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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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scheuen ließen wie ein wildes Pferd. Die Böen erschütterten die Jerle Shannara, unter Spanner Frews ruhiger Hand hielt das Luftschiff jedoch den Kurs. Unter ihnen zogen dunkle, stille Wälder dahin. Einmal sah Rue ein dünnes blaues Band, wo sich ein Bach durch das Tal wand, doch Tiere oder Menschen entdeckte sie nicht. Falken kreisten vor den Felswänden und schauten grimmig ins Licht. Hinter ihnen war der ganze Himmel schwarz von dem Sturm, den sie jenseits der Berge hinter sich gelassen hatten. In den anderen Richtungen war der Horizont in Dunst gehüllt.
     Rue lauschte dem Wind, der die straff gespannten Leinen singen ließ. Wenn sie dieses Geräusch hörte, dachte sie stets, das Schiff würde sie rufen und ihr etwas mitteilen wollen. Jetzt hatte sie das gleiche Gefühl, und damit wuchs ihr Unbehagen.
     Auf der gegenüberliegenden Seite des Tales bogen sie nach rechts ab, auf die Schlucht zu, die ihr Bruder erspäht hatte, einen tiefen Einschnitt in den Gipfeln der zweiten Kette, die Durchlass gewährte zu dem, was auch immer dahinter liegen mochte. Vermutlich weitere Berge, möglicherweise aber auch nicht. Rue blickte zum Himmel, wo die Wolken über die Bergspitzen hetzten, angetrieben von Winden, die von Norden herunterkamen. Da das schlechte Wetter in ihrem Rücken lag, herrschten diese Seitenwinde hier offenbar ständig. Falls das zutraf, waren sie ohne Frage sehr gefährlich.
     Die Jerle Shannara flog durch die Lücke, geriet zum ersten Mal in diese Seitenwinde und wurde sofort abgetrieben. Spanner Frew brachte das Schiff wieder auf Kurs und hielt es flach am Boden und weit auf der linken Seite. Vor ihnen tauchten weitere Felswände und Gipfel auf, gigantische Steinscheiben, die aussahen wie Hände, die ein Riese zur Warnung gehoben hat. Aber die Schlucht wand sich zwischen ihnen hindurch und gewährte ihnen Passage, also flogen sie weiter. Der Boden des Cañons stieg beständig an, die Berge kamen näher zusammen, und die Jerle Shannara war gezwungen, höher zu gehen.
     Rue Meridian holte tief Atem und hielt ihn an, so sehr war sie von Anspannung erfüllt.
     »Ruhig, Schwarzbart«, hörte sie ihren Bruder leise sagen. Dann traf eine Windböe das Schiff und schob es zur Seite, endlose atemlose Sekunden lang, ehe Spanner Frew die Bewegung mit Gegensteuern ausgeglichen hatte.
     Rue blies scharf in die Luft. Der Große Rote schaute zu ihr hinüber und grinste nur breit, um ihr mitzuteilen, wie sehr ihm dieses aufregende Spiel gefiel.
     »Weiter!«, rief er.
     Sie flogen durch die Windungen und Kurven der Schlucht wie ein Korken in aufgewühltem Wasser, wurden hierhin und dorthin getrieben und mussten jedes Mal hart kämpfen, um auf Kurs zu bleiben. Der Wind packte sie, erstarb plötzlich und erfasste sie von neuem. Einmal wurden sie so heftig nach Steuerbord getrieben, dass sie beinahe an die Felsen gestoßen wären und nur knapp an einem Vorsprung vorbeiglitten, der ihnen den Rumpf aufgerissen hätte. Rue klammerte sich an die Reling der Pilotenkanzel, die Haut über ihren Fingerknöcheln wurde weiß, so fest packte sie zu, und sie dachte bei sich, diese Fahrt sei in gewisser Weise noch schlimmer als die durch den Quetscher. Von einem Moment zum anderen konnte man vollkommen die Kontrolle verlieren und an den Felsen zerschmettert werden.
     Sie gingen erneut tausend Fuß höher, da der Boden des Passes ebenfalls anstieg und sie dazu zwang, weiter hinaufzugehen, als ihr Bruder gehofft hatte; die Winde hier oben waren heftig und unvorhersagbar.
     Dann teilten sich die Berge, und weit unter sich sahen sie inmitten der Ausläufer verstreuter Berge einen riesigen Wald, der sich tief und undurchdringlich in den Dunst erstreckte. Dort würden sie bestimmt einen Landeplatz finden, wo sie die notwendigen Reparaturen vornehmen konnten.
     Rue hatte den Gedanken kaum zu Ende gebracht, als sich der Backbordsammler am Heck losriss.
     Sofort verlor die Jerle Shannara an Energie und glitt seitlich davon. Spanner Frew kämpfte hart, um die Nase hochzubringen, doch ohne die beiden Hecktrennröhren hatte er nur wenig dagegen aufzubieten.
     »Ich kann sie nicht gerade halten!«, grunzte er niedergeschlagen.
     »Großsegel!«, befahl der Große Rote der Mannschaft.
     Kelson Riat und ein zweiter Fahrender sprangen sofort von ihren Plätzen mittschiffs auf, lösten die Leinen und hissten das Segel.
     Ohne die Trennröhren musste sich der Große Rote auf Segel als Antrieb verlassen. Aber die Seitenwinde waren

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