte sie nicht ein einziges Mal. Falls sie seine Blicke spürte, reagierte sie jedenfalls nicht darauf.
Nachdem der Morgawr seine Untersuchung beendet hatte, kam er aus der Extraktionskammer und scheuchte Cree Bega mit einem ungeduldigen Zischen voran. Der Caull lief an der Spitze und zerrte mit dem massigen Körper niedergeschlagen an den Ketten. Sie folgten jetzt einer neuen Richtung. Die Ilse-Hexe war hier gewesen, das wusste Ahren irgendwie. Zwar hatte es ihm niemand gesagt, aber das Verhalten des Morgawrs, der den neuen Gang entlang eilte, ließ nur diesen einen Schluss zu. Vielleicht hatte er sie einfach nur knapp verpasst. Er fragte sich, was wohl aus Walker geworden war. Selbst wenn die Hexe ihn gefunden hätte, so würde es ihr an der Kraft gemangelt haben, ihn allein zu transportieren.
Es sollte nicht lange dauern, bis er die Antwort erhielt. Sie zogen durch ein Labyrinth leerer, halbzerstörter Gänge, bis sie in eine riesige Höhle mit einem unterirdischen See gelangten. Im schwachen Schein der phosphoreszierenden Felswände führte die Blutspur weiter bis zum Rand des Sees, bildete dort abermals eine Lache und verschwand dann. Die Oberfläche des Wassers war still und vollkommen glatt. Von Walker war nichts zu sehen.
Der Morgawr blickte einen Moment lang auf den See hinaus und schlang den schwarzen Mantel eng um sich. Niemand getraute sich zu sprechen, und niemand wagte sich in seine Nähe.
»Tretet zurück von mir«, befahl er nach einer Weile.
Sie gehorchten, und Ahren beobachtete, wie sich schuppige Arme aus dem Mantel des Morgawrs schoben und in raschen Bewegungen verwobene Muster und Symbole in die Luft malten. Ein grünliches Licht strahlte von seinen Fingerspitzen aus und hinterließ eine Spur von smaragdgrünem Feuer. Die Stille der leeren Höhle wurde vom Wispern eines Phantomwindes erfüllt, und aus den Tiefen des Sees erhob sich ein tiefes, hässliches Zischen, eine Warnung und eine Reaktion auf die Beschwörung des Morgawrs. Dennoch fuhr der Zauberer mit seinem Tun fort, die Robe wallte um den dunklen Körper auf, und Gischt spritzte vom Wasser auf. Blasse Bilder erschienen, Schatten, die vom Licht der Magie erzeugt wurden und in einem Moment auftauchten, im nächsten wieder verschwunden waren. Ahren hatte keine Ahnung, wer das sein sollte; er wusste nicht mal sicher, ob seine Sinne ihm nicht einen Streich spielten. Dennoch glaubte er einmal Stimmen zu hören, heiseres Flüstern. Und einmal, dessen war er sich sicher, vernahm er Schreie.
Dann frischte der Wind auf, und die Fackeln erloschen. Die Mwellrets wichen einige Schritte zurück auf den Eingang der Höhle zu. Ahren ging mit ihnen. Nur Ryer Ord Star blieb auf ihrem Platz, hob den Kopf, und ihr kindliches Gesicht zeigte eine grimmige Miene, während sie in den See und die Dunkelheit jenseits der Wasseroberfläche starrte. Sie sah ebenfalls etwas, dachte Ahren - vielleicht die eigentümlichen Bilder, vielleicht ganz andere Dinge.
Endlich kamen die Hände des Morgawrs zur Ruhe, der Wind und der Lärm erstarben, und der See wurde still. Der Morgawr wandte sich vom Ufer ab und ging zu seinen Rets, die wachsam am Höhleneingang standen, dabei winkte er die Seherin mit sich, als er an ihr vorbeikam. Gehorsam folgte sie ihm.
»Der Druide ist tot«, verkündete er bei seinem Eintreffen.
Als es nun jemand laut aussprach, verlieh dies der eigentlich bekannten Tatsache neues Gewicht. Ahren hielt den Atem an, und plötzlich fühlte er sich jeglicher Hoffnungen beraubt, diesen schrecklichen Ort und dieses wilde Land je zu verlassen.
Der Morgawr schaute ihn an und schätzte seine Reaktion ab. »Unsere kleine Ilse-Hexe lebt allerdings.« Er fixierte Ahren weiterhin mit seinen gefährlichen Augen. »Sie ist gekommen und wieder gegangen, und sie war nicht allein. Dieser Junge, den du von der Schwarzen Moclips entfliehen lassen hast, Cree Bega, ist bei ihr - und noch jemand, dessen Namen ich jedoch nicht kenne.« Er zögerte. »Kennst du ihn, Elfenprinz?«
Ahren schüttelte den Kopf. Er wusste nicht, wer bei Bek sein
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